Rezension von Mona
„Blum hatte das Böse einfach begraben. Keine Sekunde lang hatte sie damit gerechnet, dass es wieder nach oben kommen würde.“
„Totenhaus“ ist der zweite Band der „Totenfrau“-Trilogie des österreichischen Autors Bernhard Aichner rund um die toughe Ausnahme-Protagonistin Blum.
Worum geht es?
Nach dem blutigen Selbstjustiz-Feldzug versucht Blum, wieder Ruhe in ihre Familie einkehren zu lassen und zu vergessen. Die Idylle wird dadurch gestört, dass sie auf ein Bild aufmerksam wird, welches die grotesk mit einem Zebra zusammengenähte Leiche einer Frau zeigt, die ihr zum Verwechseln ähnelt. Blum begibt sich auf die Spuren dieser Frau und muss bald feststellen, dass sie sich selber kaum kennt.
Zudem werden Polizei und die Medien auf Blums Blutbad aufmerksam und fortan beginnt eine wilde Hetzjagd, in der kaum noch zwischen Täter und Opfer zu unterscheiden ist. Nach dem fulminanten ersten Band dieser Trilogie, war ich unglaublich gespannt auf die Fortsetzung. Auf den ersten Seiten lässt sich schon eine Spannung erahnen, die sich, wie beim Vorgänger, bis zu schierem Nervenkitzel ausdehnt.
Das Buch beginnt damit, dass Blum festgehalten und gefoltert wird und sich im Geiste von ihren Kindern und ihrem Leben verabschiedet. Blum, die sich doch im ersten Band noch ihren Peinigern, den Mördern ihres Mannes, entledigt hat und dabei eine solche Skrupellosigkeit gezeigt hat. Danach verläuft die Handlung chronologisch rückwärts, bis wir an dem Punkt sind, an dem unsere Protagonistin mit ihrem Leben abschließt.
Blums Handlungen waren mir teilweise ein Rätsel, die sich aber sehr gut mit ihrer gequälten Seele erklären ließen (meistens zumindest) und die Abgründe ihrer Psyche aufzeigten. Außerdem wandelt sie sich stückweise von der offensiven und ihren Motiven überzeugten Frau und entschließt sich zur Defensive (was aber, wenn man bedenkt, dass gefühlt die halbe Welt nach ihr als Mörderin fahndet, mehr als nachvollziehbar ist).
Im Gegensatz zu Band 1 war auch hier das Setting anders, da es einen Hauptspielort gab. Die meiste Zeit befindet sich die Protagonistin in einem leerstehenden Hotel mit ihren Inhabern, in welcher sie langsam die einzelnen Puzzleteile ihrer Vergangenheit zu einem Ganzen zusammensetzt. Was mich stark an Stephen Kings „Shining“ erinnerte, entwickelte sich, was den Gruselfaktor anbelangt, auch in etwa diese Richtung. In Hinblick auf Grusel, Nervenkitzel und Spannung, ließ der Autor dem Leser kaum eine Verschnaufpause.
Außerdem positiv hervorheben muss ich das Talent des Autors, den Leser in einen moralischen Zwiespalt zu drängen. Wir erleben alles aus der Sicht von Blum, begleiten sie ebenso bei den Morden, wie auch bei ihrer Flucht und ich kann immer noch nicht sagen, ob ich mit Blum mitfiebere, oder sie verachte. Ein Stück von beidem auf jeden Fall. Mit dem Abschluss der Trilogie erwarte ich auf jeden Fall Großes von dem Autor!
In Hinblick auf Band 1 muss ich leider negativ anmerken, dass mir hier der geniale Kniff, den Bernhard Aichner im Vorgängerband noch an den Tag gelegt hat, ein bisschen gefehlt hat. nAuch konnte mich die Entwicklung der Geschichte nicht sonderlich überraschen.
Allerdings bleibt „Totenhaus“ für mich ein hervorragender Thriller, mit kleinen Abstufungen.