Zusammenfassung, Infos und Rezension

Rezension von Beste Bücher

Darius Kopp, Moras Alltags-Held aus ihrem vorausgehenden Roman „Der einzige Mann auf dem Kontinent“ ist in ihrem aktuellen Werk ein verzweifelt Suchender: Seine Frau Flora, die große Liebe seines Lebens, hat sich erhängt. Seither geht Kopp wie durch einen Nebelschleier durchs Leben – Job, Wohnung, Hygiene – alles egal.

Schließlich bricht er zu einer Reise nach Ungarn auf. Hier ist Flora aufgewachsen, hier hofft er Antworten zu finden. Unterwegs liest er ihr Tagebuch, dass ihm eine Studentin aus dem Ungarischen ins Deutsche übersetzt hat. Seite für Seite erfährt er – und mit ihm der Leser – das Floras Leben immer schon fragil war. Doch warum ahnte Darius nichts von den seelischen Verwerfungen seiner geliebten Frau?

Rezension

Das Augenfälligste zuerst: Mora hat den Roman sozusagen zweigeteilt: In der oberen Hälfte spielt sich der eigentliche Roman ab, in der unteren Hälfte, durch einen Strich getrennt, lässt sich (parallel?) das Tagebuch lesen. Was von den meisten Kommentatoren als Innovation gefeiert wird, kann man leicht auch als verwirrend empfinden. 

Das_UngeheuerSoll man das jetzt irgendwie parallel lesen? Oder erst das Tagebuch? Oder erst den Roman? Ich habe mich entschieden, erst das Tagebuch zu lesen. Dadurch war im eigentlichen Roman dann freilich manches nicht mehr besonders überraschend – aber das ist natürlich nicht weiter schlimm, schließlich ist „Das Ungeheuer“ kein Thriller.

Feinsinnig, traurig und mit psychologischer Raffinesse beschreibt die Autorin die emotionale und seelische Entwicklung einer jungen Frau, deren Kindheit getrost als „problematisch“ bezeichnet werden kann, und der Männer stark überwiegend als gehässige Zeitgenossen gegenübertraten, die stets vor allem an ihren sexuellen Vorzügen interessiert waren.

Zwar gibt es gelegentlich komische Momente in dem Bestseller, doch ist „Das Ungeheuer“ ganz überwiegend ein trauriges, melancholisches Buch. Die Lektüre lohnt sich gewiss und der Deutsche Buchpreis ist wohlverdient. Doch wer leichte Kost sucht, sollte einen Bogen um Moras eindrucksvolles Werk machen.

Infos

  • Website der Autorin
  • Terézia Mora wuchs zweisprachig ungarisch und deutsch auf und studierte u. a. Hungarologie in Berlin
  • Für „Das Ungeheuer“ erhielt die vielfach preisgekrönte Autorin 2013 den Deutschen Buchpreis