Rezension von Mona
„Die Stille unter dem Eis“ (orig. „Point of Direction“) ist ein 2015 erschiener Roman der Autorin Rachel Weaver. Das Buch verspricht die geheimnisumwobene Geschichte einer jungen Aussteigerin, die vor ihrem Leben und einem tragischen Ereignis zu fliehen versucht und sich nach Alaska begibt. Außerdem lassen der Titel und der Klappentext erahnen, dass ein Großteil der Geschichte mit dem Klettern auf Gletschern zu tun hat. Schauen wir uns einmal an, ob das Buch halten kann, was es verspricht…
Worum geht es genau?
Anna ist begeisterte Kletterin und Abenteurerin. Nachdem ein tragischer Unfall ihr sehr unbeständiges Leben beschattet, flieht sie Richtung Alaska. Dort lernt sie den Fischer Kyle kennen und verliebt sich in ihn. Um ihre Beziehung zu festigen, ergreift das junge Paar die Chance, auf eine entfernte einsame Insel zu reisen, um dort für eine begrenzte Zeit einen Leuchtturm zu warten. Auf engstem Raum zusammengepfercht, muss das Paar sich bald eingestehen, dass sie einander doch nicht so gut kennen, wie sie dachten.
Und dann sind da noch die mysteriösen Aufzeichnungen eines ehemaligen Leuchtturmwärters, die Anna keine Ruhe lassen…
Vorweg: Ich fand das Buch grundsolide. Es war die Geschichte zweier Menschen, die sich mehr entfremden, je näher sie einander kommen. Außerdem enthält sie einige Spannungselemente, die sich über die ganze Handlung erstrecken (beispielsweise die Auflösung bezüglich des Unfalls, vor dem Anna flüchtet). Allerdings wird der Spannungsbogen für mein Empfinden nie fest genug gespannt, dass unbedingt weiter gelesen werden muss, sondern auf einem andauernd niedrigen Level gehalten. So war im Großen und Ganzen zwar mein Interesse an der Geschichte vorhanden, aber nicht so stark ausgeprägt, dass Nervenkitzel aufkam oder das Lesen Priorität hatte.
Anna handelt in meinen Augen (und wenn man ihren Charakter bedenkt) nachvollziehbar. Angesichts des Vorfalls, dem sie zu entrinnen versucht, ist es wirklich spannend mitzuerleben, wie sie vor ihren Geistern flüchtet. Und das macht meiner Meinung nach auch den größten Reiz an der Geschichte aus. Dass sich das Buch jedoch nicht darauf konzentriert, sondern die Beziehung zwischen Anna und Kyle eine sehr wesentliche Rolle einnimmt, hat meine Erwartungen dann doch ein wenig enttäuscht.
Leider war auch von der im Titel benannten „Stille unter dem Eis“ nur sehr wenig zu spüren. Zwar gibt es eine Rückblende, die uns mit Anna auf einen Gletscher führt, aber diese Szenen kamen für mein Empfinden viel zu kurz und dort konnte die Autorin mir auch nicht die passende Atmosphäre vermitteln.
Alles in Allem war Annas Flucht und ihre Entwicklung spannend mitzuverfolgen, allerdings haben mir die klassischen Aussteiger-Elemente gefehlt (epische Naturbeschreibungen, Mensch im Einklang mit Natur, Menschen gegen die Natur), sowie die erhofften Kletter- und Gletscherszenen. Ohne diese Erwartungshaltung und mit dem Wissen, dass sich das Buch auf eine zwischenmenschliche Beziehung sowie Annas Kampf mit sich selbst zentriert, ist die Geschichte aber sicherlich lesenswert!