Rezension von Beste Bücher
Kurt Wallander, Mankells schwedischer Kommissar, ist wieder einem Verbrechen auf der Spur. Diesmal zufällig. Als er privat an einem Sonntag einen zum Verkauf angebotenen Hof besichtigt, weit draußen auf dem Land in Löderup, stolpert er über eine skelettierte Frauenhand. Die Hand ragt aus dem Erdboden und erzählt nach und nach von einem Verbrechen, das Jahrzehnte unentdeckt blieb. Das der Hof von einem Kollegen bei der Polizei von Ystad verkauft wird, macht die Sache nicht einfacher.
Das der Fall offenbar viele Jahre her ist, macht es für Wallander und seine Kollegen äußerst schwierig, Hinweise zum Tatgeschehen zu finden. Doch noch etwas anderes macht ihm zu schaffen: Sein Verhältnis zu seiner Tochter Linda, die wieder bei ihm wohnt, ist gespannt und komplex. Zugleich fühlt Wallander sich mehr und mehr ausgebrannt und hadert mit seinem Job.
Rezension
Wallander ist der Anti-Held. Er war nie der schwedische James Bond. Vielmehr schleppt er seit Jahres ein paar Kilo zu viel mit sich herum, leidet an der Volkskrankheit Diabetes, hadert mit seinem Beruf und ist von grundlegenden Zweifeln geplagt. Oftmals in trüber, melancholischer Stimmung, fragt Wallander sich, wie lange die Polizei mit dem modernen Verbrechen und der zunehmenden Verrohung im Land noch Schritt halten kann. Es war immer auch diese Nachdenklichkeit, die ihn sympathisch machte und authentisch erscheinen ließ. Seine Schwächen kennt man als Leser zuweilen aus eigener Erfahrung. Bei Lichte betrachtet ist er dennoch ein ausgefuchster Kriminalist mit hundertprozentiger Aufklärungsquote, der darum aber wenig Bohei macht.
Als störend kann man durchaus die Rolle seiner Tochter Linda empfinden. Und das nicht erst sein „Mord im Herbst“. Eine unsympathische Frau mit einem Hang zum Vulgären – damit hätte sie in Deutschland zwar Bestsellerautorin werden können (siehe „Feuchtgebiete“…), in den Mankellromanen jedoch stört sie eher. Die Rolle trägt wenig bei, außer dass sie den Brumbär Wallander weniger als Einzelgänger erscheinen lässt.
Mit ca. 120 Seiten ist „Mord im Herbst“ wohl der kürzeste Wallanderroman, beinahe eine Novelle. Den mittlerweile mit Kenneth Branagh verfilmte Roman (Der Roman nimmt sich gegenüber dem Buch viele Freiheiten heraus…) hat Mankell gewissermaßen nachgereicht. Er ist zeitlich vor dem letzten Wallanderroman „Der Feind im Schatten“ angesiedelt. Die Lektüre lohnt freilich dennoch. Altmeister Henning Mankell zeichnet den Kriminalroman hier mit wenig Federstrichen und auf das Wesentliche reduziert. Der Spannung tut das jedoch keinen Abbruch. „Weitere Erzählungen über Kurt Wallander gibt es nicht“, schreibt Mankell in einem Nachwort. Gelegenheit für seine Fans, sich zu verabschieden.
Infos