Rezension von Mona
„Singt, ihr Lebenden und ihr Toten, singt“ ist das aktuelle Werk (Stand 2018) der US-amerikanischen Autorin Jesmyn Ward, die bereits zweifach mit dem National Book Award ausgezeichnet wurde. Auszeichnungen, die eine gewisse Erwartungshaltung an die Autorin setzen. Mal sehen, ob sie dieser gerecht werden kann…
Worum geht es? Mississippi. Jojo und seine kleine Schwester Kayla wachsen bei ihren Großeltern auf. Die Mutter unfähig, sich um ihre Kinder zu kümmern und der Vater im Gefängnis. Die elterliche Liebe bleibt ihnen verwehrt und doch ringen sie darum. Jojo lernt früh sich zu emanzipieren und gleichzeitig der wichtigste Bezugspunkt für seine Schwester zu sein. Als der Vater aus dem Gefängnis entlassen wird, macht sich die provisorische Familie auf die Reise zu ihm und die Figuren, in einer mittlerweile ungewohnten Konstellation vereint, entfernen sich immer mehr voneinander.
Mehr sollte man vorab nicht über die Geschichte wissen, aber man kann sich darauf einlassen, dass es bildgewaltig, atmosphärisch und zu Herzen gehend wird.
Rassismus ist hier ein wichtiges Thema. Jojo und Kayla lernen zum ersten Mal ihre Großeltern kennen; die Eltern ihres weißen Vaters, die die Beziehung ihres Sohnes von Grund auf ablehnen und sich nicht von „Rassenunterschieden“ verabschieden können und wollen.
Aber tatsächlich geht es noch um sehr viel mehr, die Figuren sind meisterhaft beschrieben, ihre Beziehungen abschreckend und bewegend. Jesmyn Ward schafft absolut imposante und einprägende Bilder und Szenen und nimmt uns mit in eine armutbeladene Familie im tiefsten Süden der USA. Charaktere, die sich nicht von ihrem festgefahrenen Denken befreien können, Welten, die, obwohl nicht weit voneinander entfernt, kollidieren.
Das Buch ließ mich sprachlos zurück, ich würde gern tiefer in einzelne Szenen abtauchen und meine Gedanken teilen, aber ich denke, diese sollte jeder für sich selbst erleben und nur mit der Erwartung an das Buch gehen, dass es nachhaltig beeindrucken wird.