Rezension von Annemarie
Ein Leben für die Bulimie. Diana Fey, die Autorin des Buches ist vierzehn, als sie beginnt, ihr Essen wieder zu erbrechen. Als Sandwichkind mit nur wenig Selbstvertrauen in einer ebenfalls leicht essgestörten Familie geboren, entdeckt sie das Spucken als Lösung für sich.
Von da an drehen sich fast alle ihrer Entscheidungen um die Bulimie. Ihre Berufswahl, ihre Urlaube und vieles mehr entscheidet sie danach, wie und ob sie am besten – nun ja – ihr Essen wieder loswerden kann. Der stetige Kampf mit ihrem Umfeld, mit ihrer Bulimie und schließlich auch mit sich selbst prägt dieses Buch. Man bekommt einen Einblick in die Ängste und Sorgen, aber auch in die Träume und Hoffnungen von Diana Fey und merkt, wie kunstvoll sich Bulimiebetroffene ein Leben um ihre Krankheit weben können.
Das Buch ist in drei Teile gegliedert, die verschiedene Zeitepisoden behandeln. Diese Teile sind wiederum in mehrere Kapitel untergliedert. Herausgekommen ist eine ehrliche und trotz der ganzen Tragik humorige Autobiographie, deren einziger Unterschied zu einem Roman darin besteht, dass die Geschichte zu 100 % wahr ist.
Rezension
Um eine Befürchtung gleich vornweg auszuräumen: Dieses Buch ist nicht ekelhaft. Diana Fey beschreibt einzig ihr Leben mit Bulimie und lässt eine genauere Beschreibung der Ess-Brecht-Attacken glücklicherweise aus. Einzig die Kapitelüberschriften handeln ausnahmslos vom Erbrechen und sind infolgedessen doch etwas gewöhnungsbedürftig. Dennoch ist das Buch eindeutig „contra Mia“.
Jetzt aber zum Inhalt: Das Buch ist schwarzhumorig. Fey beschreibt ihr eigenes Leben mit einer gehörigen Portion Selbstironie – ohne Selbstmitleid. So ist es Fey ausgesprochen gut gelungen – besser als vielen reinen Sachtexten über diese Krankheit – das Wesen der Bulimie und der an Bulimie erkrankten zu entschlüsseln. Während Ess-Brecht-Sucht bei einem vorher Ekel und Unverständnis gegenüber denen, die nach landläufiger Meinung zu doof sind zum Essen und sowieso nur den halben Tag entweder im Kühlschrank oder über dem Klo hocken, hervorrief, versteht man nach dieser Lektüre wirklich, wie Menschen an Bulimie erkranken können und was sie umtreibt.
Und dieses Buch hat mich gefesselt, so sehr gefesselt, dass ich nicht mehr aufhören konnte zu lesen. Zeitweise konnte ich nicht glauben, dass all das, was Fey schreibt, nicht fiktiv sondern vollständig wahr ist, so unglaublich und ereignisreich ist Feys Geschichte. Ihr Kampf erst gegen ihr Umfeld, dann gegen ihre eigenen Fehler und Schwächen und schließlich der Kampf gegen ihre eigene Essstörung, der – so viel darf verraten werden – schlussendlich erfolgreich verläuft.
Fazit
Eine ausgesprochen packende Autobiographie einer Bulimikerin, spannender als viele Romane und mit einer gehörigen Portion Selbstironie und Humor gewürzt. Für Freunde lockerer, selbstironischer Romane eine sehr lesenswerte Lektüre.