Rezension von Lisa
– Sometimes legends are true –
Inhalt
San Francisco 2007. Am helllichten Tag wird in Nick Flemings Buchhandlung unter Einsatz von Magie ein altes Buch gestohlen. Die Zwillinge Sophie und Josh staunen nicht schlecht, als der Buchhändler sich als der berühmte Alchemyst Nicholas Flamel zu erkennen gibt, geboren vor so cirka 700 Jahren – wer zählt schon so genau nach.
Er hat – lang lang ist’s her – das Geheimnis ewigen Lebens entdeckt (Spoiler: Es ist nicht gesunde Ernährung) und nun sind die Mächte des Bösen hinter ihm her – man kennt das. Ein atemberaubendes Abenteuer beginnt…
Aufmachung
Toll! Die Motive sind Hingucker und nehmen sogar immer Bezug auf das jeweilige Buch. (In Band eins geht es um das Element Wind, in Band zwei um Feuer, in Band drei um Wasser, usw.) Die deutschen Cover sind mir allerdings ein wenig zu bunt und kindisch geraten.
Meine Meinung (Rezension)
Alte Legenden
Fast jeder hat vermutlich schon einmal von dem Franzosen Nicholas Flamel gehört. Er war ein Schreiber und Schriftsteller, Bekanntheit erlangte er jedoch wegen seiner Rolle als Alchemist. Vielen Legenden ranken sich um sein Leben und noch viel mehr um seinen Tod. Doch was ist wirklich geschehen? Der irische Autor Michael Scott hat sich mit dieser Frage beschäftigt; das Ergebnis kann man nun in »The Alchemyst«, dem Auftakt seiner sechstteiligen Middle-Grade Reihe begutachten.
»The two that are one, the one that is all. One to save the world, one to destroy it.« [S.296]
Der Roman ist ein bunter Mix aus Mythologie, Magie, Alchemie und Abenteuer, der beinahe keine Wünsche offen lässt. Angefangen von der irischen Kriegerprinzessin Scáthach, über die ägyptische Katzengöttin Bastet, bis hin zu Gestaltwandlern, Hexen und Göttern des griechischen Pantheons ist beinahe alles vertreten. Wegen des breiten Spektrums an Themen erinnert »The Alchemyst« nicht selten an andere Bücher des Genres wie etwa »Percy Jackson« von Rick Riordan und »Gemini – Der goldene Apfel« von Eric Nylund (eine G E N I A L E Serie, die leider zu Unrecht viel zu unbekannt ist!). Vor allem das Anfangsszenario der letztgenannten Reihe ähnelt dem von »The Secrets of the Immortal Nicholas Flamel«: in beiden Büchern wird die Welt von Sagengestalten und Götter bewohnt, in beiden Büchern sind die Protagonisten zwei fünfzehnjährige Zwillinge, denen ein großen Einfluss auf das Schicksal der Welt weißgesagt wurde.
Vielleicht liegt es genau daran, dass »The Alchemyst« mich nicht begeistern konnte. »Gemini – Der goldene Apfel« ist ein Ausnahmewerk mit faszinierenden und vielschichtigen Charakteren, wenig bis gar keiner Schwarzweiß-Malerei, Intrigen, authentischer Magie und einem komplexen, rundum gelungenen Weltenentwurf. Demgegenüber verblasst Michael Scotts Roman zusehends.
Von allem etwas… aber nichts Vollständiges
Das ist das Bild, das ich primär von »The Alchemyst« erlangt habe. Das Buch besitzt einen großen Unterhaltungsfaktor und ein beträchtliches Maß an Action und Spannung. (Die groß bedruckten 400 Seiten lassen sich locker an einem Stück lesen.)
…und das war’s!
Der Roman ist kurzum zu kurzweilig, um einen bleibenden Eindruck beim Leser zu hinterlassen. Man merkt, dass Michael Scott für sein Buch recherchiert hat, dennoch bleibt die Geschichte meist zu seicht. Bei mir entstand nach einer Weile sogar das Gefühl, dass es nur darum ging, möglichst viele verschiedene Elemente in das Buch zu packen. Das Sprichwort „Qualität vor Quantität“ existiert nicht umsonst. Lieber wenige, dafür aber gut fundierte Mythen, als viele, nur oberflächlich angeschnittene.
Leider zieht sich die Hektik durch die gesamte Handlung. Anstatt bei einem Thema zu verweilen, werden die Orte und Perspektiven im Akkordtempo gewechselt. Die grob skizzierten Charaktere trafen ebenfalls nicht meinem Geschmack; onsbesondere die beiden Zwillinge Sophie und Josh könnten noch mehr Ecken und Kanten vertragen. Selbstverständlich muss das alles noch nichts zu sagen haben. »The Alchemyst« ist der Auftakt zu einer längeren Reihe, und da diese sich mit der Zeit meistens noch steigern (siehe »Skulduggery Pleasant«) werden einige Aspekte bestimmt noch genauer beleuchtet werden.
Fazit
Der rasante Erzählstil fordert seinen Tribut: die Geschichte pendelt irgendwo zwischen Belanglosigkeit und Trivialität. Wenn der Autor das vorhandene Potenzial in den Folgebänden nutzt, könnte aus der Serie noch was werden. Fürs Erste vergebe ich »The Alchemyst« gute drei Sterne. Wer Interesse an einer komplexeren, erwachseneren Version von »The Alchemyst« hat, dem sei das bereits vorher erwähnte »Gemini – Der goldene Apfel« von Eric Nylund ans Herz gelegt!
Lisas Bewertung: 3,7 von 5 Sternen!
(Lisas Bewertungssystem: (1 = Zeitverschwendung, 2 = Nicht mein Fall, 3 = Okay, 4 = Überdurchschnittlich Gut, 5 = Lieblingsbuch)
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