Interview mit Kai Beisswenger

 

(c) K. Beißwenger

(c) K. Beißwenger

Kai Beisswenger wurde 1961 in Seesen am Harz geboren und lebt heute im Kreis Heinsberg. Neben seiner Schreibtätigkeit arbeitet der Betriebswirt im internationalen Vertrieb – zurzeit in einem japanischen Unternehmen in Düsseldorf. Mit dem Schreiben begann er schon in der Schule. Aber erst die Erlebnisse einer einjährigen Weltreise weckten sein Interesse für Mythen, Wissenschaft und fantastische Erzählungen. Diese Erfahrung verarbeitet er in seinen Werken ebenso wie seine Beobachtungen zu Entwicklungen am Arbeitsplatz und in der Gesellschaft, die unsere Welt nachhaltig verändern.

 

Fabelhafte Bücher: Bestsellerlisten wie beispielsweise die Spiegel-Bestseller-Liste waren immer schon heiß umstritten und doch orientieren sich nun mal viele Menschen an den Lesegewohnheiten anderer Leser. Wie stehen Sie zu solchen Bücherrankings?

Kai Beisswenger: Eine Orientierungshilfe brauchen alle Leser. Insofern halte ich solche Listen durchaus für hilfreich.

Fabelhafte Bücher: Schreibblockaden, Selbstzweifel oder einfach zu viel zu tun: Jeder Autor hat mal Durchhänger. Was ist Ihr Geheimrezept?

Kai Beisswenger: Durchhängen. Es kommen wieder bessere Tage. Allerdings nie auf das Notizbuch verzichten. Das gehört in den Nachttisch, in den Seifenspender der Dusche oder neben das Pausenbrötchen. Ideen müssen immer sofort dokumentiert werden, ansonsten fliegen sie weg, so schnell wie sie gekommen sind. Schreibarbeit ist Handwerk, dafür muss man sich nur disziplinieren. Das Allerwichtigste ist die Idee. Ohne Idee nix los!

Fabelhafte Bücher: Ob Indieautor oder Verlagsautor – längst wird erwartet, dass Autoren auf ihre Leser zugehen. Lesungen reichen nicht mehr, der Autor sollte möglichst auch im Internet präsent sein. Wie viel Zeit setzen Sie ungefähr für diese Aktivitäten rund ums Buch ein?

Kai Beisswenger: 30 Minuten pro Tag: Facebook und andere Foren.

Fabelhafte Bücher: Wenn Neulinge Sie nach einem Tipp fragen würden: Auf welches Marketinginstrument setzen Sie in erster Linie?

Kai Beisswenger: Facebook. Gut sind auch Aktivitäten in Leseforen, z.B. Leserunden bei Lovelybooks, Buechereule …

Fabelhafte Bücher: Von welchen Schriftstellern sehen Sie sich in Ihrem eigenen Werk beeinflusst? Wer inspiriert Sie?

Kai Beisswenger: Niemand. Niemand schreibt Vergleichbares in Deutschland, in Frankreich schreibt Didier de Cauwelaert so ähnlich.

Fabelhafte Bücher: Wieso werden von den großen Feuilletons, egal ob Spiegel, FAZ, ZEIT oder sonstigen Granden des Literaturbetriebs, immer nur die üblichen Verdächtigen rezensiert, die ohnehin jeder kennt? Wie könnte es gelingen, Newcomer stärker in den Vordergrund zu rücken?

Kai Beisswenger: Journalisten und Blogger interessieren sich für die Großen und bekommen Rezensionsexemplare von den Verlagen. Newcomer haben da keine Chance, es sei denn, sie haben Fürsprecher bei den Verlagen oder unter bekannten Autoren. Keine Chance für No-Name-Autoren.

Fabelhafte Bücher: Nach Ihren Erfahrungen – welche Anfängerfehler würden Sie im Nachhinein vermeiden – was können Sie Neulingen empfehlen, die sich mit dem Gedanken tragen, ein Buch zu schreiben?

Kai Beisswenger: Den Markt segmentieren. Vorher genau umschauen. Dann feststellen, ob man Selfpublisher, E-Book-Autor oder Publikumsverlags-Autor werden will. Anschließend sollte man die Verlage anschreiben, deren Leser das eigene Buch lesen würden. Möglichst die Lektoren, Chef-Lektoren direkt ansprechen und nicht die Lektorats-Assistentin, die von Tuten und Blasen keine Ahnung hat. Exposés oder Manuskripte nur nach vorheriger Absprache verschicken. Falls man selbst noch Bedarf hinsichtlich der eigenen Positionierung hat, könnte man einen Agenten einschalten.

Fabelhafte Bücher: Viele Schriftsteller tun sich beim Schreiben von Sex-Szenen ziemlich schwer. Gibt es Themen oder Situationen, bei deren Beschreibung Sie sich schwer tun?

Kai Beisswenger: Richtige Gefühle. Das kriegen nur Autorinnen richtig hin.

Fabelhafte Bücher: Als heikel gelten auch politische Zuschreibungen, etwa Islamkritik oder Kritik an jüdischer Siedlungspolitik um nur zwei Beispiele zu nennen. Wie gehen Sie mit dem Thema um und welchen Umgang erwarten Sie sich von Autoren insgesamt zu dem Thema?

Kai Beisswenger: Keine Themen ausblenden, nur weil es dem politisch korrekten Kritiker nicht gefallen würde. Allerdings auch penibel prüfen, ob im Geschriebenen Ressentiments verborgen sind. Falls ja, raus damit! Schreib, wovon du etwas weißt, gilt immer!

Fabelhafte Bücher: Wenn Sie schreiben – wie strukturieren Sie Ihren Tag? Schreiben Sie, wenn Sie gerade in Stimmung sind? Oder haben Sie sich feste Zeiten reserviert?

Kai Beisswenger: Ideen sammle ich immer und schreibe sie sofort auf. Ins Reine schreibe ich am Wochenende. Korrekturen mache ich im Zug oder im Flieger auf meinem Kindle. Am meisten Zeit benötige ich für den Feinschliff. Das ist Fleißarbeit, zu der ich am wenigsten Lust habe.

Fabelhafte Bücher: Bitte verraten Sie uns etwas über Ihr aktuelles Projekt. Wovon soll Ihr nächstes Buch handeln, was können Sie schon verraten?

Kai Beisswenger: Eine Männer-Freundschaft zwischen Hoffnung und Verzweiflung in zwei Akten. Es geht um postmoderne Herausforderungen: Stress am Arbeitsplatz und im Familienleben, Depressionen, moderne Medien. Die gesellschaftskritische Roman-Miniatur erscheint voraussichtlich Anfang 2016 …

Fabelhafte Bücher: Wir bedanken uns herzlich für das Gespräch.