Rezension von Lisa

Eine Welt am Abgrund. Eine werdende Mutter. Ein tödliches Rätsel.

Autorin

Alex Adams wurde in Auckland, Neuseeland, geboren und lebte in Australien und Griechenland, bevor sie nach Portland, Oregon, auswanderte. »White Horse« ist ihr erster Roman.

Inhalt

Die junge Zoe entdeckt in ihrer Wohnung ein merkwürdiges Glasgefäß, dessen Herkunft sie sich nicht erklären kann. Es enthält ein furchtbares Geheimnis. Denn als Zoe den Behälter öffnet, breitet sich eine geheimnisvolle Seuche aus, „White Horse“. Unzählige Menschen sterben, das Ende aller Zeiten scheint gekommen. Zoe verliert nicht nur ihre Familie, sondern auch ihren geliebten Nick, der verschwunden ist. Und sie stellt fest, dass sie von ihm schwanger ist. Auf sich allein gestellt, zählen für Zoe bald nur noch zwei Dinge – wird sie Nick wiederfinden, um das Geheimnis von „White Horse“ zu lüften? Und wie kann sie ihr ungeborenes Kind in einer Welt beschützen, die dem Tod geweiht ist?

Aufmachung
Dunkle Farben, eine abgelegene Scheune, Regen, kahle Bäume, eine zu Boden blickende Person, schwarze Vögel – das Cover ist in sich sehr stimmig und passt perfekt zur düsteren Atmosphäre des Buches.

Auch den Titel finde ich persönlich super gewählt, da er auf den ersten der vier apokalyptischen Reiter anspielt, welcher quasi ein Vorbote für den drohenden Weltuntergang ist.

Meine Meinung

Menschliche Abgründe

Mal wieder Lust auf einen düsteren und fesselnden Endzeit-Roman? Dann dürfte das Debüt der Amerikanerin Alex Adams genau richtig für euch sein! Zuerst muss erwähnt werden, dass es kein Buch für Jugendliche und Teenager ist. »White Horse« schildert die Erlebnisse der Protagonistin in einem ungeschönten und schnörkellosen Tonfall und schreckt auch nicht vor Themen wie Vergewaltigung und Missbrauch zurück. Denn wie die Inhaltsangabe schon verrät: die Welt liegt in Scherben, nichts ist mehr so, wie es war. Die wenigen Überlebenden werden an ihre Grenzen getrieben und es fällt ihnen zunehmende schwerer, die Menschlichkeit zu bewahren und nicht selbst zum „Monster“ zu werden.

Wer »Ashes« von Ilsa J. Bick mag, könnte vielleicht auch an diesem Buch Gefallen finden. Zwar verzichtet »White Horse« größtenteils auf plakative Gewaltszenen (zerplatzende Gliedmaßen, hervorquellende Gedärme etc.), psychologisch ist es aber nicht weniger bedrückend und düster. Zoes innerer Kampf und ihre Zerrissenheit wurden nachvollziehbar dargestellt, sodass man sich gut in sie hineinversetzten kann.

Eine starke Protagonistin

Auch was den Stil und die Charaktere anbelangt, finden sich einige Parallelen zwischen Ilsa j. Bicks und Alex Adams Werk. Bei den Figuren handelt es sich nicht um perfekte Alleskönner, sondern Menschen wie du und ich. Zoe arbeitete in ihrem alten Leben als eine Putzfrau – sie hat folglich keine besonderen Kenntnisse, die ihr bei einem Weltuntergang nützlich sein könnten. Dennoch lässt sie sich nicht unterkriegen und verfolgt eisern ihr Ziele: ihr Ungeborenes beschützen und den Vater des Kindes finden.

Das nenne ich eine Heldin! Wer braucht da noch solche hormongeplagten Teenagern-Mädchen, deren größte Sorge es ist, sich während des Weltuntergangs zwischen zwei Jungs zu entscheiden? ;) Ich bin froh, dass sich „White Horse“ von diesem oberflächlichen Romantik-Kitsch distanziert und sich stattdessen auf den Survival-Aspekt konzentriert.

Nur noch ein Kapitel!

Das Buch ist atemberaubend spannend und selbst im Mittelteil kommt die Handlung nicht zum Erlahmen. Man möchte unbedingt wissen, wie es weiter geht! Dazu trägt auch die raffinierte Parallelerzählung bei. Die Perspektive wechselt immer zwischen „Jetzt“- und „Damals“-Abschnitten. So kriegt der Leser nur mit, wie Zoes Leben vor und wie es nach der Apokalypse aussah, aber was dazwischen geschah, ist zu Beginn unklar. Erst mit der Zeit werden die Lücken gefüllt und man erfährt, wie es zum Ausbruch der Seuche kam und was es mit dem Gefäß auf sich hat. Ich bin kein Fan von Perspektivenwechseln, aber Alex Adams hat dieses erzählerische Mittel sehr geschickt und vor allem sinnvoll eingesetzt. Kompliment – zumindest hier zeigt er künftige Bestsellerqualitäten.

Leider lässt sich das nicht über alle Bereiche des Romans sagen…

Logik? Nebensache

„White Horse“ ist spannend, gnadenlos, grausam und atmosphärisch. Um in den vollen Genuss der Geschichte zu kommen, muss man allerdings zuerst sein Gehirn ausschalten. ;P Trotz aller Bemühen der Autorin bleiben die meisten der (ohnehin schon wenigen) Erklärungen hanebüchen und ergeben nicht viel Sinn. Als Beispiel sei hier das Geheimnis des Bösewichts genannt (Wer das Buch gelesen hat, wird wissen, was ich meine). Mutationen hin oder her, aber das war einfach zu weit hergeholt und unrealistisch. Nach Beendigung des Buches ist man immer noch nicht schlauer als zu Beginn. Zurück bleiben Fragen über Fragen über Fragen über… einfach ärgerlich!

Das einzig Positive am Ende: Obwohl es sich um einen Trilogie-Auftakt handelt, ist Zoes Geschichte nach knapp 450 Seiten abgeschlossen. Der Leser wird also nicht zum Kauf der zwei nächsten Bände gezwungen.

Ich werde mir den Nachfolger »Red Horse« dennoch zu legen, denn zum einen schreibt die Autorin sehr spannend und zum anderen hoffe ich, dass in den folgenden zwei Bänden, die übrigens aus der Sicht eines anderen Charakters verfasst sind, einige Erklärungen nachgereicht werden.

Fazit

„White Horse“ revolutioniert das Genre zwar nicht, bietet aber dank seinem schonungslosen Schreibstil und seiner kämpferischen Protagonistin ein Leseerlebnis der besonderen Art. Empfehlenswert für alle, die genug von Friede-Freude-Eierkuchen-Literatur haben und denen es nach einem spannenden und abgründigen Endzeit-Roman dürstet.

Lisas Bewertung: 3,7 von 5 Sternen!

★★★★

Lisas Bewertungssystem: 

★ = Zeitverschwendung

★★ = Nicht mein Fall

★★★ = Okay

★★★★ = Überdurchschnittlich Gut

★★★★★ = Lieblingsbuch

Daten

Originaltitel: White Horse

Reihe:White Horse #1

Genre: Endzeit, Horror

Zielgruppe: Erwachsene

Verlag: Piper

Format: Klappenbroschur, 448 Seiten

Erscheinungsdatum: 10.09.12

Preis: 16,90€

ISBN: 349270252X

Extras: