Rezension von Ulrike

Gecko erscheint seit 2007 alle zwei Monate neu. Muriel Rathje, die Erfinderin und Herausgeberin der Bilderbuchzeitschrift berichtet auf der Webseite der Zeitschrift, dass sie und Ihr Team sich zwei große Ziele gesetzt haben. Zum Einen das Interesse am Lesen frühzeitig zu wecken und zu fördern, zum Anderen Autoren und Illustratoren ein Medium anzubieten ihre Ideen zu verwirklichen und einem breiten Publikum anzubieten.

Die Zeitschrift ist hochwertig und stabil. Der Einband kartoniert, glatt, glänzend und mit leuchtenden Farben bedruckt. Die einzelnen Seiten, insgesamt 51, sind aus festerem Papier und gut zu blättern.

Die Rezension bezieht sich auf die Ausgabe 57 der Bilderbuchzeitschrift. Thematisch befasst sich diese Ausgabe mit den märchenhaften Erlebnissen einiger Phantasiefiguren. Insgesamt findet der (Vor-)Leser drei komplette und reich illustrierte Geschichten:

  • „Ziprinella steht im Regen“ von Britta Nonnast und Mascha Greune
  • „Der Marmeladenwolf“ von Nicole Rödings und Till Charlier
  • „Feenzauber und Schweineglück“ von Sophie Schmidt.

Alle drei Geschichten sind sagenhaft überraschend und so ganz anders als klassische Märchen. Die erste Geschichte handelt von einer Prinzessin die viel einkaufen möchte. Sie hat einen sehr dicken Geldbeutel. Eingebaut in die Geschichte sind kleine Wortspielereien. So werden zum Beispiel eingekauft: „ein Klositz, ein Sitzkissen, ein Kissenknopf, ein Knopfloch, ein Lochkäse“ und so weiter.

Später als es regnet und die Prinzessin keinen Platz im Auto findet wird alles wieder ausgeladen, das Wortspiel wird umgedreht „Käseloch, Lochknopf, Knopfkissen, Kissensitz und Sitzklo“. Auch der dickste Geldbeutel ist mal leer und kann eine Prinzessin nicht vor Regen schützen. Die Illustrationen zeigen eine fordernde, ja kauflustige Prinzessin, die schließlich wütend wird. Als Viktor, der Chauffeur, der all ihre Launen ertragen hat, sie mit einem etwas unüblichen Regenschutz vor der Nässe bewahrt, wird sie nachdenklich. Der Text ist klar und sachlich, die Emotionen werden durch die Zeichnungen übertragen. Es gibt viel zu entdecken und die Geschichte lockt Kinder und Erwachsene eigene Wortverdrehungen zu erfinden.

In der Geschichte vom Marmeladenwolf sind Bilder und Text ganz anders gestaltet. Der Leser und Betrachter wird daran erinnert, dass er nicht ein Bilderbuch eines Autors in der Hand hält, sondern eine Zeitschrift in der es ganz unterschiedliche Beiträge gibt.

Es wird von einem Wolf erzählt der ständig Hunger hat. Erst wollte er am liebsten die Kinder fressen, dann die Marmeladenbrote der Kinder und schließlich einfach nur Marmelade. Es gelingt den Wolf zu zähmen und mit viel Geduld bringt ihm eine selbstbewusste Oma das Marmeladenkochen bei. Der Wolf stellt sich anfänglich recht dumm an, doch die Geschichte entwickelt sich anders als zu vermuten ist. Am Ende wird der Wolf mit seiner selbstgekochten Marmelade berühmt. Die Zeichnungen sind farblich eher dunkel gestaltet, die Farbe Grün ist sehr dominant und gibt wunderbar die Stimmung der erzählten Geschichte wieder.

Für Kinder ist die Darstellung stellenweise ein wenig zu „farblos“. Die Illustration des Wolfes nimmt Kindern jedoch die Angst. Es gelingt durch die Zeichnungen die Atmosphäre und die Wandlung des Wolfes darzustellen. Überragend ist jedoch die Darstellung der Oma. Hoffentlich haben viele Kinder eine solch wunderbare Oma, dann kann sich so manches „Wölfchen“ leicht in einen Star verwandeln.

Der Titel der letzten Geschichte „Feenzauber und Schweineglück“ verbirgt die Assoziation rosa, Feenstaub, wunderschöne Zauberei und löst beim Anblick des ersten Bildes ein Lächeln aus. Oh, das soll die Fee sein, aha sympathisch, freundlich, aber hübsch ist sie mit Sicherheit nicht. Die gute Fee ist durch ihren Beruf sehr angestrengt und die täglichen Arbeitsaufgaben lassen sie verzweifeln. Immer wünschen sich die Kinder von ihr die gleichen Dinge. Eines Tages wird es der guten Fee zu viel und sie wechselt den Beruf.

Nach einigen Überlegungen mit Hilfe der „Berufsberatung“ wird sie eine verwunschene Prinzessin. Als solche wird sie in ein Schwein verwandelt und verliebt sich in den Eber Toni. Als endlich der Prinz kommt um die verwunschene Prinzessin zu befreien, versteckt sie sich im Schlamm. Die Illustrationen sind bewegt und abschnittweise in kleinere Bilder gefasst, um ähnlich wie bei einem Comic, viel von der Handlung bildlich darstellen zu können. Die hässliche, schrullige und unglückliche gute Fee verwandelt sich im Laufe der Geschichte zu einem wunderschönen, freundlichen und glücklichen Schwein.

Neben den drei zauberhaften Geschichten, beinhaltet die Bilderbuchzeitschrift, Rätsel, Wortspiele, ein Fremdwörterrätsel, ein Gedicht und kreative Ideen. Eine sehr gut erklärte Anleitung zur Herstellung von Zauberbildern und ein Suchbild, dass die sonderbaren Schneeabenteuer von Familie Fluse darstellt.

Die Zeitschrift ist werbefrei. Es wird lediglich auf die Möglichkeit hingewiesen „Gecko“ im Abo zu erwerben. Auf der letzten Seite gibt es noch einige Lesetipps.

Fazit

„Gecko“ ist ein vorbildliches Geschichtenmagazin zum miteinander anschauen und vorlesen. Eine Zeitschrift von hoher Qualität. Inhalt und Ausführung erinnern an ein Bilderbuch. Es wird viel angeboten, drei komplette Bilderbuchgeschichten und einige Wortspiele und Rätsel. Alle Inhalte sind hervorragend ausgewählt. Die Geschichten bewegen sich fernab von Rollenklischees und laden ein zum Querdenken, Nachdenken und Lachen.

Für jüngere Kinder sind an manchen Stellen die Vielfalt der Ideen und die Anzahl der Bilder zu umfangreich. Besonders bei den Ratespielen wäre eine klare Abgrenzung der Aufgaben wünschenswert. Die Zeitschrift bietet sehr viel Gesprächsstoff zwischen Erwachsenen und Kindern, so manche Frage wird diskutiert und es gibt bestimmt viele „Lieblingsgeschichten“. Eines ist bei dieser Zeitschrift garantiert, Vorleser langweilen sich nicht, vielmehr kommen sie in den Genuss von fantastischen Illustrationen und humorvollen Geschichten. So ganz nebenbei besteht die Chance die Vielfalt der internationalen Kinderliteratur und eine breite Mischung künstlerisch wertvoller Illustrationen zu entdecken. Der Herausgeberin und ihrem Team ist es gelungen märchenhaften Lesestoff für die ganze Familie zusammenzustellen. Das Magazin ist für Kinder ab vier Jahren geeignet.