Einige waren enzyklopädischer Natur, andere dienten der Erbauung. So gab es das „Volksmedizinische Hausbuch“, den „Ratgeber für den Braut- und Ehestand“ oder das „Hausbuch Recht“, als unerschöpflichen Geschichtenfundus und ethisch-moralische Grundausstattung für alle natürlich die Bibel, und für die Abteilung „Humor“ reichte über viele viele Jahre hin der humoristische Hausschatz von Wilhelm Busch. Auch die „Edelsteine“, die sich nunmehr schon in der zweiten, erweiterten Auflage anschicken, „121 Sternstunden deutscher Sprache“ vorzustellen, können als ein solches Hausbuch bezeichnet werden.
Die versammelten Texte umspannen einen Zeitraum von mehr als 1600 Jahren. Dass dabei das Schwergewicht auf dem 19. und 20. Jahrhundert liegt, kann schon aufgrund der steil ansteigenden Textmenge in den letzten 250 Jahren nicht verwundern. Interessant ist das Konzept, wie die einzelnen Stücke präsentiert werden. Dazu haben die Herausgeber etwa 60 lebende Autorinnen und Autoren (bis hin zum Präsidenten des Deutschen Bundesages Norbert Lammert) eingeladen, um sie – gewissermaßen als deren kenntnisreiche Paten – vorzustellen.
Im Ergebnis benötigen jene dazu je nach Temperament zwischen drei und acht Seiten, um den Originaltext – z.T. in Auszügen – einzuleiten, zu umrahmen, zu deuten und einzuordnen. Natürlich macht sich der eine Vermittler dabei mehr Mühe als der andere, stellt sich womöglich angesichts der Großartigkeit des Primärtextes aber auch ganz bewusst hintenan. In der Summe ergibt dies ein 650 Seiten starkes, in vielerlei Hinsicht gewichtiges Hausbuch. Es bietet ein breites Panorama vom Atta Unsar-Gebet des Wulfila (um 370) bis hin zur Dankesrede Papst Benedikts aus Anlass der Verleihung der Ehrendoktorwürde durch die Universität Krakau im Jahr 2015.
Es ist dem Buch zu wünschen, dass es seinen Weg auch in manchen Haushalt findet, den man zu den bildungsfernen zählen würde, um dort hoffentlich wenigstens von Zeit zu Zeit einmal aufgeschlagen zu werden. Dann wäre sein Konzept wohl noch am ehesten aufgegangen. Das Erstaunlichste an ihm aber bleibt: Selbst jenen, die noch in unseren Tagen der Tradition des humboldtschen Bildungsideals nahestehen, vermag dieses Werk überraschende Einsichten zu bieten, weil es eine Reihe von Texten enthält, die gemeinhin als nicht genuin literarische gelten – wie etwa den Beipackzettel zur Antibabypille oder die Käseverordnung des Bundesgesetzblattes.
Eben dies verleiht dem Band seine Einzigartigkeit. In welchem sozialen Milieu die erhofften Leserinnen und Leser auch immer zu finden sein mögen: jede(r) von ihnen wird mit Sicherheit hier etwas finden, das er/sie zuvor noch nicht kannte. Q.E.D.