Die Erzählung des Monteurs und ehemaligen Fußballprofis Josef Bloch beginnt mit einem Missverständnis. Er glaubt, ihm sei gekündigt worden.

Diese existenzielle Veränderung reißt ihn aus seinem Alltagstrott und so lungert er ziellos in Wien umher und geht den zahlreichen sich bietenden Gelegenheiten nach. Von seiner Umwelt, sowohl der direkten aus auch der Gesellschaft im Ganzen fühlt er sich entfremdet, was ihn in Bestürzung versetzt und zu abwegigen Handlungen treibt.

Nachdem er eine Nacht mit der Kinokassiererin Gerda verbracht hat, erwürgt er sie am nächsten Tag. Von da an zieht sich das Netz der Polizei nach und nach immer dichter um ihn herum, so dass er ständig in Bewegung bleibt. Die Erzählung endet vor der Verhaftung, die jedoch unausweichlich erscheint.

Rezension

Der österreichische Autor Peter Handke erweist sich auch in „Die Angst des Tormanns beim Elfmeter“ als überaus lakonischer Erzähler. Die Erzählung ist in der dritten Person gehalten, nimmt aber immer die persönliche Perspektive des wahrnehmungsgestörten, offenbar einer multiplen Persönlichkeit unterworfenen Mörders Bloch ein.

Der Titel „ Die Angst des Tormanns beim Elfmeter“ spielt auf eine Paradoxie an: Nur der völlig ruhige, konzentrierte Tormann fängt die Bälle sicher. Zugleich kann er im richtigen Leben diese Ruhe angesichts der herannahenden Polizei nicht bewahren, ist vielmehr einem ständigen Bewegungsdrang unterworfen.

Es kann nicht geleugnet werden, das sich Handkes Erzählung streckenweise etwas langweilig liest; es ist nicht immer ganz klar, was bestimmte Erzälstränge mit der Geschichte zu tun haben. Auch dauert es etwas, bis überhaupt klar wird, wohin die Geschichte steuert, was uns Handke also sagen möchte. Wer Handke noch nicht kennt, dem sei „ Die Angst des Tormanns beim Elfmeter“ als quantitativ knappe Lektüre gleichwohl als Einstiegslektüre ans Herz gelegt – in ein, zwei Abenden hat man das Buch gelesen und sich einen eigenen Eindruck verschafft.

Infos

  • Der Titel wurde im Fußballsport zum geflügelten Wort.
  • Eine gleichnamige Verfilmung aus den Jahren 1971/1972 wurde unter der Regie von Wim Wenders und mit Arthur Brauss in der Hauptrolle des Josef Bloch realisiert.
  • Peter Handke wurde im Haus seines Großvaters Gregor Siutz am 6. Dezember 1942 geboren.
  • Mit dem deutschen Regisseur Wim Wenders verbindet Handke eine seit den 60ern anhaltende Freundschaft.
  • Peter Handke verkaufte 2007 Handschriften und Materialien für 500.000 Euro an das Österreichische Literaturarchiv der Nationalbibliothek.
  • Peter Handke erhielt seit den 60er Jahren bis heute mehr als zwei Dutzend Preise und Auszeichnungen, u.a. den Georg-Büchner-Preis.
  • In der SZ-Edition hat das Buch 106 Seiten.

Unsere Bewertung

Historischer Wert: 2

Spannung: 2

Lesefreundlichkeit: 4 Ratgeber: 1 Muss-man-gelesen-haben: 4 (1= Kaum zutreffend / 5 = Besonders zutreffend)