Zusammenfassung, Infos und Rezension.

Rezension von Christian Wolfgang Büge

Inhalt

Bei Echos der Vergangenheit handelt es sich um ein Fantasybuch. Magie wird allerdings nur mäßig eingesetzt. Im Vordergrund stehen Verstrickungen, die sich aus menschlichen Eigenschaften wie Ehrgeiz, Selbsterhaltungstrieb, Gier und Liebe ergeben.
Rahn Corajidin, König des Hauses Erebus, ist an einem mysteriösen Gebrechen erkrankt. Er sollte die Stimmen und Erinnerungen aller seiner Vorfahren hören können, doch etwas blockiert seinen Zugang zur Seelenquelle, dem Ort, an den sich die Verstorbenen begeben. Sein gesundheitlicher Zustand wird schlechter und der Tod scheint unausweichlich. Doch die Prophezeiungen des Hexers Wolfram machen ihm Mut.

Als Hochkönig von Shrīan soll er über große Macht verfügen und seine Krankheit besiegen können. Corajidin sucht zusammen mit Wolfram nach verbotenen und hochgefährlichen Artefakten, die ihnen zu immenser Macht verhelfen sollen. Dafür scheuen sie weder vor Verrat, Intrigen noch Mord zurück. Durch sein Handeln bringt er Shrīan an den Rand des Bürgerkriegs. Darüber hinaus hat Corajidins Tochter einen Eid geleistet, den amtierenden Hochkönig bis zum Tod zu verteidigen.

Indris, ein begabter Magier, hat die Suche nach verbotenen Artefakten entdeckt. Doch er allein kann Corajidin nicht aufhalten. So macht er sich mit seinen Gefährten auf die Suche nach Beweisen für Corajidins Verrat und sucht Verbündete, um das drohende Unheil abzuwenden.

Rezension

– Aufmachung des Buches –

barnes_echos_der_vergangenheitAuf dem Cover des Buches sieht man ein Wappen, ein schwarzes Pferd auf blutrotem Grund. Umgeben ist es von verzierten Steinen, die brechen. Im Verlauf der Geschichte wird klar, dass es sich um das Wappen des Herrscherhauses von Erebus handelt, dem Corajidin angehört und um dessen Handlungen es vorrangig in der Geschichte geht.

Der vordere Einband enthält eine aufklappbare Karte vom Kontinent Īa. Man erhält einen ersten Eindruck von den existierenden Königreichen und deren Bündnissen. Die Rückseite zeigt die Shrīanische Föderation im Detail. Man sieht die einzelnen Königreiche, aus denen es besteht und wichtige Routen, sowie Städte des Landes. Am Ende des Bandes findet sich auch eine Beschreibung der wichtigsten Personen, Völker und Begrifflichkeiten, die zum Verstehen hilfreich sind.

– Form –

Jedes Kapitel beginnt mit einem Zitat oder dem Gedanken einer erfundenen Figur. Unter diesem Gesichtspunkt kann man das laufende Kapitel verstehen. Sie bieten interessante Ansichten.

Ebenso erfährt man, welches Datum gerade ist. Die Handlung des Buches beginnt am 309. und endet am 335. Tag des selben Jahres. Einzelne Tage werden dabei ausgespart und an anderen findet sehr viel Handlung statt. Sie bieten eine Orientierungshilfe, würden aber auch nicht fehlen.

Barnes Schreibstil ist flüssig und sehr anschaulich. Sowohl Figuren, als auch Orte kann man klar vor dem inneren Auge sehen. Nur sehr selten muss man Sätze zwei Mal lesen, um sie zu verstehen.

Auch wenn es sich um ein Fantasy-Buch handelt stehen die fantastischen Elemente nicht im Vordergrund. Es gibt nur wenige Gelehrte und Hexer, die sich die Macht der Schöpfung zunutze machen können. Allerdings hat es der Autor geschafft technische Gerätschaften geschickt als magische Wunderwerke einzubauen. Flugschiffe tauchen auf, ebenso Fotos (Glasteller auf denen Momente eingefangen werden können) oder moderne Waffen (Pistolen und Gewehre). Dabei hat man nie den Eindruck sie seien fehl am Platz.

Wer Orks, Trolle, Elfen oder andere fantastische Völker sucht wird diese nicht vorfinden. Lediglich Drachen sind vorhanden und dienen nur dem Hintergrund von Indris. Barnes hat neue Lebewesen wie Fendlinge und Seethe erschaffen, die er genau beschreibt. „Crocodylus“ und „Nebelriedlöwen“ überlässt er wiederum der Fantasie des Lesers.

Bei Fantasy-Geschichten geht es oft um den Kampf Gut gegen Böse. Die Fronten sind klar und der Böse will einfach nur Macht. Die vorliegende Geschichte stellt die Verflechtungen anders da. Man taucht ein in die Welt eines Königreiches, in dem verschiedene Herrscher, einflussreiche Familien und Zünfte um die Macht kämpfen. Jede Seite verfolgt dabei ihre eigenen Ziele. Manipulationen, Spionage, Bestechung und Verrat spielen eine bedeutsame Rolle in dieser Welt. Diese Geflechte zu erleben und die verschiedenen Akteure bei ihrem Handeln zu beobachten macht die gesamte Geschichte spannend.

Die Hauptfiguren sind liebevoll ausgearbeitet. Besonders sie fesselten mich als Leser, weil sie immer wieder in Widersprüche verstrickt sind. Moral, Liebe, Pflicht und Ehre treffen immer wieder in den verschiedensten Momenten aufeinander. Sie wirken in jedem Moment authentisch und lebendig. Sie auf ihrem persönlichen Weg zu begleiten und ihre Zerrissenheit mitzuerleben, ebenso wie ihre Erfolge und Misserfolge, reißt den Leser mit.

Der Shrianischen Föderation sind mehrere Reiche vorangegangen. Die wechselhafte Geschichte des Kontinents wird im Lauf der Geschichte beleuchtet, sodass auch die aktuelle politische Situation nachvollziehbar wird. Ebenso werden die Spannungen zwischen einzelnen Völkern beleuchtet und Konflikte dadurch glaubwürdiger.

Insgesamt 53 Figuren werden im Register am Buchende aufgezählt. Viele von ihnen lernt man direkt zu Beginn des Buches kennen. Als Leser wurde ich von der Namensflut überfrachtet und es war schwierig die Charaktere auseinanderzuhalten. Dieses Manko legt sich erst nach einer Weile.

Die Namenwahl an sich ist teilweise unglücklich, bei Personen und Gegenständen:

– Einzelne Namen sind ähnlich: Ashran Vashnes Tochter heißt Vahineh

– Einzelne Charaktere haben verschiedene Namen: Mariam, eine der Hauptakteure wird auch Mari oder Erebus fe Mariamejeh genannt. Hinzu kommen Titel aufgrund ihrer Heldentaten u.a. „Bluttänzerin“, „Seelenplünderin“ und „Todsängerin“

– Verschiedene Schwerter/Messer werden als „Jȗresqa“, „Kajesqa“ oder „Krysesqa“ bezeichnet. Unter Krumm-, Breit- oder Langschwert würde man sich mehr vorstellen können und diese besser unterscheiden

Vereinzelt werden so viele Informationen gegeben, dass diese nicht mehr aufgenommen werden können. „Hier gab es Tanisier mit brauner Haut und dunklen Augen, die in leuchtend bunte Jacken und lange Kilts gekleidet waren. Sie sprachen schnell und mit melodischen Stimmen. Ygranier lachten trotz der Hitze leichtherzig und schwitzten in ihren Wämsern mit den hohen Kragen, den Kniehosen und Stiefeln. Imrianer mit olivenfarbener Haut und kurzen Haaren trugen strenge Tuniken, die mit geometrischen Mustern gesäumt waren, und unterhielten sich hochtrabend und gebildet. Selbst einige mürrisch dreinblickende Angothen mit geflochtenen Haaren traf man vereinzelt in der Menge an. Die Gesichter der Männer wurden zum Teil von ihren langen Schnurr- und Vollbärten verdeckt. Sie wirkten angriffslustig, kriegerisch und verdächtig in ihrer eisenbeschlagenen Lederkleidung und den glänzenden Kettenhemden.“ (Seite 72f.)

Hier werden vier Völker vorgestellt und viele Adjektive genutzt, um die Vielfalt der Menschen in der Stadt Amnon zu beschreiben. Für mich persönlich zu viele, als dass ich sie sinnvoll einordnen könnte. Dies ist die Kehrseite von Barnes Detailverliebtheit, die vieles in der Regel anschaulicher macht.

– Fazit –

Absolut lesenswert, bei schwierigem Einstieg.

Zu Beginn des Buches wird man von den vielen Figuren verwirrt. Es braucht eine Zeit, bis man sich in das Buch hineingelesen hat und die unterschiedlichen Figuren zuordnen kann. Dies macht den Einstieg besonders schwer. Auch wenn die Beschreibungen sehr anschaulich sind war ich erst ab Seite 90 in meinem Element.

Es kommen einige Kampfszenen vor, in denen das Blut nur so spritzt, Knochen brechen und Gehirnfetzen durch die Gegend fliegen. Wer mit etwas Gewalt kein Problem hat, wird an diesem Werk seine Freude haben.

Überzeugt haben mich vor allem die drei Hauptfiguren der Geschichte: Indris, Mariam und Corajidin. Stück für Stück wird man in ihre Vergangenheit eingeführt. Man lernt ihre Ängste, Schuldgefühle und Hoffnungen kennen. Und auch ihre Handlungen sind von vielen Zwiespälten und Zweifeln gekennzeichnet, während sie versuchen das aus ihrer Sicht richtige zu tun. Man kann mit ihnen hoffen, bangen und leiden. Sie wirken in jedem Moment lebendig.

Als Leser wurde ich auch immer wieder von unerwarteten Wendungen überrascht. Gerade dachte ich, dass jemand sein Ziel erreicht und dann wird es dennoch im letzten Moment vereitelt. Einzelne Personen sterben ebenso unerwartet, wie andere überleben.
Dieser Band ist der erste in einer Reihe und das Ende lässt auf eine spannende Fortsetzung hoffen.

Autor

Mark Barnes wurde 1966 in Sydney, Australien geboren. Seine erste Kurzgeschichte schrieb er im Alter von sieben Jahren. 2005 beschloss er, aus dem Schreiben mehr zu machen als nur ein Hobby. Seitdem hat er mehrere Kurzgeschichten veröffentlicht, arbeitet als freier Lektor und berät TV-Produktionen.

Infos

Originaltitel: The Echoes of Empire 1: The Garden of Stones
Genre: Fantasy
Zielgruppe: ab 16 Jahren
Verlag: Blanvalet Taschenbuch Verlag
Format: Taschenbuch, 608 Seiten
Erscheinungsdatum: 21.04.2011
Preis: 9,99€
ISBN: 978-3-442-26984-6

Christians Bewertung: 4 von 5 Sternen!

(Christians Bewertungssystem: (1 = Zeitverschwendung, 2 = Nicht mein Fall, 3 = Okay, 4 = Überdurchschnittlich Gut, 5 = Lieblingsbuch)

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