Rezension von Marion
Nero Golden, ein reicher Immobilienmagnat, muss aus seiner Heimat flüchten. Täte er dies nicht wäre wohl sein Leben und das seiner erwachsenen Söhne in Gefahr. Er verbietet den Söhnen über deren Herkunft zu sprechen. Ihre Namen werden geändert, amerikanisiert, den New Yorker Verhältnissen angepasst sozusagen. Der neue Wohnort der Familie zeugt von Prunk und Dekadenz, ähnlich wie es in der ursprünglichen Heimat gewesen ist. Die, die nicht genannt werden darf. Doch natürlich ist es in der heutigen Zeit leicht für die Nachbarn durch Informationen im Internet an Hinweise zu kommen. René, der Filmemacher, der mit seinen Eltern neben den Goldens lebt wird durch seine Eltern aufgeklärt, dass die Goldens aus Bombay stammen. Doch René Unterlinden behält dieses Wissen für sich, er beobachtet Nero und den Rest der Familie aber neugierig. René sucht sogar den Kontakt zu ihnen und lässt sich inspirieren, den markanten Stoff für ein Drehbuch bietet dieses Ensemble mit seinen Geheimnissen ganz sicher.
Petya Golden, ältester Sohn Neros ist Autist. Nero hat immer viel für ihn getan. Seinen Selbstmordversuch vereitelte er höchstpersönlich, unterstützte und förderte ihn wo immer es ihm möglich war. Auch Neros zweitgeborener Sohn ist ein wenig sonderlich. Zwar schon jenseits der 40 benimmt er sich eher kindisch. Er nennt sich Apu, die Abkürzung findet er außergewöhnlich. Er verführt die angebetete seines Bruders, obwohl er ihm augenscheinlich eigentlich helfen wollte sie zu erobern.
Als Nero sich mit einer Frau aus ärmlicher Verhältnissen einlässt entspringt sein dritter Spross. Er besticht die Frau und nimmt ihn bei sich und seiner damaligen Frau, der Mutter von Petya und Apu auf . Der jüngste Sohn identifiziert sich selbst mit Dionysos als es bei der Einreise in die Staaten zur neuen Namensgebung kommt, da dies aber zu kompliziert ist lässt er sich einfach nur D rufen.
Seine älteren Brüder akzeptieren ihren jüngeren Halbbruder nicht, vergleichen ihn mit Mowgli, was D natürlich sehr kränkt. Als Neros Frau damals noch lebte, gab es eine große Kluft zwischen den älteren Söhnen und ihr auf der einen Seite, und Nero und D auf der anderen. D hatte einen gewissen Einfluss auf seinen Vater und überzeugte ihn, dass seine Stiefmutter nicht Herr der Lage sei, so dass ihm einige Entscheidungen zufielen die sie sonst traf. So bekam er beispielsweise die Schlüssel zu allen Räumen, war der Herr der Gemächer. Neros Frau nahm sich dies so zu Herzen, dass sie einen Selbstmordversuch unternahm. Er misslingt zwar, aber dies alles machte das Verhältnis der Goldens natürlich nicht inniger. Wenn sie auch aufgrund dieses Ereignisses wieder der Vorstand wurde. Der Vorfall der zur Auswanderung führte, hatte ihren Tod zur Folge, so dass Nero nur mit seinen drei Kindern nach New York ging.
Die Familie Golden ist exzentrisch, geheimnisvoll und wird von einem machtgewohnten Vater regiert, anders kann man es nicht nennen. René ist ein Charakter der dem Leser dies näher bringt. Durch ihn werden viele Missstände aufgedeckt. Auch politisch wird dem Leser einiges geboten. Zu Beginn befinden wir uns noch in der Zeit von Barack Obamas Amtszeit, doch die beginnende Ära Trump wird ebenso mit in die Geschichte einbezogen. Einiges muss man zwischen den Zeilen lesen, anderes wird recht klar definiert, ja sogar an den Pranger gestellt. Wobei ich ehrlich gestehen muss, dass es mir teilweise nicht leicht fiel diesem Roman zu folgen. Salman Rushdie lässt sich manchmal sehr weitschweifig aus, man verliert den Faden oder es wird einem nicht direkt klar, was der Autor überhaupt ausdrücken möchte.
Doch wenn man am Ball bleibt gewöhnt man sich an die Art des Autors und es wird leichter der Handlung zu folgen, und dann erschließen sich viele Zusammenhänge und Andeutungen werden klarer.
Mein persönliches Fazit zum Roman: Dieser Roman offenbart einem die Hintergründe der heutigen Zeit, Rushdie trifft den Zeitgeist um es auf den Punkt zu bringen. Hut ab vor diesem Mann, der, sehr gewagt, in dem Roman offen Kritik übt und Misstände anspricht. Dies entschädigte mich für die Mühen diesem Buch zu folgen. 4 von 5 Sternen vergebe ich für Golden House.
Salman Rushdie wurde 1947 in Bombay geboren. Sein Roman Mitternachtskinder gehört zu den wohl bekanntesten Werken. Er verfasste mittlerweile 13 Romane, die viele renommierte Preise gewannen.