Rezension von Annemarie

Die meisten Hunde werden heutzutage nur wenig ausgelastet. Doch oft weiß man nicht, welche Spiele man mit dem vierbeinigen Hausgenossen noch spielen kann. Rütters und Buismans Werk schafft hier Abhilfe.

Das Buch ist in zwei Teile unterteilt. Der erste behandelt die Grunderziehung, ohne die ein Spiel – so Rütters Ansicht – nicht funktionieren kann. Im zweiten – umfangreicheren Teil werden die unterschiedlichen Spiele erläutert. Die unterschiedlichen Spiele sind nach Kategorie unterteilt. So gibt es Schnüffelspiele, Beutespiele, Denkspiele und Bewegungsspiele. Zu Beginn jeder Kategorie stehen die einfachen Spiele. Zum Ende der jeweiligen Kategorie nimmt dann der Schwierigkeitsgrad zu.

Das Buch ist reich bebildert mit Fotos von den unterschiedlichen Personen – darunter selbstverständlich auch Martin Rütter selbst – die mit ihren Hunden das jeweilige Spiel ausführen.

Rezension

Martin Rütter verkauft sich immer gut, keine Frage. Und da Martin Rütter ziemlich bekannt ist, ging ich auch davon aus, dass dieses Buch viele spannende, tolle und neue Spielideen enthalten würde. Nun – nach dem Durchlesen dieses Buches bin ich leider ernüchtert.

Wenn ich ein Buch über Hundespiele lesen möchte, gehe ich davon aus, dass in diesem Buch Hundespiele behandelt werden – und zwar nichts anderes. Als in Rütters Werk erst einmal ein umfangreicher Teil mit den grundlegendsten Anweisungen zur Hundeerziehung – etwa wie man seinem Hund Sitz beibringt –wunderte ich mich schon ein bisschen. So ist nämlich der „brauchbare“ Teil mit den Spielen deutlich kürzer als von außen angenommen.

Nun zu den Spielen. Rütter stellt die Spiele gut und leicht verständlich vor. Man merkt, dass er wirklich Ahnung hat. Jetzt aber der große Knackpunkt: Die Spiele selbst sind nicht sehr einfallsreich. Vielleicht habe ich schon zu viel über Hundespiele gelesen, aber wenn Rütter über etliche Seiten ein Spiel vorstellt, bei dem man Hunde auf dem Boden Futter suchen lässt, dann frage ich mich schon, ob man dazu extra ein Buch hätte kaufen müssen.

Das alles wäre für mich noch verschmerzbar gewesen – nur die Erweiterungen der einfachen Spiele (kreative Spielideen wie Bällchen-Werfen oder Zerrspiele) sind dann häufig gar keine richtigen Spiele mehr. So schafft es Rütter, aus jedem – auch dem lustigsten – Spiel eine Gehorsamkeitsübung zu machen. Wenn der Hund beim Bällchen-Werfen erst einmal ewig warten muss, bevor er dem Ball hinterherrennen darf, wenn man vor dem Tier ein Leckerchen hinlegt und es erst auf Befehl loslaufen darf, wenn der Hund selbst beim Spiel mit der Reizangel der Beute nur auf Befehl hinterherlaufen darf – und dann bitteschön auch nur so lange, wie Herrchen/Frauchen es erlaubt – oder still sitzenbleiben muss, während der Besitzer Hampelmann macht, dann stelle ich mir die Frage, ob man seinem armen Tier mit solchen „Spielen“ wirklich einen Gefallen tut. Oder – ganz tolles Spiel – der Hund lernt, Türen zu öffnen oder den Lichtschalter zu betätigen.

Da bleibe ich mit meinem Hund doch lieber bei den alten einfachen Spielen, da haben wir beide wenigstens Freude. Trainieren kann ich mit ihm immer noch. Vielleicht hat das Buch auch einfach den falschen Titel. „Disziplin in jeder Situation“, oder: „Erziehung für den Hund“, wäre meiner Ansicht nach einer deutlich besserer Titel für dieses Buch gewesen. Nur dazu hat Rütter schon viel geschrieben – ein solches Buch hätte sich daher wohl nicht so gut verkauft.

Zusätzlich muss ich Hundebesitzer einiger Rassen warnen: Hundebesitzer von Herdenschutzhunden oder Haus-, Hof- und Wachhunden haben schlechte Karten, denn – so Martin Rütter – diese Rassen interessieren sich generell kaum für die Zusammenarbeit mit dem Menschen und eignen sich daher prinzipiell für kein einziges Spiel. Wer also einen Herdenschutzhund oder einen Hofhund besitzt, braucht sich dieses Buch eigentlich gar nicht erst anzuschaffen.

So habe ich aus diesem Buch leider nichts mitgenommen – außer, dass Rütter als Tiertrainer zwar gut ist, in Sachen Spiele jedoch noch Nachholbedarf hat.

Fazit

Wer seinen Hund erziehen und ihm Disziplin beibringen möchte, wird in Rütters Werk einen hilfreichen Ratgeber finden. Wer jedoch mit seinem vierbeinigen Partner einfach nur fröhlich spielen will, sollte sich nach einem anderen Buch umsehen, denn wirkliche Spiele kommen in diesem Buch nicht vor.