Interview mit Wolfram Eicke

 

(c) Wolfram Eicke

(c) Wolfram Eicke

 Wolfram Eicke, geboren, aufgewachsen, zur Schule gegangen.

Staunt seit über fünf Jahrzehnten, was man auf diesem Planeten alles machen kann.

 

Fabelhafte Bücher: Jedes Jahr buhlen im deutschsprachigen Raum weit mehr als 100.000 Bücher in Neuauflage um die Aufmerksamkeit der Leser. Die „Konkurrenz“ ist also gewaltig. Denken Sie über sowas nach, wenn Sie ein neues Buch in Angriff nehmen?

Wolfram Eicke: Dann würde mir ja schwindelig. Ich erzähle Geschichten. Darin geht es um Freude und um Mut.

Fabelhafte Bücher: Bestsellerlisten wie beispielsweise die Spiegel-Bestseller-Liste waren immer schon heiß umstritten und doch orientieren sich nun mal viele Menschen an den Lesegewohnheiten anderer Leser. Wie stehen Sie zu solchen Bücherrankings?

Wolfram Eicke: Nehme ich gar nicht wahr

Fabelhafte Bücher: Schreibblockaden, Selbstzweifel oder einfach zu viel zu tun: Jeder Autor hat mal Durchhänger. Was ist Ihr Geheimrezept?

Wolfram Eicke: Den Kopf auslüften. Am Strand entlang stapfen, sich mal auf die Steine setzen und dem Rauschen der Wellen zuhören.

Fabelhafte Bücher: Ob Indieautor oder Verlagsautor – längst wird erwartet, dass Autoren auf ihre Leser zugehen. Lesungen reichen nicht mehr, der Autor sollte möglichst auch im Internet präsent sein. Wie viel Zeit setzen Sie ungefähr für diese Aktivitäten rund ums Buch ein?

Wolfram Eicke: Mein Bruder hat mir mal gezeigt, wie ich meine Internetseite aktualisiere. Sollte ich vielleicht mal wieder tun…

Fabelhafte Bücher: Wenn Neulinge Sie nach einem Tipp fragen würden: Auf welches Marketinginstrument setzen Sie in erster Linie?

Wolfram Eicke: Wahrhaftigkeit

Fabelhafte Bücher: Von welchen Schriftstellern sehen Sie sich in Ihrem eigenen Werk beeinflusst? Wer inspiriert Sie?

Wolfram Eicke: „Wenn die Sprache ungenau ist, stimmt das, was gesagt wird, nicht mit dem überein, was gemeint ist. Wenn aber das, was gesagt wird, nicht mit dem übereinstimmt, was gemeint ist, kann das, was geschehen muss, nicht ausgeführt werden.“

(Konfuzius, um 500 vor Christus)

Fabelhafte Bücher: Wieso werden von den großen Feuilletons, egal ob Spiegel, FAZ, ZEIT oder sonstigen Granden des Literaturbetriebs, immer nur die üblichen Verdächtigen rezensiert, die ohnehin jeder kennt? Wie könnte es gelingen, Newcomer stärker in den Vordergrund zu rücken?

Wolfram Eicke: Das sind zwei Fragen. Erstens: Die „üblichen Verdächtigen“ sind eben Promis – und das zählt in unserer Promiwahn-Welt. Sie wenden viel Energie auf (und Geld für Agenten) um im Gespräch zu sein. Ob sie das glücklich macht?

Zweitens: Newcomer, übt Geduld! Das Leben dauert länger, als wir mit Dreißig denken.

Fabelhafte Bücher: Nach Ihren Erfahrungen – welche Anfängerfehler würden Sie im Nachhinein vermeiden – was können Sie Neulingen empfehlen, die sich mit dem Gedanken tragen, ein Buch zu schreiben?

Wolfram Eicke: Das Wichtigste ist: Eine Geschichte muss zu Ende gedacht sein.

Fabelhafte Bücher: Viele Schriftsteller tun sich beim Schreiben von Sex-Szenen ziemlich schwer. Gibt es Themen oder Situationen, bei deren Beschreibung Sie sich schwer tun?

Wolfram Eicke: Es hilft, wenn ich mir beim Schreiben ein Gegenüber vorstelle. Wem ich die Geschichte erzähle. Dann wird auch das Schwere leicht.

Fabelhafte Bücher: Als heikel gelten auch politische Zuschreibungen, etwa Islamkritik oder Kritik an jüdischer Siedlungspolitik um nur zwei Beispiele zu nennen. Wie gehen Sie mit dem Thema um und welchen Umgang erwarten Sie sich von Autoren insgesamt zu dem Thema?

Wolfram Eicke: Da halte ich es mit Oscar Wilde: „Der Kunst erwächst keinerlei Schaden, wenn sie sich fernhält von den sozialen Problemen des Tages. Vielmehr gelingt es ihr auf solche Weise, noch vollständiger uns vor Augen zu führen, was wir im Innersten begehren.“

Fabelhafte Bücher: Wenn Sie schreiben – wie strukturieren Sie Ihren Tag? Schreiben Sie, wenn Sie gerade in Stimmung sind? Oder haben Sie sich feste Zeiten reserviert?

Wolfram Eicke: „In Stimmung“? Nie. Wenn mich eine Geschichte nicht loslässt, wenn sie mich packt, wenn sie erzählt werden will – dann muss ich einfach schreiben. In jeder freien Minute. Zieh mich zurück, geh tagelang nicht ins Internet, schreibe bis fünf Uhr morgens.

Fabelhafte Bücher: Bitte verraten Sie uns etwas über Ihr aktuelles Projekt. Wovon soll Ihr nächstes Buch handeln, was können Sie schon verraten?

Wolfram Eicke: Die Henne gackert erst, wenn das Ei gelegt ist.

Fabelhafte Bücher: Wir bedanken uns herzlich für das Gespräch.

Wolfram Eicke