Rezension von Mona
„Die Anarchie der Buchstaben“ (orig. „The ACB with Honora Lee“) ist ein Kinder- und Jugendbuch aus dem Königskinder Verlag der neuseeländischen Autorin Kate de Goldi, die für zahlreiche ihrer Werke bereits Preise erhalten hat. Mit „Die Anarchie der Buchstaben“ wendet sich die Autorin erstmals an ein internationales Publikum und weiß mit ihrem wunderschön aufgemachten Buch durchaus zu begeistern!
Perry besucht regelmäßig ihre Oma im Altenheim. Diese leidet an Demenz und erkennt ihre Enkelin daher meistens nicht. Aber wieso sich von einer solchen Tatsache abschrecken lassen, wenn man es doch einfach positiv sehen kann!? Perry ist froh, Zeit mit ihrer Oma verbringen zu können und ganz nebenbei ist sie ihr eine große Hilfe bei den Hausaufgaben. Denn obwohl die Großmutter vielleicht nur wenig Liebe und Wertschätzung zu geben hat, so weiß Perry doch, dass sie und ihre Oma ein großes Band verbindet und sie einander eine Menge zu geben haben.
Gemeinsam mit den anderen Bewohnern des Altenheimes arbeiten sie an Perrys Schulprojekt – das Alphabet mit Worten füllen. Sie nennen das ihr „Acb“, da die Buchstaben bunt durchmischt sind und einer Anarchie gleichen. Durch Perrys Augen erhalten wir einen unverfälschten, farbenfrohen und kindlich unschuldigen Blick auf die Themen Altern und Sterben. Dass das nicht immer unendlich traurig erzählt werden muss, zeigt uns die Autorin sehr eindrucksvoll.
In dem Buch haben wir zwei Instanzen, die sich völlig unterschiedlich mit dem Umgang mit älteren Menschen beschäftigen. Auf der einen Seite Perry, die komplett unbefangen auf ihre älteren Mitmenschen zugeht und gar keine vermeintlichen Unterschiede wahrnimmt geschweige denn sich dementsprechend verhält.
Auf der anderen Seite sind Perrys Eltern, die ihre Tochter dazu anhalten, sich weniger im Altenheim aufzuhalten und eine schier unüberbrückbare Distanz zu den Älteren wahren. Welcher Weg der richtige ist, muss natürlich jeder für sich selbst entscheiden, aber im Grunde ist dies wieder ein herrliches Beispiel dafür, dass man von der kindlichen und unverfrorenen Sichtweise auf die Dinge eine Menge lernen kann.
Das Buch besticht allerdings nicht bloß durch seine Thematik, sondern ebenso durch den zauberhaften Schreibstil der Autorin. Angemessen kindlich beschrieben, bekommt man das Gefühl, in Perrys doch oft wirren Kopf zu gucken und mit ihr wunderschöne Stunden im Altenheim zu verbringen (was im realen Leben vermutlich nicht unbedingt jedermanns liebster Zeitvertreib ist). Die Charaktere, vor allem unsere Protagonistin, habe ich direkt in mein Herz geschlossen. Selbst ihre Großmutter, die nach außen hin gar nicht so viel für ihre Enkelin übrig zu haben scheint, doch wenn man zwischen den Zeilen liest, wird man eines Besseren belehrt.
Was mir außerdem wahnsinnig gefallen hat, waren die Zeichnungen, die sehr zahlreich vertreten sind und Perrys Erfahrungen bildlich darstellen. Obwohl sie sehr schlicht sind, überzeugen sie trotzdem durch Besonderheit und spiegeln Perrys Charakter wunderbar wider.
Fazit
Eine herzliche Leseempfehlung für ein Buch, das durch eine zauberhafte Geschichte, besondere Charaktere und einen wunderbaren Schreibstil besticht!