Rezension von Mona
„Kampf bis zur letzten Patrone, heißt die Devise, lieber tot als versklavt.“ (S. 38)
„Im Frühling sterben“ ist ein Antikriegsroman des hoch gelobten deutschen Autors Ralf Rothmann. Dieses Buch ist 2015 im Suhrkamp Verlag erschienen und wird schon jetzt, kurz nach Erscheinen, als Meilenstein in der Antikriegsliteratur gehandelt. Die Geschichte handelt von dem siebzehnjährigen Walter, der 1945 mit seinem Freund Fiete zwangsrekrutiert wird. Beide selber völlig unqualifiziert (denn beide sind als Auszubildende auf einem Bauernhof in Schleswig-Holstein tätig) erleben sie den Fall der deutschen am eigenen Leib mit und müssen erfahren, wie kostbar das Leben auf der einen Seite und wie sinnlos das Kriegsgeschehen auf der anderen Seite ist.
Walter wird als ungeeignet eingestuft und somit als Fahrer eingesetzt, weshalb man ihn von seinem Freund Fiete trennt. Rothmann hat mit „Im Frühling sterben“ einen Roman geschaffen, der die völlig teilnahmslose Jugend in den Fokus stellt und lässt uns durch ihre Augen die Grausamkeiten und die Sinnlosigkeit des Geschehenen erleben und reflektieren.
Sehr beeindruckend dargestellt waren unter anderem die Auswirkungen des Erlebten auf die einzelnen Charaktere und die folgenden Generationen.
„Das ist der Krieg der Zyniker, die an gar nichts glauben, außer an das Recht des Stärkeren. Dabei sind’s nur Kleingeister und Schwächlinge, ich hab’s im Feld erlebt.“ (S. 161)
Der Schreibstil hier hat mir Anlaufschwierigkeiten bereitet. Wird er doch sehr hoch gelobt, so habe ich ihn eher als zu nüchtern und distanziert empfunden. Erst im Nachhinein, als ich für mich die Geschichte reflektiert habe, konnte ich richtiges Grauen und Entsetzen spüren. Ich denke der Roman braucht seine Nachhallzeit, in der er erst richtig seine Wirkung entfalten kann, dann jedoch ist er wirklich schonungslos!
Allgemein bietet die Geschichte sehr viel Stoff zum Nachdenken, nicht bloß um Geschichtliches zu verarbeiten, sondern das Verhalten der Kriegs- bzw. Nachkriegsgeneration ein Stück weit zu reflektieren und zu verstehen. Da es hier keine expliziten Helden gibt und es auch nicht annähernd darum geht welche zu schaffen, ist das Buch in meinen Augen umso wertvoller. Außerdem schenkt uns der Autor hier eine Vielzahl von Textstellen, die man einfach markieren oder verewigen möchte, weil sie so intelligent, ehrlich und auf den Punkt gebracht sind.
„Was immer du erlebt hast, es reicht für den Rest deiner Zeit, wirst sehen.“ (S. 203)
Fazit
Rothmann hat mit diesem Roman eine Geschichte geschaffen, die im Nachhinein eine enorm berührende Wirkung entfaltet und den Leser zweifellos nicht unbeeindruckt zurücklassen wird.