Rezension von Annemarie
Im Buch werden fünf ungelöste bzw. schwierige Fälle behandelt. Im Buch beschreibt der Mordkommissar Axel Petermann, wie er Verbrechen, die von „normalen“ Polizisten nicht zu lösen waren, mittels der operativen Fallanalyse untersucht und zum Teil auch aufgeklärt hat.
Es werden vier Fälle behandelt. Der erste handelt von einem ungelösten Mordfall an einer jungen Frau, der zweite von schwerer Körperverletzung eines Häftlings, der dritte von versuchtem Totschlag und der vierte wieder von einem Mord an einer jungen Frau.
Rezension
Ich hatte mich ziemlich auf das Buch gefreut. Den Titel fand ich spannend und das Thema sehr interessant. Dementsprechend ging ich mit hohen Erwartungen an dieses Buch heran. Und wurde – leider – ziemlich enttäuscht.
Der erste Fall, der den Mordfall an einer jungen Frau behandelt, umfasst ca. ein Drittel des Buches. Haarklein schildert der Profiler seine Gedankengänge und Ermittlungen, um am Ende zu dem Ergebnis zu kommen, dass der Täter niemand anderes als (Achtung: an alle die das Ende noch nicht wissen wollen: Bitte erst ab dem nächsten Absatz weiterlesen!) Mister X ist! Jawohl, ihr habt richtig gelesen: Die ganzen Ermittlungen haben zu nichts geführt und der Täter ist weiterhin unbekannt. Ganz ehrlich: Wenn eine Person hundert Seiten lang ausführlich sämtliche Überlegungen und Ermittungsschritte zu einem Fall erläutert, erwartet man doch am Ende, dass zumindest irgendein Ergebnis herauskommt.
Dementsprechend enttäuscht war ich nach dem ersten Kapitel.
Danach wurde es etwas besser. Auch wenn man sich durchaus die Frage stellen kann, inwieweit das Entfernen von Zehennägeln eines drogenabhängigen Häftlings so spannend ist, dass es von Petermann in alle Einzelheiten erläutert werden muss. Da stellt man sich schon die Frage: Hat Petermann in seinem ganzen Berufsleben nichts Spannenderes erlebt? Auch die weiteren Fälle lassen an Spannung sehr zu wünschen übrig. Der dritte Fall ist dann wenigstens ein bisschen spannender. Und der vierte? Wird aufgeklärt – allerdings erst 40 (!) Jahre nach dem Verbrechen. Zu diesem Zeitpunkt sind alle Tatverdächtigen schon eines natürlichen Todes gestorben. Warum der Fall trotzdem dann noch wieder aufgerollt wird? Damit die Familie ihren Frieden findet, meint Petermann. Aha, alles klar.
Daneben hat mich auch gestört, dass Petermann sehr subjektiv schreibt. In einem Fall, in dem ein Mann so stark verletzt wird, dass er zum schweren Pflegefall wird, urteilt Petermann über den Täter erstaunlich milde, in einem anderen Fall hingegen, dem Mord an einer Frau, steigert sich Petermann fast schon in Hasstiraden gegenüber dem Täter herein. Das spricht aus meiner Sicht nicht gerade für einen Mordkommissar, der ja eigentlich neutral und zumindest halbwegs objektiv bleiben sollte.
Der Fokus dieses Buches liegt nicht darauf, Spannung zu vermitteln, sondern darum, die Arbeitsweise eines Profilers haarklein zu verstehen. Darauf liegt auch eindeutig der Schwerpunkt. Welche Methoden werden verwendet, welche Gedankengänge kommen dem Profiler, was für Schlüsse zieht er daraus? Dabei erinnert die Vorgehensweise fast ein bisschen an Sherlock Holmes. Leider ist dieses Buch nicht halb so spannend, und die Erkenntnisse, die der Autor aus seinen Beobachtungen und Analysen zieht, sind aus meiner Sicht auch nicht übermäßig bahnbrechend und eher simpel. So fand ich das Buch, das ja dem Titel nach eigentlich Spannung verspricht, oft einfach nur langweilig. Ich verreiße nur ungern Bücher. Bei diesem Buch habe ich allerdings so gar nichts wirklich Positives gefunden. Daher bekommt es auch einen Ehrenplatz – in der hintersten Ecke meines Bücherregals.
Fazit: Das Thema an sich ist interessant, die Umsetzung aber – meiner Ansicht nach – völlig misslungen. Daher aus meiner Sicht leider nicht zu empfehlen.