Rezension von Mona
„Totenfrau“ ist der Auftakt einer Thriller-Trilogie des österreichischen Autors Bernhard Aichner rund um die toughe Bestatterin Blum. Mit diesem ersten Band hat er einen sehr vielversprechenden Anfang vorgelegt, der auf ein überragendes Gesamtpaket hoffen lässt!
Worum geht es genau?
Blum ist glückliche Ehefrau und Mutter zweier Kinder und auch in ihrem heimischen Bestattungsunternehmen fühlt sie sich mittlerweile zuhause. Bis eines Tages der Unfalltod ihres Mannes ihr idyllisches Leben beschattet und Blum komplett aus ihrer Rolle fallen lässt.
Allmählich keimt der Zweifel in ihr, dass es sich bei dem lebensverändernden Ereignis tatsächlich um einen Unfall handelte und wächst zu der Gewissheit, dass ihr Mann kaltblütig ermordet wurde. Auf sich allein gestellt übt sie Rache an jenen Menschen, die ihr Lebensglück zerstört haben und offenbart dabei ein Verbrechen, dass sie sich in ihren kühnsten Träumen nicht hat ausmalen mögen.
Meiner Meinung nach hat Bernhard Aichner mit Blum eine Protagonistin erschaffen, die man nicht so leicht vergisst. Sie ist durch und durch tough und sticht in vielerlei Hinsicht aus der Masse heraus. Innerhalb der Geschichte entblättert sich langsam Blums Vergangenheit, die sie zu der werden ließ, die sie jetzt ist. Es ist vielleicht schwierig mit jemandem zu sympathisieren, der stark zur Gewalt in Form von Selbstjustiz neigt, aber genau so ist es mir hier ergangen.
Neben der Tatsache, dass sie sich ihr Recht erkämpft, ist sie aber ebenso eine liebende Ehefrau und Mutter, die ihre eigenen Probleme fernab ihrer Familienidylle hält.
Mit diesem Konzept des Rachenehmens wandeln Autoren meiner Meinung nach immer auf einem sehr schmalen Grad, kann es doch sehr schnell ins Übertriebene und Unglaubwürdige abdriften. Das, und das ist ein Punkt, der diesen Thriller erstklassig macht, ist hier nicht der Fall. Blum ist keine muskelbepackte Überfrau, die waghalsige Stunts vollführt, um ihre Peiniger zur Strecke zu bringen. Sie nutzt einfach ihren Charme und legt sich Strategien zurecht, die zu jeder Zeit nachvollziehbar sind. Sehr hilfreich und vor allem auch interessant gestaltet, sind Blums Kenntnisse als Bestatterin, die sie sich geschickt zu Nutzen macht.
Vielleicht war das ein oder andere Mal der beste Freund „Zufall“ zu stark vertreten, aber das war einfach nötig, um die Geschichte voranzutreiben und hat mich deshalb nur wenig gestört.
Höchst angenehm war auch der Schreibstil, der die Geschichte so greifbar und menschlich werden ließ und, ebenso wie die Protagonistin, aus der Masse hervorsticht. Schon auf der ersten Seite überkam mich das Gefühl, dass die Geschichte genau für mich in der Art und Weise geschrieben sei und ließ mich auch nicht mehr los.
Nicht nur die Atmosphäre ist sehr düster und dicht beschrieben, auch mit Spannung wird hier nicht gegeizt. Die Adjektive „fesselnd“ und „packend“, die sich auf zahlreichen Thriller-Covern finden, passen zu diesem Werk einmalig. Eine sehr spannungsgeladene und nervenaufreibende Nacht hat mich die „Totenfrau“ gekostet, danach wusste ich, dass der Folgeband nicht lange auf sich warten lassen darf.
Außerdem ist unbedingt anzumerken, dass dieses Buch einen der genialsten Plot-Twists enthält, den ich je gelesen habe. Durch das Lesen vieler Krimis/Thriller erhält man recht schnell eine gute Spürnase für solche Stilmittel, aber hier habe ich ihn absolut nicht kommen sehen!
Fazit
Ein spannungsgeladener und nervenaufreibender Auftakt einer vielversprechenden Trilogie. Unbedingt mehr von Blum!