Rezension von Lisa

Als ein gehorsames Weisenkind der UNA (Ein künftiges Land, bestehend aus dem heutigen Mexiko, den USA und Kanada), hat Alenna gelernt, in der Masse unterzugehen und zu schweigen. Trotzdem kann sie nicht anders als auffallen, als sie eines Tages den Test aller 16-jährigen zu bestehen hat und dabei versagt: Die Testergebnisse besagen, dass sie mit hoher Wahrscheinlichkeit künftig eine Verbrecherin wird. Also wird sie auf die Insel der „künftigen Verbrecher“ verbannt, nach „The Wheel“. Die Lebenserwartung auf „The Wheel“ beträgt nur wenige Jahre; das Umfeld ist hochgradig feindlich und extrem gewalttätig. 

Doch Alinna wäre nicht Alinna, wenn Sie nicht spätestens jetzt ihre Berufung zur Kämpferin finden würde. Doch ist sie auch stark genug, andere anzuleiten?

Aufmachung

Für die Aufmachung des Schutzumschlages ist dieselbe Designerin verantwortlich, die auch schon »Wither« von Lauren DeStefano zu einem gepflegten Äußeren verholfen hat. Dementsprechend großartig ist das Motiv geworden! 

Bestseller + Bestseller ergibt gleich = Bestseller?

»The Hunger Games« meets »Lost« meets »Der Herr der Fliegen«. Wenn ihr diese drei Geschichten kombiniert, habt ihr eine gute Vorstellung davon, was euch in »The Forsaken« erwartet. In nicht allzu ferner Zukunft haben sich die USA, Kanada und Mexico zu einem totalitären Super-Staat zusammengeschlossen. Mit 16 Jahren wird jeder Bürger einem Test unterzogen, mit dem kriminelle Tendenzen schon vor dem Ausbruch festgestellt werden können. Die mutmaßlichen Diebe, Unruhestifter, Gewalttäter und Mörder werden auf eine tropische Insel inmitten des Ozeans verbannt. Hier müssen die Jugendlichen für sich alleine sorgen und um ihr Überleben kämpfen…

Kalter Kaffee 

Kurz und schmerzlos: Dystopie/Endzeit ist ein überlaufenes Genre, in dem ein harter Konkurrenzkampf herrscht. »The Forsaken« geht in der Masse unter, da es keine Impulse bringt, sondern nur die alten Formeln kopiert. Eine Regierung, die die Bevölkerung mit Propaganda und Chemikalien kontrolliert? Check. Eine Regierung, die Experimente an Gefangenen durchführt? Check. Eine Regierung, die für die Sicherheit des Staates „gefährliche“ Individuen verschwinden lässt? Check. Eine Protagonistin, die zuerst eine rechtschaffene Bürgerin ist, dann jedoch aktiv gegen die Regierung kämpft? Check. Eltern, die durch Rebellion die Missgunst des Staates auf sich gezogen haben und unter mysteriösen Umständen verschwanden? Check. Ein abgelegener, von der Außenwelt abgesonderter Bereich, in dem Jugendliche um ihr Leben kämpfen müssen? Check. Ein ominöser, maskierter Anführer, der religiöse Eiferer um sich schart? Check. Wilde verrohte Barbarren? Check.

Die Liste lässt sich noch fortsetzen. Alles, was in »The Forsaken« passiert, ist so oder so ähnlich schon in zig anderen Büchern vorgekommen. Bei den meisten Wendungen und Enthüllungen dachte ich mir nur: Ach, das hatten wird doch schon mal in Buch X oder Film Y. Wie langweilig!Vor fünf Jahren, also zu den Anfangszeiten des Dystopienwahns, hätte sich »The Forsaken« mit Sicherheit besser verkauft. Heute ist es nur noch ein Roman unter Tausenden. Bestseller können solche Bücher natürlich trotzdem immer noch werden…

Gute Filmvorlage, mäßiges Buch 

Eines muss man Lisa M. Stasse lassen: sie weiß wie man eine spannungsreiche und rasante Geschichte schreibt. Den Charakteren bleibt keine Zeit, um sich auszuruhen, denn hinter jede Ecke lauern Gefahren. Ideales Filmmaterial also! In Buchform geht diese Rechnung nur bedingt auf. Zu kurzweilig und austauschbar bleiben die Figuren und Handlung, um eine Bindung zum Leser herzustellen.

Die Protagonistin Alenna ist……… äh……… tja……… also……… ja, was eigentlich? Abgesehen von dem, was einem direkt erzählt wird (unsere Heldin mag Bücher und spielt Gitarre – wie außergewöhnlich!) hat man keinen blassen Schimmer, über wen man da eigentlich liest. Alenna verhält sich so, wie sich die meisten Menschen in ihrer Situation verhalten würden und wirkt dadurch schlichtweg langweilig. Sie ist vorsichtig, aber kein Angsthase; schüchtern, aber kein Mauerblümchen; mitfühlend, aber kein Feingeist; wissbegierig, aber kein Naseweis; mutig, aber kein Draufgänger – ALLE ihrer Eigenschaften sind durchschnittlich ausgeprägt! (Ganz ehrlich: Die Katze meines Nachbarn hat mehr Persönlichkeit als Alenna… xD )

Will man als Leser tatsächlich über solche austauschbaren Allerweltcharaktere lesen? NEIN. Und will man als Leser über stereotypische Liebesbeziehungen lesen, in der sich das Mädchen von der allerersten Sekunde an in den bestaussehendsten und begabtesten Typen verliebt, der ihre Gefühle auch noch sofort erwidert? NEIN, sicherlich nicht. Eigenschaften, mit denen sich die Liaison zwischen Alenna und Liam am besten beschreiben lässt: platt, klischeehaft, gekünstelt und nichtssagend. Innerhalb der Erzählung findet kein Konflikt statt und die beiden finden ohne große Schwierigkeiten zueinander. „Rosarote Harmonie – Barbie & Ken im Reich der Kannibalen“ oder was? So kam es mir zumindest zeitweise vor. XDD

»The Forsaken« ist ein Action-Adventure Buch und versucht auch gar nicht, etwas anderes zu sein. Emotionale Tiefe ist kaum vorhanden und wird durch die Stereotypencharaktere unterdrückt. Das Worldbuilding ist bestenfalls rudimentär zu nennen, schlechtestenfalls einfallslos und überholt. Aufgrund der fehlenden Innovation ist das Buch für Vielleser nur bedingt zu empfehlen, auch wenn ich zugeben muss, das es auf den 375 Seiten nie langweilig wurde. Daher noch wohlwollende 3,5 Sterne.

Lisas Bewertung: 3,5 von  5 Sternen!

(Lisas Bewertungssystem: (1 = Zeitverschwendung, 2 = Nicht mein Fall, 3 = Okay, 4 = Überdurchschnittlich Gut, 5 = Lieblingsbuch)

Infos

Reihe: The Forsaken #1
Genre: Dystopie
Zielgruppe: Jugendliche
Verlag: Simon & Schuster
Format: Hardcover, 375 Seiten
Erscheinungsdatum: 10.07.12
Preis: 12,95€

ISBN: 1442432659

 Redaktion von Beste Bücher