Rezension von Mona
Antonia Michaelis ist bekannt für ihren sehr eigenen Schreibstil, der von vielen hoch gelobt, von anderen wiederum nahezu gehasst wird.
„Paradies für alle“ ist das erste mir bekannte Buch der Autorin, in dem sie sehr untypisch wenig verträumt und geheimnisvoll schreibt, jedoch trotzdem ununterbrochen zu begeistern weiß!
Worum geht es?
Der 9-jährige David glaubt fest daran, dass es ein Paradies geben muss. Und da er sich die Frage nach der Existenz eines Gottes nicht beantworten kann, beschließt er, das Paradies selbst zu erschaffen. Eine Umverteilung von Geld und materiellen Dingen sind da seiner Meinung nach ein guter Anfang und so nimmt er sich den Problemen einiger Anwohner seines Dorfes an und versucht sie glücklich zu machen, denn aus etwas Glück kann eine Flutwelle an Glückseligkeit entstehen, man muss die Murmel nur ins Rollen bringen.
Doch irgendwann muss auch der hochbegabte David sich eingestehen, dass er nicht die ganze Menschheit retten kann. Er unternimmt einen größeren Schritt und kurze Zeit später erhalten seine Eltern die Nachricht, dass David einen Unfall hatte und im Koma liegt.
Während des Lesens musste ich mich mehrmals vergewissern, dass wirklich Antonia Michaelis dieses Werk verfasst hat, denn es ist, wie gesagt, sehr untypisch. Untypisch ist aber nicht gleich schlecht, denn diese Art des Erzählens hat mir auf ihre ganz eigene Art ebenso gefallen.
Das Buch enthält viele philosophische Ansätze und moralische Grundfragen, die sich ein Kind stellt (und viel zu wenig Erwachsene), es liest sich also an einigen Stellen wie ein philosophischer Ratgeber für Kinder. Das tut aber der Geschichte keinen Abbruch oder stört den Lesefluss.
Die Geschichte wird auf zwei Ebenen erzählt. Es beginnt mit der Sichtweise Lovis’, also Davids Mutter, die um ihren Sohn bangt und um jeden Preis herauszufinden versucht, was zu seinem Unfall geführt haben könnte. Dazu durchsucht sie sein Zimmer und findet eine Geheimschrift, die sie entziffern muss und Davids Berichte zur Erschaffung des Paradieses enthalten. Dies ist gleichzeitig der zweite Handlungsstrang.
Ich möchte gar nicht zu viel von dem Buch vorwegnehmen, denn es ist eine Entdeckungsreise, auf die sich jeder selber begeben sollte (und ja, ich kann es wirklich nur allzu stark empfehlen!). Mich hat es jedenfalls wahnsinnig berührt, es hat mich nachdenklich gestimmt und ich hab mich sowohl in David, als auch in Lovis wiedererkannt, größtenteils wohl aber in David. Es hat auf jeden Fall etwas in mir angesprochen, das mich jeden Tag an dieses Buch denken lässt.
Wer keine Schwärmereien mag, der sollte genau HIER stoppen, denn genau das wird jetzt passieren.
Ich liebte jede Zeile, jede Idee und jeden einzelnen Charakter dieser ebenso tragischen wie wunderbaren Geschichte. Ich konnte David (obwohl er ein hochbegabtes Kind ist, wovon ich laut einiger Zensuren weit entfernt war) von Grund auf verstehen und hätte es den Charakteren nur allzu gern mitgeteilt.
Das Buch hat mich mitgerissen und hat sich in mein Herz geschrieben, aus welchem ich es nicht mehr verbannen werde.
Fazit
Ich möchte jedem, der Philosophie, kindliche Protagonisten, mitreißende und unvergessliche Geschichten mag, dieses Buch aller wärmstens empfehlen!