Rezension von Annemarie

mc gregor nationDer Direktor des Britischen Museums und Bestsellerautor Neil MacGregor beschreibt in seinem Buch die letzten 500 Jahre deutscher Geschichte. Besonders geht er dabei auf die kulturelle und politische Geschichte Deutschlands ein. Anhand von Gemälden und Münzprägungen, aber auch anhand von Fotos wird die Geschichte Deutschlands, seine Städte, Herrscher und Einwohner illustriert dargestellt. Von Luther über Goethe und Ludwig von Bayern bis hin zu Hitler werden viele Personen vorgestellt, die Deutschland stark beeinflusst haben. Oft werden auch Zeitzeugen zitiert.

Das Buch besteht aus sechs Teilen, jedes umfasst fünf Kapitel. Die Seiten sind in vergleichsweise großer und gut lesbarer Schrift geschrieben und reich bebildert. Auf so gut wie jeder Doppelseite findet sich ein Farbbild. Daneben gibt es auch diverse Bilder, die eine ganze oder sogar eine Doppelseite umfassen.

Rezension

Ein durchaus sehr interessantes Buch mit vielen schönen Abbildungen. Die Geschichte wird lebendig und detailreich dargestellt. Wer hätte zum Beispiel gedacht, dass ausgerechnet ein Puppenspiel Goethe fürs Leben beeinflusste?
Allerdings springt MacGregor öfters zwischen den Jahrhunderten hin und her. Ist er an der einen Stelle noch in einer frühen Epoche, ist er ein paar Zeilen weiter unten schon eine lange Zeitspanne weiter vorgesprungen. Ebenso schnell kehrt er wieder in frühere Zeiten zurück. Ich fand es manchmal schon recht anstrengend, ihm da zu folgen. Zudem nährt MacGregor die typischen Klischees über die Deutschen.

Während das eine Kapitel noch ganz klassisch „Eine Nation unter Goethe“ heißt, ist zwei Kapitel weiter das Kapitel „Ein Volk, viele Würste“ zu finden. Und genau darum geht es in dem Kapitel auch: Ums Oktoberfest, das Bier und die Wurstvorliebe der Deutschen. Natürlich auch mit einem Bild von einer deutschen Wursttheke. Auch aus diesem Grund fand ich das Buch oft recht einseitig geschrieben. Einige Personen, die nach allgemeiner Sicht für die deutsche Geschichte sehr wichtig sind – wie Kleist – werden gar nicht oder nur ganz am Rande erwähnt, während andere Menschen sehr ausführlich beleuchtet werden. Daher war ich, als ich das Buch las, schon etwas enttäuscht. Ich hätte mir eine objektivere Sicht auf die Geschichte gewünscht. Daneben wird die Politik und die Kultur der Reichen hervorgehoben, das Leben der „kleinen“ Menschen, die Lebensumstände der ärmeren Bevölkerung kommen kaum zur Sprache.

Gestört hat mich auch sein Umfang. Mit seinen knapp 1,8 Kilo Gewicht (ich habs extra gewogen :-) ) ist es zum Mitnehmen, ja sogar zum gemütlichen Lesen im Bett schlichtweg zu schwer und zu sperrig.

Fazit

Für Geschichtsfans und kulturell Interessierte ein schönes, gut lesbares Buch, das durch seine vielen Abbildungen besticht und zum Stöbern einlädt. Für Menschen, die geschichtlich nicht so sehr interessiert sind und nur einen Einblick in die Geschichte erhalten wollen, ist das Buch hingegen weniger empfehlenswert. Dazu ist es schlicht zu umfangreich. Auch für den, der mit Kultur und Gemälden nichts anfangen kann und sich mehr für die Lebensumstände der Menschen in der Vergangenheit interessiert, ist ein anderes Buch wohl besser geeignet.