Kurzbiografie – Jostein Gaarder: Der Umstrittene
Jostein Gaarder ist einer der bekanntesten Schriftsteller und Intellektuellen Norwegens. Sein Name ist untrennbar mit dem weltweiten Bestseller „Sofies Welt“ verknüpft, der bis heute rund um dem Erdball als Einstiegslektüre in die Philosophie empfohlen wird, in ca. 50 Sprachen übersetzt und überdies verfilmt wurde.
Gaarder, der 1990 den Preis der norwegischen Literaturkritik für „Das Kartengeheimnis“ und 2004 den renommierten Willy-Brand-Preis erhielt, studierte Philosophie, Literaturwissenschaft und Theologie an der Universität Oslo. Ein Jahrzehnt lang unterrichtete er „Ideengeschichte“ bevor ihm der Durchbruch zum Schriftsteller gelang. Für Sofies Welt erhielt er 1994 außerdem den deutschen Jugendliteraturpreis. Der Autor wendet sich hauptsächlich an Kinder und Jugendliche, wird jedoch wie viele seiner Kollegen auch sehr häufig von Erwachsenen gelesen.
Jostein Gaarder nimmt auch am politischen Diskurs teil. Ähnlich wie Grass äußerte er sich zu Fragen der Israelpolitik und ähnlich wie Grass stieß er damit auf erheblichen Widerstand. 2006 schrieb er in der norwegischen Zeitung „Aftenposten“ unter dem Titel „Gottes auserwähltes Volk“ auszugsweise: „Es ist an der Zeit, eine neue Lektion zu lernen: Wir erkennen den Staat Israel nicht länger an„. Im weiteren Text vergleicht er Israel mit dem südafrikanischen Apartheid-Regime, mit den serbischen „ethnischen Säuberungen“ und mit dem afghanischen Taliban-Regime. Er wendet sich gegen den Gedanken, dass es sich bei den Israelis um Gottes Volk handelt und deutet an, dass diese Bezeichnung dazu verwendet wird, Untaten als von Gott gewollt zu rechtfertigen. Und weiter: „Wir anerkennen den Staat Israel von 1948, aber nicht den von 1967.“
Jostein Gaarder wurde augrund dieser harschen Kritik weltweit eine antisemitische Grundhaltung vorgeworfen. Einer seiner israelischen Verlage kündigte den Vertrag. Gaarder relativierte seine Vorwürfe in der Folge stark. Sein Äußerung, wonach er das Existenzrecht Israels in Abrede stellte, will er nun so verstanden wissen, dass er Israel „die Anerkennung für dessen Leistungen und Taten“ entzieht. Den Vorwurf des Antisemitismus wies er von sich und warnte davor, Israelkritik mit Antisemitismus gleich zu setzen.
1997 gründete Gaarder mit seiner Frau Siri Dannevig den mit 100.000 US-Dollar dotierten Sofie-Preis, der jährlich vergeben wird und Personen oder Organisationen verliehen wird, die sich in vorbildlicher Weise um Umwelt- und Entwicklungsthemen verdient gemacht haben.
Gaarder ist verheiratet und hat zwei Söhne. Er lebt mit seiner Familie nach wie vor in Oslo. Seit seinem Weltbestseller ist ihm kein Buch mehr mit ähnlicher Reichweite gelungen.
Rahmendaten:
Geboren am 8. August 1952
Geboren in Oslo, Norwegen
J. Gaarders Bücher, die man gelesen haben sollte:
Zitate, die Gaarder zugeschrieben werden:
„Wissenschaftler meinen, sie könnten mit Mikroskopen und Teleskopen alle Geheimnisse der Natur entschleiern. Und sie glauben nur an das, was sie wiegen und messen können. Aber sie verstehen doch alles nur stückweise.“ (Aus: „Durch einen Spiegel, in einem dunklen Wort“)
„Es ist an der Zeit, eine neue Lektion zu lernen: Wir erkennen den Staat Israel nicht länger an„
Autor: Beste Bücher