Wer gutes Benehmen zeigt, ist gesellschaftlich anerkannt. Dies gilt nicht nur in der heutigen Zeit, sondern seit historischer Zeit. Doch woher kommen unsere Normen des guten Benehmens eigentlich? Warum reicht man sich die Hand, gibt Damen in manchen Kulturkreisen Handküsse und lüpft den Hut, wenn man jemanden begrüßt? Und galten früher die gleichen Benimmregeln wie heute?
Ein Blick in die Geschichte des guten Benehmens hilft. Ari Turunen, ein finnischer Wissenschaftsjournalist, klärt darüber auf, wie sich die Benimmnormen seit der Historie – schwerpunktmäßig seit dem Mittelalter – entwickelt und gewandelt haben. Dabei kommt einiges Erstaunliches und Skurriles zutage. Die Lektüre besteht aus acht Kapiteln plus Einleitung und Schluss. Sie behandeln unterschiedliche Schwerpunkte und sind danach auch benannt. Das erste Kapitel lautet „Haltung und Körpersprache“, gefolgt von „Grussritualen“ (nach der neuen Rechtschreibreform übrigens mit ß zu schreiben), Tischsitten“, „Natürliche Bedürfnisse und Körpersekrete“, „Weinen und Lachen“, „Aggressivität“ und „Sexualität“. Das letzte Kapitel „Das neue digitale Mittelalter“ behandelt die neue (Nicht-)Benimmkultur im Internet.
Diverse Zitate aus historischen Quellen führen in die jeweiligen Benimmregeln und -ratschläge ein. Ein umfassendes Literaturverzeichnis mit sieben Seiten Umfang beinhaltet die für dieses knapp 200 Seiten umfassende Werk verwendeten Quellen.
Rezension
Dieses Werk ist hochinteressant. Als Wissenschaftsjournalist schreibt der Autor sehr unterhaltsam und vergnüglich. Und er schreibt anschaulich, dabei aber auch wissenschaftlich fundiert. Der Nachteil dessen, dass Turunen so vergnüglich und anschaulich auch eher unappetitliche Themen beschreibt – ja, in der Vergangenheit waren die Benimmsitten nicht immer besser – bewirkt, dass man dieses Buch besser nicht vor dem Essen lesen sollte. Dies ist aber auch die winzige Einschränkung. Man erfährt in dieser Lektüre viel darüber, wie die Tischsitten entstanden sind und dass früher die Benimmnormen eben nicht unbedingt besser, sondern oft deutlich schlechter als heutzutage waren. Ich persönlich habe es sehr genossen, diese Lektüre zu lesen und viel Neues und Ungewöhnliches dazugelernt.
Durch seine unterhaltsame Schreibweise eignet sich die Lektüre besonders zum entspannten Lesen für ruhige Stunden, wenn man vergnüglich unterhalten werden möchte und vielleicht auch nach ein paar skurrilen Fakten sucht, die man auf der nächste Fete zum Besten geben kann.
Schade ist nur, dass das Buch so kurz ist. Es ist halt doch recht schnell ausgelesen.
Fazit
Wer eine vergnügliche, leichte, aber auch wissenschaftlich fundierte Lektüre über die Benimmsitten im Wandel der Zeit lesen möchte, ist mit diesem Buch sehr gut beraten.