Rezension von Anna
„Sie ist ja so süß.“ Fuchs und Wildschwein sitzen im Morgennebel am Ufer eines Sees. Darin erklimmt gerade eine Larve einen Halm. Die beiden Freunde kennen das, was folgt. Ungefähr alle drei Jahre sitzen sie hier und ungefähr alle drei Jahre wissen sie bereits am Morgen, dass das Leben dieses kleinen Insektes alsbald wieder vorüber ist. Und während Fuchs und Wildschwein zwischen Freude und Trauer schwanken, das Wildschwein es gar für ratsam hält, schnell wegzugehen, währenddessen schält sich die Eintagsfliege bereits aus ihrem Larvenkostüm.
Von ihrer kurzen Lebensdauer nichts ahnend startet sie freudig in den neuen, für sie ersten und gleichzeitig letzten Tag. Das Wildschwein hat in Anbetracht ihres bevorstehenden Todes Tränen in den Augen, bringt es aber nicht übers Herz, der niedlichen Fliege die Wahrheit über ihre kurze Lebenszeit zu sagen. Als Grund für seine Traurigkeit behauptet es statt dessen, um den Fuchs zu weinen, da dieser nur einen Tag zu leben habe. Fortan jagt eine skurrile und humorvolle Situation die andere, in der die Fliege alles dafür tut, damit der Fuchs das ganze Glück an nur einem Tag erfahren kann.
„Nur ein Tag“ wurde ursprünglich als Theaterstück für Kinder geschrieben und ist nun ebenfalls als Buch und Hörbuch erhältlich. Dem Autor Martin Baltscheit ist damit ein unvergleichbares Werk gelungen, das erwachsene Vorleser und Kinder gleichermaßen anspricht.
Es ist lustig, traurig, poesievoll und melancholisch zugleich, kurz es ist unglaublich tiefsinnig und emotional berührend. Der Tod gehört zu den Themen, die wir aus unserem Leben gerne verdrängen. Trotz Trauer um den bevorstehenden unvermeidbaren und endgültigen Abschied von der niedlichen Eintagsfliege wird mit dieser lebenslustigen Geschichte der Blick auf das Glück des Lebens gelenkt. Das Leben ist ein Geschenk und es ist nie zu spät dieses zu genießen und etwas daraus zu machen!