Biografie – Stanislaw Lem: Der Widersprüchliche

Stanislaw_Lem_BiografieStanislaw Lem war ein weltweit bekannter polnischer Science-Fiction-Autor und Essayist. Seine Werke wurden vielfach preisgekrönt und verfilmt und gehören zu den wichtigsten des Genres. Am bekanntesten ist er als der Autor von „Solaris“.

Als Sohn eines polnischen HNO-Arztes jüdischen Glaubens kam Lem am 12. September 1921 im damals polnischen Lemberg zur Welt. Mit einem gemessenen Inteligenzquotienten von 180 verfügte er schon als Kind über einen wachen Geist. Nach seiner Schulzeit wollte er ab 1940 zunächst in die Fußstapfen seines Vaters treten und begann ein Medizinstudium in seiner Heimatstadt. Die Besetzung Polens durch deutsche Truppen ein Jahr später machte dem ein Ende. Mit gefälschten Papieren gelang es ihm, seine jüdiche Herzkunft zu verschleiern und fand Arbeit als handwerklicher Gehilfe für eine deutsche Firma. Zugleich engagierte er sich jedoch in der Resistance gegen die Besatzungsmacht. Erst nach Ende der deutschen Besatzung, die gleichwohl durch eine sowjetische Machtübernahme gekennzeichnet war, setzte er sein Medizinstudium fort. 1946 siedelte er nach Krakau über; Lemberg fiel den Russen zu und ist heute Teil der Ukraine.

Stanislaw Lem begann nun, sich für Aspekte der angewandten Psychologie zu interessieren. Gefördert wurde er dabei von einem seiner Professoren. Zugleich unternahm er erste literarische Gehversuche. Mit „Die Irrungen des Dr. Stefan T.“ schrieb er 1948 seinen ersten Roman. Das Buch, das später den Titel „Hospital der Verklärung“ trug, viel allerdings zunächst der polnischen Zensur zum Opfer.

Sein Studium konnte oder wollte er nicht beenden, da er das Examen nicht bestand. Dies jedoch nicht aus mangelndem Wissen, sondern aufgrund seiner wissenschaftlichen Redlichkeit. Damals wurde erwartet, dass junge Ärzte die Begründungsstruktur des sog. „Lyssenkoismus“ für sich übernahmen, derzufolge Eigenschaften von Kulturpflanzen und Organismen maßgeblich durch Umweltbedingungen, nicht durch die genetische Vorprägung bestimmt würden. Eine Behauptung die damals schon als falsch erwiesen war, jedoch von den Universitäten noch eine Zeit lang hoch gehalt wurde. Zwar wurde er damit kein Arzt, aber eben zu seiner Genugtuung auch kein Militärarzt. Von Lem ist das Zitat überliefert: „Die Armee nahm meine Freunde. Nicht für ein oder zwei Jahre, sondern für immer“.

Für Lem umso mehr Grund, sich auf die Schriftstellerei zu verlegen.  1951 veröffentlichte er „Die Astronauten“. Literarisch gilt Stanislaw Lem heute als einer der Großmeister des Sci-Fi-Genres. Seine Bücher wurden vom Publikum wie von der Literaturkritik gleichermaßen positiv aufgenommen. Seine Bestseller wurden in ca. 60 Sprachen übersetzt und nahezu 50 Millionen mal verkauft. Viele seiner Werke sind bis heute in verschiedenen Ländern erfolgreich. Verfilmt wurden unter anderem „Planet des Todes“, „Gast im Weltraum“, und „Gibt es Sie, Mr. Jones?“.

Weithin bekannt sind die Verfilmungen des Bestsellers Solaris, es gibt derer drei, zuletzt von Steven Soderbergh. Die meisten Verfilmungen, auch die Soderbergsche Interpretation von Solaris, lehnte Lem ab. Als Autor war Lem stets auch ein Denker, andere sagen ein Philosoph. Seine Bestseller sind nicht nur, wie man sich das von einem Science-Fiktion-Autor wünscht, von überbordender Fantasie und von einfallsreichen Neuprägungen gekennzeichnet. Lem neigte auch zu Reflexionen und zugespitzten Gedankenwelten, die seinen Werken mehr Tiefe verleihen, als dies für das Genre erwartbar ist. „Wir brauchen keine anderen Welten, wir brauchen Spiegel„, schrieb er in „Solaris“.

Als Schriftsteller blieb er stets widersprüchlich. So nahm er gedanklich das Internet vorweg und begeisterte sich, zumindest in jungen Jahren, für Technik. Doch zugleich verweigerte er sich dem Internet und mahnte vor den Gefahren der Informationsflut. Auch blieb ihm, trotz seines Berufes – immerhin war er Sci-Fi-Autor – die Zukunft suspekt und er wurde, besonders im Alter, vor allem als Mahner wahrgenommen. Sein Ton wurde dabei über die Jahre immer schriller. Ein weiterer interessanter Widerspruch bestand darin, dass ihm sein eigenes Genre abstieß. Insbesondere die übertriebene Technikgläubigkeit lehnte er ab. Zuletzt bat er, man möge es unterlassen, ihn mit „mit dem Science-Fiction-Schwachsinn“ zu belästigen.

Im Jahr 1953 heiratete er die Medizinerin Barbara Leśniak. Das Paar blieb bis zum Tode Lems treu verheiratet und brachte ein Kind hervor. Zwischenzeitlich lebte der Schriftsteller auch in Berlin und in Wien, kehrte jedoch nach wenigen Jahren nach Polen zurück. Lem wurden über die Jahre viele Ehrungen zuteil. Er wurde unter anderem Ehrenbürger von Krakau und erhielt jeweils die höchsten Literaturauszeichnungen Polens und Österreichs.

Stanislaw Lem starb im März 2006 in einer Krakauer Klinik im Alter von 84 Jahren an Herzversagen.

Rahmendaten:

Geboren am 12. September 1921

Geboren in Lemberg, Polen (Damals, heute Ukraine)

Gestorben am 27. März 2006 in Krakau

Stanislaw Lems Bücher, die man gelesen haben sollte:

 

 

 

 

 

 

 „Der Futurologische Kongress“ als Hörbuch im Internet:

Zitate, die Lem zugesprochen werden:

„Es ist einfacher, eine große Perle auf dem Trottoir zu finden als einen guten Roman von einem 25-jährigen.“

„Das größte Rätsel ist doch: Wo soll man intelligente Leser finden?“

 


 

Autor: Beste Bücher