Rezension von Lea
Jeder Leser, der dieses Buch beginnt, stellt sich die selbe Frage: Wer war Alice? Diese Frage beantwortet sich auf eine recht ungewöhnliche Art. „In den vergangenen fünfundzwanzig Jahren – innerhalb einer Generation – hat sich die Art und Weise, wie wir miteinander kommunizieren, stärker verändert als während der vorherigen tausend Jahre. Das Internet hat die Regeln neu geschrieben.“ Zitat von S. 38.
In Briefen, Meldungen in den Sozialen Netzwerken und Tagebucheinträgen wird nach und nach die Geschichte der Alice Salmon aufgeklärt. Da die verschiedenen „Puzzleteile“ nicht in der chronologischen Reihenfolge angeordnet sind, wird der Leser selbst dazu angehalten, alles zu einem großen Puzzle zusammenzusetzen.
Erst, wenn alle Teile zusammengesetzt wurden, enthüllt sich, was wirklich an dem Abend geschah, an dem Alice in einem Fluss ertrank. Man erfährt viel über Alice. Zuerst wird man mit ihrem Tod konfrontiert, bekommt anhand von Forenchats mit, wie sich die Geschehnisse verbreitet haben, lernt Alice aber zuerst nicht kennen. Später, nach einigen Briefen, Tagebucheinträgen und OnlinePosts beginnt man, sich ein Netz aus Informationen zu spannen. Mit jedem Hinweis spinnt man einen neuen Faden, reißt aber auch einen alten ein.
Besonders die Zeitsprünge machen es einem schwer, endlich an ein Ziel zu kommen. Aber das hat auch etwas Gutes. Viel zu schnell kommt man bei Thrillern auf des Rätsels Lösung. Hier sucht man vergeblich. Am Ende stellt man viele Theorien auf, aber keine scheint wirklich zu passen. Es ist sicherlich interessant, mal einen Thriller zu lesen, der das Geschehen durch Soziale Netzwerke aufklärt.
Dadurch bekommt man einen guten Einblick in die Welt des Internets, die scheinbar genauso ist, wie dieses Buch. Es wird nicht immer die ganze Wahrheit erzählt. Vielmehr besteht jeder Post aus einem kleinen Puzzlestück, das erst zu einem Ganzen zusammengesetzt werden muss, bis es verstanden werden kann. „Wer ist Alice“ ist eine Geschichte, die einem sein eigenes Konsumverhalten bedenken lässt.
Ist es notwendig, manche Dinge mit dem Internet zu teilen oder könnte es auch negative Auswirkungen haben? Sollte man über Menschen urteilen, von denen man nicht mehr gelesen hat, als das, was sie im Internet über sich Preis geben? Wer Puzzle mag, ist hier sicherlich gut aufgehoben. Doch es handelt sich nicht nur um ein Puzzle, sondern auch um eine Geschichte, die einen nachdenklich stimmt.