Rezension von Annegret

Inhalt

Dorothee Achenbach ist die Ehefrau des Kunsthändler Helge Achenbach, der im vergangenen Jahr aufgrund von Betrug zu mehreren Jahren Haft verurteilt worden ist. In diesem Buch schildert sie, wie sie die Zeit seit Achenbachs Festnahme erlebt hat. Der materielle Niedergang der Familie seit dem Auffliegen des Betrugs mit dem Verlust vieler wertvoller und liebgewonnener Gegenstände, die oftmals auch gar nicht dem Ehemann, sondern ihr selbst, einer Unschuldigen, gehörten, wird, dabei ebenso thematisiert wie die psychischen Folgen, die der ganze Prozess für die Familie hatte.

Dabei wird deutlich, dass nicht nur die mediale Aufmerksamkeit sondern auch der Hass, der ihr von Seiten der Ankläger zukommt und die Rigorosität, die ihr von gerichtlicher Seite entgegenschlagen, enormen psychischen Stress verursachen. Jedes Kapitel dieses Buches repräsentiert einen Monat in dieser für sie enorm schweren Zeit. Zu Anfang jedes Kapitels stehen die Schlagzeilen, die in dem jeweiligen Monat die Zeitungen prägten.

In den Kapiteln schreibt die Autorin, was in ihrem Leben passiert, wie sie immer mehr Gegenstände verkaufen muss, wie die Gerichtvollzieher förmlich bei ihr ein- und ausgehen und sie nach und nach fast alles, was sie liebt, abgeben muss. Daneben schreibt sie aber auch von den Gefängnisbesuchen, druckt einige Brief, die ihr Mann aus dem Gefängnis an sie schreibt, in Kurzform ab und erzählt, wie ihr Leben trotz allem irgendwie weitergeht.

Rezension

Was für ein Buch! Das war mein erster Gedanke, nachdem ich dieses Buch gelesen habe. Manchmal musste ich zwischendurch das Buch aus der Hand legen, weil das, was der Frau geschah, einfach so hart und schlimm war, dass ich nicht mehr weiterlesen konnte. Achenbach schreibt so authentisch, dass man sich enorm gut in sie hineinversetzen kann. Und die Geschichte ist hart. Da befindet sich eine Frau in einem komplett geregelten Leben, hat vieles für ihre Altersversorgung zurückgelegt und ist nun endlich kurz davor, von den Früchten ihres Ertrags genießen zu können, und dann bricht auf einmal ihr ganzes Leben zusammen. Dabei ist der Verlust des Materiellen keineswegs das Schlimmste, vielmehr ist es die Erkenntnis, dass der eigene Mann ein Millionenbetrüger ist, der Dauerstress, die Demütigungen, die Sorge um die Familienmitglieder – nicht nur um den eigenen Mann, dem Achenbach trotz seiner Straftaten treu bleibt – sondern auch um die eigenen Kinder und den Hund.

Dabei bemitleidet sich die Autorin aber keineswegs selbst, obwohl sie allen Grund dazu hätte. Vielmehr schreibt sie selbstironisch und mit einem eigentlich den Engländern so typischen trockenen, fatalistischen Humor, freut sich doppelt an jedem kleinen Lichtblick und jede kleine Freundlichkeit – sowohl von Freunden, als auch von Fremden – und ist dankbar für die kleinen schönen Augenblicke. Was ich auch bemerkenswert und als Zeichen für wirkliche Stärke empfinde ist, dass sie niemanden beschuldigt, sich nicht in Rachegelüste hineinsteigert, sondern – erträgt und versucht, das Beste daraus zu machen. Dies gelingt ihr erstaunlich gut.

Fazit

Ein zwar trauriges, aber doch mit einer unheimlichen Stärke, Kraft und Authentizität geschriebenes Buch, das aus meiner Sicht absolut lesenswert ist. Denn es verdeutlicht, dass man selbst die schlimmsten Situationen überstehen kann, solange man sie mit Humor nimmt, versucht, das Beste draus zu machen, und wirkliche Freunde hat. Daher nicht nur als Leselektüre insbesondere für Frauen (!) sehr gut geeignet, sondern auch als Mutmachbuch. Danke, Frau Achenbach, für dieses Buch!