„Der Index“ versammelt hochspannende Fakten und Einblicke in die sogenannten Listen der verbotenen Bücher. Dabei kennt fast jeder den Index der katholischen Kirche, mit dem Berühmtheiten wie Galileo Galilei oder Giordano Bruno in Konflikt kamen.
Schon deutlich weniger Menschen wissen aber, dass der „Index Librorum Prohibitorum“ ein scharfes Schwert der Inquisition war: Die Häscher der Kirche konnten nicht nur foltern, sie konnten auch Bücher verbieten lassen – allerdings nach einem mehrstufigen Verfahren, dass Josef Hermann in seinem Werk kurzweilig erläutert. Überhaupt erfährt man in diesem Band noch so einiges, dass den Wenigsten bewusst sein dürfte. So zum Beispiel, dass der Index erst vor wenigen Jahrzehnten abgeschafft wurde und zuletzt immerhin ca. 6.000 Werke verbot.
Doch auch aktuell und in Deutschland gibt es einen Index verbotener Bücher und anderer Medien, den Hermann in seinem Buch in Auszügen veröffentlicht. Sehr häufig sind es „Werke“ von Pädophilen und Neonazis, die von den deutschen Behörden aussortiert wurden. Nach welchem Verfahren die Bücher rein- und möglicherweise auch wieder rauskommen und welche Rolle dabei tatsächlich auch der Zeitgeist spielt, erfährt man in „Der Index“. Der Autor hat sich offenbar bemüht, einerseits möglichst umfasst gemäß seinen Recherchen zu berichten, andererseits dabei jedoch nicht mit der „Bundesprüfstelle“ in Konflikt zu kommen. Die Liste verbotener Bücher ist nämlich keineswegs öffentlich und Dr. Hermann hatte mit seiner Autorentätigkeit einen exklusiven Zugang. Das die Behörde dennoch jeden mit Klageandrohungen überzieht, der die Listen komplett veröffentlicht, ist allerdings bekannt und so schreibt Hermann: „Ironischerweise ist die Liste verbotener Bücher selbst verboten“. Der Grund ist einfach: Die Bundesprüftstelle will vermeiden, dass durch den Index Werbung für ein Buch gemacht wird, das ansonsten eigentlich nicht vom Publikum wahrgenommen worden wäre.
Das verbotene und indizierte Bücher auch heute keine Seltenheit sind, macht das Werk allerdings auch an einem anderen Beispiel deutlich: Den USA. Das „Land of the free“ ist nicht mehr so frei, wenn es um Literatur geht. Das dabei so mancher hochgelobte Klassiker aus öffentlichen Bibliotheken verbannt wird, zeigt die Absurdität des Systems. Auch Bestseller wie die Fifty Shades of Grey werden aus vielen Bibliotheken verbannt – obwohl doch fast jeder Amerikaner ein Exemplar im Nachttisch verwahrt.
Auch über die Bücherverbote und Bücherverbrennungen der Nazis weiß „Der Index: Verbotene Bücher“ zuletzt noch Einiges zu sagen. So dürfte nur einer Minderheit bewusst sein, dass Joseph Goebbels, der gewissermaßen der oberste Bücherverbrenner war, ironischerweise selbst den Titel „Doktor der Germanistik“ trug.
Fazit
Auf knapp 120 Seiten versammelt der Autor hier viele wissenswerte Fakten und Hintergründe samt vielen Beispielen über die schwarzen Listen aus alter und neuer Zeit.