Interview mit Susanne Czuba-Konrad

 

© Michael Kleinespel

© Michael Kleinespel

Susanne Konrad lebt und arbeitet (auch als Susanne Czuba-Konrad) in Frankfurt am Main. Sie hat Deutsch und Geschichte studiert und 1995 in deutscher Literaturwissenschaft promoviert. Sie engagiert sich in literarischen Verbänden und Vereinen. Seit 1987 veröffentlicht sie in Zeitschriften und Anthologien. Sie hat mehrere Bücher publiziert, darunter „Camilles Schatten“ (Roman, Brandes & Apsel 2005) und „Emotionen“ (Schreibratgeber, Autorenhaus Verlag 2007). Im Herbst 2015 erscheint im Größenwahn Verlag ihr Roman „Die Akademikerin“.

 

Fabelhafte Bücher: Jedes Jahr buhlen im deutschsprachigen Raum weit mehr als 100.000 Bücher in Neuauflage um die Aufmerksamkeit der Leser. Die „Konkurrenz“ ist also gewaltig. Denken Sie über sowas nach, wenn Sie ein neues Buch in Angriff nehmen?

Susanne Konrad: Ja. Ich habe mir abgewöhnt zu versuchen, so viele Bücher wie möglich zu schreiben. Lieber arbeite ich länger an einem Werk und warte erst mal die Resonanz auf das Buch ab, bevor ich das nächste Projekt plane. Außerdem habe ich begonnen, Literaturveranstaltungen und Lesungen für andere Autoren zu machen, ziehe Publikum heran und fördere so die Aufmerksamkeit für vorhandene Bücher, die mich interessieren. Ferner biete ich Schreibworkshops an, um anderen Schreibenden das Gespräch über ihre Projekte zu ermöglichen. Ich bewege mich so in einem lebendigen literarischen Diskurs, in dem ich nicht immer im Mittelpunkt stehen muss.

Fabelhafte Bücher: Bestsellerlisten wie beispielsweise die Spiegel-Bestseller-Liste waren immer schon heiß umstritten und doch orientieren sich nun mal viele Menschen an den Lesegewohnheiten anderer Leser. Wie stehen Sie zu solchen Bücherrankings?

Susanne Konrad: Solche Rankinglisten beachte ich kaum.

Fabelhafte Bücher: Schreibblockaden, Selbstzweifel oder einfach zu viel zu tun: Jeder Autor hat mal Durchhänger. Was ist Ihr Geheimrezept?

Susanne Konrad: Durststrecken ertragen zu lernen und Geduld aufzubringen, bis der Flow wieder kommt. Erfolgserlebnisse lassen sich nicht erzwingen, aber wenn sie kommen, wirken sie beflügelnd.

Fabelhafte Bücher: Ob Indieautor oder Verlagsautor – längst wird erwartet, dass Autoren auf ihre Leser zugehen. Lesungen reichen nicht mehr, der Autor sollte möglichst auch im Internet präsent sein. Wie viel Zeit setzen Sie ungefähr für diese Aktivitäten rund ums Buch ein?

Susanne Konrad: Pflege meiner Webseite(n) ist mir wichtig. PR & Co in Absprache mit meinem Verlag, Lesungen bei verschiedenen Anlässen; ich verbringe schon einige Zeit damit.

Fabelhafte Bücher: Wenn Neulinge Sie nach einem Tipp fragen würden: Auf welches Marketinginstrument setzen Sie in erster Linie?

Susanne Konrad: Ich befürworte nach wie vor die Verlagsveröffentlichung. Dann ist man schon mal in ein Programm eingebunden und mit einem Namen vernetzt. Ferner halte ich Presse- und Medienarbeit für wichtig.

Fabelhafte Bücher: Von welchen Schriftstellern sehen Sie sich in Ihrem eigenen Werk beeinflusst? Wer inspiriert Sie?

Susanne Konrad: Schwierige Frage. Ich lese literarische Ganzschriften gerne, vor allem, wenn mich das Thema beschäftigt oder die Architektur des Textes anspricht. Ich mag es gern kurz und knapp. Dann können mich ganz verschiedene Autoren begeistern.

Fabelhafte Bücher: Wieso werden von den großen Feuilletons, egal ob Spiegel, FAZ, ZEIT oder sonstigen Granden des Literaturbetriebs, immer nur die üblichen Verdächtigen rezensiert, die ohnehin jeder kennt? Wie könnte es gelingen, Newcomer stärker in den Vordergrund zu rücken?

Susanne Konrad: Ganz, ganz schwer. Ich beiße mir ja selber die Zähne aus. Der Literaturbetrieb ist sehr hierarchisch organisiert. Ich sehe nur die Chance, sich auf der Ebene, wo man sich befindet, kontinuierlich zu verbessern und weiterzuentwickeln.

Fabelhafte Bücher: Nach Ihren Erfahrungen – welche Anfängerfehler würden Sie im Nachhinein vermeiden – was können Sie Neulingen empfehlen, die sich mit dem Gedanken tragen, ein Buch zu schreiben?

Susanne Konrad: Keine unausgegorenen Manuskripte im Selbstverlag raushauen.

Fabelhafte Bücher: Viele Schriftsteller tun sich beim Schreiben von Sex-Szenen ziemlich schwer. Gibt es Themen oder Situationen, bei deren Beschreibung Sie sich schwer tun?

Susanne Konrad: Komischerweise bei der Beschreibung von großen Gefühlen, obwohl ich mal ein Fachbuch mit dem Untertitel „Gefühle literarisch wirkungsvoll einsetzen“ herausgebracht habe. Ich kriege oft das Feedback, dass meine Texte zu nüchtern seien. Insgesamt habe ich einen sehr rationellen Stil.

Fabelhafte Bücher: Als heikel gelten auch politische Zuschreibungen, etwa Islamkritik oder Kritik an jüdischer Siedlungspolitik um nur zwei Beispiele zu nennen. Wie gehen Sie mit dem Thema um und welchen Umgang erwarten Sie sich von Autoren insgesamt zu dem Thema?

Susanne Konrad: Das hängt mit dem Autor zusammen. Wenn ich Nachrichten schaue, passe ich bei der Außenpolitik pflichtbewusst auf, aber wenn die Innenpolitik kommt, dann wache ich auf. Meine Texte handeln von Themen wie soziale Ungleichheit, Arbeitswelt, Schicksale benachteiligter Menschen, interkulturelle Konflikte, aber weniger von TTIP oder Ukraine. Ich kenne andere Autoren, die sich mit den globalen Themen lieber beschäftigen und gut auskennen, und auch tolle Bücher darüber schreiben.

Fabelhafte Bücher: Wenn Sie schreiben – wie strukturieren Sie Ihren Tag? Schreiben Sie, wenn Sie gerade in Stimmung sind? Oder haben Sie sich feste Zeiten reserviert?

Susanne Konrad: Andersrum wird ein Schuh draus: Wenn ich ein Projekt begonnen habe, strukturiere ich mir die Zeit zwischen Familie und anderen Verpflichtungen so, dass ich es auch ausführen kann. Zum Beispiel haben sich schon Klausurtage in einem Hotel bewährt. Ich denke nicht tageweise, sondern nehme mir vor: In einem halben Jahr hast du die Rohfassung stehen.

Fabelhafte Bücher: Bitte verraten Sie uns etwas über Ihr aktuelles Projekt. Wovon soll Ihr nächstes Buch handeln, was können Sie schon verraten?

Susanne Konrad: Berufung und Beruf. Schicksal und Arbeitswelt: Eine junge Philosophiedoktorandin verzweifelt an ihrem Promotionsprojekt und verliert den Kontakt zu ihrer akademischen Welt. Die Liebe eines einfachen Arbeiters gibt ihr menschlichen Halt im Leben – aber was ist mit ihrem existentiellen Bedürfnis, zu denken, zu philosophieren?

Fabelhafte Bücher: Wir bedanken uns herzlich für das Gespräch.