Biografie – Frank Schirrmacher: Überflieger im Abwind?
Dr. phil Frank Schirrmacher war ein führender europäischer Intellektueller deutscher Herkunft. Als Bestsellerautor und Essayist äußerte sich Schirrmacher, der zudem seit 1994 Mitherausgeber der einflussreichen Frankfurter Allgemeinen Zeitung war, zu Themen wie Demografie, Kapitalismus und weiteren relevanten gesellschaftlichen Fragestellungen. Seine Thesen sind waren stets von aufgeregten öffentlichen Kontroversen begleitet.
Der Beamtensohn Schirrmacher besuchte ein privates Gymnasium in Wiesbaden und studierte anschließend unter anderem Germanistik und Literatur in Heidelberg. Außerdem besuchte er zeitweise die US-amerikanischen Universitäten Cambridge und Yale, die zu den besten der Welt zählen. Er promovierte 1987 in Siegen zum Dr. phil., wobei seine Dissertation Jahre später zum Gegenstand der Kritik wurden, da Schirrmacher Textteile aus seinen anderen Veröffentlichungen und seiner Magisterarbeit zweitverwertet hatte.
Der Spiegel titelte über den Bestsellerautor daraufhin „Überflieger im Abwind“. Eine Voraussage, die allerdings völlig daneben ging: 1989 wurde er als Nachfolger von Marcel Reich-Ranicki der Redakteur der FAZ-Literaturseiten und 1994 folgte er Joachim Fest als einflussreicher Mitherausgeber, inhaltlich für das Feuilleton zuständig. Sechs Jahre später erweiterte er die Feuilletonredaktion der FAZ zunächst, musste jedoch 2002 bereits wieder Personal aufgeben: Die sattsam bekannte Zeitungskrise hatte nun auch die FAZ erreicht und forderte Einschnitte.
Die Kritik an der Person Schirrmacher ist zuweilen schrill, sorgt jedoch im Zweifel nur für noch mehr Aufmerksamkeit und damit ein breiteres Publikum und bessere Absatzzahlen. Joachim Rohloff etwa war sich nicht zu schade, Schirrmacher in Erbsenzählermanier in der Monatszeitschrift Merkur kleinlich seine grammatikalischen und stilistischen Fehler im Buch „Ego“ darzulegen.
Als Buchautor wurde Schirrmacher erstmals 2004 einer breiteren Öffentlichkeit bekannt. „Das Methusalem-Komplott“ sorgte für Aufregung im Blätterwald und wurde aus dem Stand zu einem Sachbuch-Bestseller. In dem Werk stellt er die Auswirkungen der Demografie sehr drastisch dar und ruft zum „Aufstand der Alten“ auf. Obwohl das Buch sich weitestgehend mit den Auswirkungen auf die deutsche Gesellschaft befasste, wurde der Bestseller in 14 Sprachen übersetzt. Einige Statistiker und Demografen kritisieren bis heute eine aus ihrer Sicht mangelhafte Darstellung der empirischen Daten.
In „Minimum“, einem weiteren Bestseller, befasste sich Schirrmacher mit den gesellschaftlichen Veränderungen, die die Erosion der Familie als der kleinsten Einheit der Gesellschaft, nach sich zieht. Seine These, die er allerdings nach Meinung vieler ungenügend begründet, deren sachliche Richtigkeit jedoch nach Meinung anderer ohnehin geradezu axiomatisch offenkundig ist, lautet, dass das Individuum im „Verbund Familie“ in Kriesenzeiten besser überlebt, als der Einzelgänger. Kritiker, insbesondere Kritikerinnen, warfen dem Autor daraufhin reflexartig ein rückwärtsgewandtes Familienbild vor, und damit automatisch auch ein unmodernes, jedenfalls konservatives Frauenbild.
Für Kritik an seinem Berufsethos sorgte 2006 auch ein Interview mit Günter Grass, in dem dieser seine Verbindungen zur Waffen-SS während der Naziherrschaft bekannte. Journalistisch und wirtschaftlich wurde das Interview ein Erfolg, doch zitierte die FAZ dabei auch ohne Autorisierung aus privaten Briefen. Der Träger des Bundesverdienstkreuzes 1. Klasse Schirrmacher war über die Jahre jedoch auch Empfänger zahlreicher Journalistenpreise. 2004 wurde er beispielsweise zum Journalisten des Jahres gewählt, 2010 zum Kulturjournalisten des Jahres. Die britische „Newsweek“ würdigte ihn als einen der führenden Intellektuellen seiner Zeit.
Frank Schirrmacher lebte in zweiter Ehe verheiratet mit der Journalistin Rebecca Casati in Potsdam. Er starb am 12. Juni 2014 im Alter von 54 Jahren.
Rahmendaten:
Geboren am 5. September 1959
Gestorben am 12. Juni 1959
Geboren in Wiesbaden, BRD
Schirmmachers Bücher, die man gelesen haben muss:
Zitat, das Schirrmacher zugesprochen wird:
„Wir kranken daran, dass das Älterwerden von anderen definiert wird. In der Regel von Jüngeren, die selbst noch keine Erfahrung damit haben.“
„Information als Fetisch“ Dr. Schirrmacher auf youtube:
http://www.youtube.com/watch?v=vkuiUjs6P_U
Autor: Beste Bücher