Was denkt mein Gegenüber? Was ist seine wirkliche Absicht? Diese Frage stellen sich viele, der Wunsch, das Gegenüber zu durchschauen, ist oft groß. Katrin Streich, die Autorin dieses Buches, weiß genau, wovon sie schreibt, schließlich war sie lange Jahre Polizeipsychologin, unter anderem beim Landeskriminalamt. In diesem Buch schreibt sie nun über einige ausgewählte Fälle, die sie während dieser Zeit bearbeitet hat und erklärt, was man aus dem Vorgehen der Polizeipsychologen und generell aus der beschriebenen Situation an sich für die eigene Kommunikation und das eigene Verhalten lernen kann.
Das Buch setzt sich aus drei Teilen zusammen, die jeweils aus fünf bis zehn Kapiteln bestehen. Der erste Teil lautet Selbstreflexion. In diesem setzt die Autorin beim Leser selbst an. Denn so lange man sich nicht selbst reflektiert und das eigene Verhalten und die eigene Kommunikation beobachtet und kritisch hinterfragt, ist es auch nicht leicht, das Wesen und die Reaktion anderer zu analysieren. Der zweite Teil befasst sich damit, wie man eine Situation seinem Gesprächsziel entsprechend gestaltet und was für Möglichkeiten bestehen, das Gespräch zu beeinflussen. Diese beiden Teile sind die umfangreichsten. Der dritte und letzte Teil befasst sich mit der Interpretation dessen, was das Gegenüber von sich gegeben hat. Einleitung und Schlussbemerkung schaffen den inhaltlichen Rahmen des Buches. Im Text sind einige Dinge, die die Autorin besonders hervorheben möchte, in Kästchen dargestellt.
Rezension
Das Cover dieses Buches täuscht. Und auch ich habe mich vom Cover täuschen lassen. Ich dachte, dass man im Buch zumindest einige Merkmale im Gesicht kennenlernt, anhand derer man die Emotionen der jeweiligen Person herauslesen kann. Tatsächlich geht die Autorin auf die Gesichtsmimik überhaupt nicht näher ein und erläutert eher allgemeine Dinge. Zudem suggeriert das Cover meiner Ansicht nach ein spannendes Buch. Leider fand ich das Buch aber nicht halb so spannend, wie ich anhand des Covers erwartet habe. Daher finde ich Cover unglücklich gewählt und irreführend.
Streich schreibt über einige ihrer Fälle. Diese verändert sie aber so stark, dass niemand mehr weiß, was nun Realität und was Fiktion ist. Auch wenn ich den Einwand der Autorin verstehen kann, dies sei zum Schutz der beteiligten Personen, hätte ich mir doch Fälle gewünscht, die sich auch in der Realität so zugetragen haben. Zudem klappt der Transfer von ihren Fällen bei der Polizei zum Alltagsleben von Otto Normalverbraucher aus meiner Sicht nicht so gut. So weiß ich nach diesem Buch recht genau, wie ich am besten Todesnachrichten überbringe und wie ich jemanden bei einer Vernehmung bei einer Lüge entlarve – doch wie oft überbringe ich in meinem alltäglichen Leben Todesnachrichten?
Und würde es nicht sehr seltsam wirken, wenn ich einen Freund bitten würde, die scheinbare Lüge mehrmals, chronologisch und umgekehrt chronologisch und in allen Einzelheiten zu erzählen? Ich hätte mir gewünscht, Ratschläge zu erhalten, die auch in der normalen Kommunikation im Alltag anwendbar sind, und zu erfahren, anhand welcher Anzeichen man die wahren Emotionen des Gegenübers erkennt. Dies habe ich aber leider nicht erfahren. So blieb das Werk für mich leider ziemlich wirklichkeitsfern und an meinem eigenen Leben vorbei und ich habe nicht viel daraus mitgenommen.
Fazit
Für alle, die einen kleinen Einblick erhalten wollen, wie eine Polizeipsychologin arbeitet, eine interessante Lektüre. Für die, die für ihren Alltag Körpersprache lesen lernen wollen (und nicht zufällig als Polizeipsychologe arbeiten) sind andere Bücher zum Thema Körpersprache aber eher zu empfehlen.