Rezension von Katharina
David Good beschreibt in seinem biographischen Buch, wie er als Sohn einer Yanomami-Indianerin und eines amerikanischen Ethnologen in den USA aufwuchs und lange Jahre unter der frühen Trennung von seiner Mutter litt, die nach wenigen Jahren in den Staaten wieder in den südamerikanischen Dschungel zurückging und ihre drei Kinder beim Vater zurückließ.
Anfang Zwanzig, als seine Depressionen und seine selbstzerstörerischen Exzesse bedenkliche Ausmaße annehmen, beschließt David, seine Mutter zu suchen, um mit sich selbst ins Reine zu kommen und bricht in den venezolanischen Dschungel auf. Dort trifft er seine Mutter und seine indianische Verwandtschaft und versucht, die Yanomami-Lebensweise zu erlernen.
David Good leitet jedes Kapitel seiner Lebensgeschichte -angefangen damit, wie seine Eltern sich im Dschungel kennen und lieben lernten- mit einem Ausschnitt seiner eigenen Dschungelreise ein, welcher durch Kursivschrift gekennzeichnet ist. Eine schöne Gliederung, die ein wenig Ordnung in das Chaos bringt und nach und nach die Familiengeschichte der Goods enthüllt sowie Davids Reise an den Orinoko erzählt.
Good selbst wirkt in seiner eigenen Erzählung wie ein unausgeglichener Teenager, der auch in seinen Zwanzigern eher oberflächlich, desinteressiert und respektlos bleibt, die Suche nach seiner Mutter scheint eher eine weitere fixe Idee – geboren aus Dekadenz und Langeweile – als eine sorgfältig geplante Aktion zu sein.
Seine Dschungelreise kann er nur umsetzen dank der Hilfe von Menschen, die sich dort auskennen, ihm zur Seite stehen und für ihn dolmetschen, denn er selbst kennt nur wenige Worte in der Sprache seiner Mutter und kann sich selbst gar nicht verständlich machen.
Das Buch mutet an wie ein Tagebuch, das mehr oder weniger nicht nachträglich bearbeitet wurde. Goods Gedanken sind teilweise recht wirr und sein Erzählstil eigenwillig und unausgereift. Er wiederholt sich oft und lässt seinen Gedanken freien Lauf. Viele Geschehnisse werden nur oberflächlich angekratzt und nicht weiter ausgeführt. Dies ist frustrierend, denn er ergeht sich immer wieder in Andeutungen, was vielleicht geschehen sein könnte, er aber aus Rücksicht auf andere Personen leider nicht erzählen könne.
All dies führte in meinem Fall leider dazu, dass ich beim Lesen nicht wirklich in die Geschichte reinkam und die Charaktere flach und nicht authentisch erschienen. Was für manche wie ein persönliches Tagebuch erscheinen mag, kam mir wie „gewollt und nicht gekonnt“ vor. Ich hatte mir mehr erwartet. Mehr Geschichte, mehr Hintergrund, mehr journalistisches Können.