Rezension von Ulrike Ziemer
Sternstunden für Fremde
Das Bilderbuch „Plötzlich war Lysander da“ erzählt mit Bildern und kurzen Texten die Geschichte einer kleinen Mäusefamilie, die vor eine scheinbar unlösbare Aufgabe gestellt wird. Der Bürgermeister fordert sie in einem Brief auf, den Lurch Lysander, der von weit her kommt und keine Wohnung hat, bei sich aufzunehmen. Die drei Mäuse Luis, Dora und Kathinka erschraken sehr, als der weitgereiste Lysander bei ihnen in der Höhle auftauchte. Er kam aus dem Moor und war so ganz anders. Er wollte baden und hatte ein kleines Säckchen mit Körnern bei sich. Als Lysander dann auch noch begann Erde in die Badewanne zu schleppen, war die Mäusefamilie sehr beunruhigt. Lysander benahm sich sehr merkwürdig und die Mäuse bekamen Angst. Wie sich dann schließlich alles so entwickelte, dass es den Mäusen und dem Lurch gutging und sie schließlich Freunde wurden, bleibt aufregend.
Fazit
Antje Damm regt mit ihrem Buch zum Nachdenken an. Ein Lurch und eine Mäusefamilie sind eine eigenartige Konstellation. Zu verschieden sind die Verhaltensweisen und Eigenarten der Tiere. Zu Beginn der Geschichte kommt schnell die Frage auf, ob das gut gehen kann. Die Angst der Mäusefamilie ist spürbar, aber die Fröhlichkeit und die Ideen von Lysander beeindrucken den Leser noch mehr und schnell schließt man ihn ins Herz.
Die Bilder sind plastisch, zum Greifen nahe und laden zum eigenen kreativen Gestalten ein. Antje Damm hat alle Bilder mit einer besonderen Technik gestaltet. Sie baut die jeweiligen Szenen aus Papier und Pappe auf und fotografiert ihre Zusammenstellungen. Die dreidimensionalen Bilder sind sehr eindrucksvoll und vermitteln ein Gefühl für die jeweilige Situation.
Die Erzählung eignet sich, um mit Kindern über die Themen Andersartigkeit, Fremdheit und Flüchtlinge zu sprechen. Schnell wird klar, dass in der Vielfalt eine große Chance für das eigene Leben liegt. Die Bereicherung, die die Mäusefamilie erlebt, macht neugierig auf andere Kulturen. Beim Betrachten des Bilderbuches entsteht leicht der Wunsch auch einen Lysander aus Pappe zu basteln, oder lieber die Mäusefamilie und eine kleine Höhle mit einer Treppe und, und, und…
Die Texte enthalten viele Dialoge, die den Figuren Charakter verleihen. Angst, Wut, Fremdheit, Verständnis, Glück und Freundschaft werden erlebbar.
Das Buch ist für Kinder ab 4 Jahren geeignet und sehr lesenswert.