Rezension von Lisa

– Es endete mit einem Traum –

Zehn Jahre lang hat Phèdre nó Delaunay nach einer Möglichkeit gesucht, ihren alten Jugendfreund Hyacinthe aus der ewigen Gefangenschaft zu befreien. Hyazinthe hatte einst ein Bündnis mit dem Gebieter der Meeresstraße geschlossen, um Phèdres Leben zu retten. Nun stößt Phèdre auf eine neue vielversprechende Spur.

Gemeinsam mit ihrem treuen Begleiter und Geliebten Joscelin reist sie an ferne Königshöfe, an denen der Wahnsinn regiert, und in ein geheimnisvolles Land, das die Welt vergessen hat. Dort trifft sie auf eine Macht, die so ungeheuerlich ist, dass niemand es wagt, ihren Namen auszusprechen …

Würdiger Abschluss  

Was für ein Buch! 951 Seiten. 102 Kapitel. Ein Bestseller-Roman mit epischen Ausmaßen. Nicht minder episch ist auch die Geschichte, die sich unter den Buchdeckeln verbirgt. Phèdre und ihr Geliebter Joscelin begeben sich auf ihr bisher gefährlichstes Abenteuer und durchstreifen auf ihrer langen Reise die Weiten Afrikas und den Orient.

kushielWie in den anderen Teilen gibt es gewohnt wenig Fantasy-Elemente (abgesehen vom furiosen Ende), stattdessen besinnt sich der Roman auf die historischen Aspekte. Es ist immer interessant, neue Kulturen kennenzulernen, zumal diese fachkundig und glaubhaft dargestellt werden. Letzteres gilt im Übrigen auch für die unzähligen Charaktere. Die Figuren – allen voran Phèdre – wirken sehr plastisch und ihre Motive und Taten sind für den Leser nachvollziehbar.

Der Anfang zieht sich noch etwas in die Länge, aber das lange Warten wird mit einem spannenden Mittelteil und einem epischen Finale belohnt. Hier muss man einfach mitfiebern! Vor allem der Mittelteil (S. 400-600) wird sehr intensiv geschildert und geht unter die Haut. Hier zeigt sich, warum die Kushiel-Saga das Prädikat „Dark Fantasy“ zu recht trägt. Die seelischen Abgründe der Protagonist und der Grad der Gewalt sind ziemlich heftig und absolut nichts für schwache Nerven. Für mich hat die Autorin hier den Bogen des guten Geschmacks schon fast überspannt. Bei der Gesamtwertung fällt dies aber nicht so sehr ins Gewicht, da der Roman ansonsten einfach wunderbar ist. Handlung, Charaktere, Atmosphäre – da stimmt einfach alles.

Abgerundet wird das Ganze durch die gewählte Ausdrucksweise der Autorin. Ich bin restlos begeistert! Jacqueline Carey Schreibstil ist (wie immer) eine Wucht. Die geschliffene Sprache fügt sich perfekt in das Gesamtbild des Romans ein und machen Kushiel zu einem unvergleichlichen Leseerlebnis. Man möchte einfach immer weiter und weiter lesen, so wundervoll ist der Stil der Autorin!

Fazit

Als ich die letzte Seite des Buches zugeklappt habe, war ich glücklich und zugleich todtraurig. Glücklich, weil Die Erlösung ein so ergreifendes und einzigartiges Buch ist. Traurig, weil die Trilogie nun beendet ist und man sich von Terre d’Ange und den liebgewonnen Charakteren verabschieden muss.  Eine Übersetzung der anderen 6 Bände wird wegen hoher Übersetzungskosten und mangelndem Interesse leider nicht in Betracht gezogen. Ich lese gerne und viel auf Englisch, aber aufgrund der gehobenen Sprache und dem Umfang von ca. 1000 Seiten traue ich mich nicht so recht an die englischen Bücher…
Empfehlung

Es dürfte klar sein, dass diese düstere und gewagte Mischung aus Intrigen, Gewalt und Erotik nicht jedem gefällt. Unbestreitbar ist hingegen, das die Kushiel-Trilogie ein außergewöhnliches und bemerkenswertes Epos mit einer außergewöhnlichen und bemerkenswerten Heldin ist. Wer Fantasy neu erleben möchte und nicht allzu zart besaitet ist, dem kann ich die Kushiel-Saga nur ans Herz legen.

Lisas Bewertung: 4,7 von 5 Sternen!

(Lisas Bewertungssystem: (1 = Zeitverschwendung, 2 = Nicht mein Fall, 3 = Okay, 4 = Überdurchschnittlich Gut, 5 = Lieblingsbuch)