Von Amir Junuzović
Inhalt
Es gab mal eine Welt, wo keine Blumen blühten. Es gab mal eine Welt, wo sich Blut mit Matsch mischte und wo man um gefallene Menschen nicht weinte. Es gab mal eine Welt, wo man nur eine Zahl war – eine von Millionen. Willkommen in den Kriegsjahren! Willkommen im literarischen Schaffen von Heinrich Böll.
Sein Sammelband „Wanderer, kommst du nach Spa…“ zählt zu den berühmtesten Kurzgeschichten der Nachkriegszeit weltweit! Es besteht aus 25. Kurzgeschichten, die sich direkt oder indirekt mit dem Thema „Zweiter Weltkrieg“ beschäftigen – egal ob direkt an der Front, inmitten des Geschehens oder indirekt während der Nachkriegszeit -, und die mit ihrer knackigen Länge jeden Leser direkt ins Geschehen entführen und ihn nur schwer aus der Gefangenschaft wieder freilassen.
Die einflussreichste und stärkste Kurzgeschichte, „Wanderer, kommst du nach Spa…“, kann man als eine der wichtigsten literarischen Werke der Trümmerliteratur deuten: Ein junger Mann, der aus der Schulbank direkt an die Front geschickt wurde, kommt in seine Heimat zurück. Er wird aus einem Wagen „ausgeladen“, wo er zusammen mit toten und „fast toten“ Soldaten in sein früheres Gymnasium gebracht wurde. Das Gymnasium ist jetzt aber ein Hospital, wo die schwerverletzten Soldaten stationiert werden. Doch statt freudige Erinnerungen zu haben, wird ihm erst jetzt das ganze Ausmaß des blutigen Krieges klar – Tod, verlorene Arme und Beine, Armut, Elend, Sodom und Gomorrha auf Erden! Er erwacht aus dem Traum und realisiert, dass er alles verloren hat, dass er körperlich und seelisch am Ende ist und dass es jetzt keinen Ausweg mehr gibt! Das Einzige, was ihm bleibt, ist es zu schreien!
Über den Autor
Trümmer, Schmerz und der kalte Tod – so könnte man kurz und knapp die Jahre des literarischen Schaffens des Nobelpreisträgers Heinrich Böll beschreiben. Der Nobelpreisträger Böll steht als Sinnbild für die Epoche der Nachkriegsliteratur. In seinen Werken beschreibt er die wahren Geschehnisse eines Krieges, den er an der Front miterlebt hat, der ihm seine Jugend, seine Heimat, seine Familie, seine Ideale und seine Zukunft nahm. Jeder Buchstabe verkörpert den unvergesslichen Schmerz einer Generation, die ohne Identität einfach nur einem System gehorchen musste, das Böll nicht als das seine empfand. Die Trümmerliteratur an sich spiegelt die damalige Gesellschaft wieder – wer hier auf romantische Liebeserklärungen wartet, hat weit gefehlt. Willkommen in einer Welt, wo es keine Gnade gibt, willkommen in einer Welt, wo der eigene Staat der größte Gegner war und willkommen in einer Welt, in der man nicht leben möchte: Willkommen im Zweiten Weltkrieg!
Weitere Infos
- Böll, Nobelpreisträger, zählt zu den wichtigsten Autoren der deutschen Nachkriegszeit.
- Im „dtv-Verlag“ 211 Seiten.
- Besuchen Sie auch die Seiten zum Autor Böll im KiWi-Verlag.
Meine Bewertung
Historischer Wert: 5
Spannung: 5
Lesefreude: 4
Muss-man-gelesen-haben: 5