Rezension von Julia H.

Auf dem College entsteht eine Freundschaft zwischen 4 Männern, die von Ihrer Vergangenheit stark geprägt sind. Jude, die zentrale Figur der Lektüre, macht ein Geheimnis um seine Herkunft. Zu Beginn gibt er keinerlei Informationen über seinen Werdegang vor dem College preis.

J.B. kommt aus einer reichen Familie, wird nach anfänglichen Stolpersteinen und einem durch Drogen bedingtem Absturz zu einem erfolgreichen Künstler.

Malcom tut sich schwer damit, Entscheidungen zu treffen und ist sich anfänglich seiner sexuellen Orientierung nicht sicher, heiratet aber eine Frau.

Willems Eltern waren Rancharbeiter. Er hatte einen behinderten Bruder früh verloren und ist der Meinung, dass sich seine Eltern zu wenig um diesen gekümmert hätten. Willem weiß, dass Jude sich mit Absicht mit Rasierklingen schneidet, ignoriert dies aber zunächst. Nach und nach wird Judes Vergangenheit, die von ständigem Missbrauch geprägt ist, offen gelegt.

Schreibstil

Den Schreibstil hier empfinde ich als besonders kunstvoll. Dem Leser wird keinerlei Interpretationsspielraum gelassen. Anstatt etwas bildlich darzustellen, benutzt die Autorin ganz präzise Beschreibungen (z.B. fügt Sie in Klammer ein, dass etwas „unaussprechlich“ ist). Das Buch an sich ist wenig lebendig, es wirkt auf mich wie ein statischer Bericht über Selbstzweifel und Selbstzerstörung. Mein Blickwinkel auf das Geschehen war distanziert, trotzdem habe ich mit den Figuren mit gelitten.

Viele Vergleiche wie beispielsweise eine Freundschaft mit einer Symbiose und die Verwendung von ungewöhnlichen Ausdrücken (z.B. „semispontan“) haben bei mir den Lesefluss erschwert.

Stärken des Buches

Die Autorin hat die Begabung, mit einer absoluten Härte, Schonungslosigkeit und Stetigkeit gerade die Figur des Jude´s leiden zu lassen. Die Intensität der negativen Emotionen hat mich richtig getroffen. Sie stellt die Hilfslosigkeit und Unsicherheit der Personen gefühlvoll dar, die sich für Jude regelrecht aufopfern, es aber nicht schaffen, dass Jude sich ihnen gegenüber vollständig öffnet.

Kritik

Leider habe ich keinen richtigen Zugang zu der Lektüre im Gesamten gefunden. In der ersten Hälfte des Amazon-Bestsellers tat ich mir schon schwer damit, eine Richtung zu erkennen, der weitere Verlauf war für mich persönlich nicht so spannend und wirkte teilweise sehr stark konstruiert. Beispielsweise wird eine homosexuelle Beziehung zwischen zwei Personen erschaffen, die durch einen plötzlichen Gefühlswandel (vorher war dies eine reine Männerfreundschaft) entsteht. Erst sehr spät konnte ich überhaupt einen zentralen Handlungsstrang erkennen.

Leseempfehlung

Für Leser, die sich gerne mit psychologischen Profilen auseinandersetzen und Tiefgründigkeit schätzen. Absolut nicht für empfindliche Gemüter geeignet, da Missbrauch in seiner schlimmsten Form ein zentrales Thema ist. Ebenfalls sollte man daran interessiert sein, sich mit allen Aspekten der gleichgeschlechtlichen Liebe auseinander zu setzen.