Eigentlich ist schon der Name falsch. Oder zumindest irreführend. Passender wäre „Gebrüder Shandy“, denn der Roman handelt vor allem von Tristrams Vater Walter Shandy und dessen Bruder Toby. Die beiden fallen insbesondere durch ihre „Steckenpferde“ auf und erinnern an den berühmten Monty Phyton – Humor. Ersterer beschäftigt sich eingehend mit Vornamen und Türangeln, letzterer baut den ganzen Tag mit seinem Diener bzw. Kumpel Trim Belagerungsszenen nach und lenkt jedes Gespräch zuverlässig nach drei Minuten auf die Belagerung von Jericho.
Von brillianter Originalität ist das satirische und wunderbar leicht geschriebene Buch, das zu Recht als eines der wichtigsten der Weltliteratur gilt, durch seine Verschränkungen auf der Zeitachse. So kommt es vor, dass Sätze in einem Kapitel begonnen und erst viele Kapitel später beendet werden. Manchmal beginnt Sterne auch eine Fußnote und erzählt in dieser auf einigen Seiten parallel eine Geschichte zur Haupthandlung.
Einfluss erlangt das Werk durch die Begründung der experimentellen Literatur, die durch „Tristram Shandy“ ihren eindeutigen und selten erreichten Ur-Roman hat.
Wo so viel Licht ist, gibt es natürlich auch etwas Schatten. Die leicht antisemitischen Einwürfe sind nicht zu übersehen. Und mitunter ist er auch etwas langatmig, unser guter Sterne. Aber gelesen muss man ihn haben!
Erster Satz: Wenn doch mein Vater oder meine Mutter oder eigentlich beide – denn beide waren gleichmäßig dazu verpflichtet – hübsch gedacht hätten, was sie vornahmen, als sie mich zeugten!
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Unsere Bewertung
(Rang 1: Irrelevant – Rang 5: Höchstrelevant)
Historischer Wert: 2
Spannung: 4
Lesefreundlichkeit: 5
Ratgeber: 2
Muss-man-gelesen-haben: 4