Rezension von Annemarie

Was geschieht nach dem Tod? Diese Frage stellt sich wohl jeder Mensch irgendwann einmal. Wissen tut es niemand, denn alle, die es wissen können, können es uns nicht mehr erzählen. Die vielen Bücher über Nahtoderlebnisse als „Beweis“ für ein Leben im Jenseits sind allenfalls Annäherungen an das Leben nach dem Tod. Doch man kann die Sache auch anders angehen. Die Frage, was vor unserer Geburt war, ist genauso wichtig – und wird oft ziemlich stiefmütterlich behandelt.

Wayne Dyer wagt sich an genau dieses Thema heran. Er hat eine unkonventionelle Methode gewählt und Kinder, die gerade sprechen können, zu Wort kommen lassen über das, was vor ihrer Geburt war. Dazu hat er Eltern weltweit aufgefordert, ihm zu schreiben, was ihre Kinder über die Zeit vor ihrer Geburt erzählt haben. Tausende Zuschriften kamen zurück. Eine Auswahl dieser enormen Anzahl an Zuschriften haben Dyer und Garnes nun in diesem Buch veröffentlicht.

Die Zuschriften sind wortwörtlich mit dem vollständigen Namen des Senders sowie dem Ort, wo der Absender lebt, abgedruckt. Dabei sind die Zuschriften nicht komplett ungeordnet, sondern je nach Thema in verschiedenen Kapiteln vorzufinden. So gibt es das Kapitel „Erinnerungen an den Himmel“, „Erinnerungen an frühere Leben“, „Erinnerungen an familiäre Wiedergeburt und Rollentausch“, aber auch „Mystische Weisheit und vorausahnendes Wissen“ und noch viele weitere. Je nach Inhalt haben die Zuschriften zwischen gerade einmal zwei Sätzen und zwei Seiten Umfang.

Verfasst hat das Buch Wayne W. Dyer, ein Psychologe, der einer der erfolgreichsten Bestsellerautoren im Bereich der Lebenshilfe ist und mehr als 50 Millionen Bücher verkauft hat. Dieses Buch ist sein letztes Buch, denn Dyer starb 2015. Dee Garnes, die Co-Autorin, ist seine langjährige Assistentin.

Rezension

Beeindruckend sind die viele Zuschriften, diese sind quasi das ganze Buch. Ich habe schon mehrere Bücher über Nahtoderlebnisse gelesen und erlebt, wie Menschen um aus meiner Sicht nur wenig bemerkenswerte Erlebnisse ein Riesenbrimborium machen und ein halbes Weltbild aufbauen. Dieses Buch ist anders. Viele der Zuschriften haben wirklich bemerkenswerten Inhalt. Dyer kommentiert keine der Zuschriften, er lässt die Texte einfach im Raum stehen und überlässt es dem Leser, sich sein eigenes Urteil zu bilden.

Und das finde ich gerade schön an diesem Buch. Einige der Zuschriften halte ich als überzeugte Naturwissenschaftlerin zwar für absolut unglaubwürdig, etwa die Erzählung einer Frau, die meinte, in den Augen ihrer sechs Wochen alten Tochter plötzlich ein gleißendes himmlisches Licht zu sehen. Auch dass das Buch teilweise doch ziemlich spirituell ist und versucht wird, die Existenz von Engeln zu beweisen, kam mir etwas komisch vor.

Doch der große Vorteil ist ja, dass sich der Leser selbst ein Urteil zu jeder Zuschrift machen kann, nicht in vorgefertigte Denkmuster „hineingestopft“ wird.
Und so ist dieses Buch gerade dadurch, dass die Meinung des Autors so stark im Hintergrund bleibt und so viele unterschiedliche Menschen ihre besonderen Erlebnisse mit Kindern schildern können, eines der besten Bücher, die ich zum Thema Jenseits je gelesen habe.

Allerdings sollte ich wohl darauf hinweisen, dass fast nur Christen schreiben. Wer also mit den Begriffen „Gott“ und „Jesus“ gar nichts anfangen kann, wird möglicherweise enttäuscht werden.

Fazit

Wer sich dafür interessiert, was jenseits unseres Lebens auf der Erde ist und möglichst auch an einen Gott glaubt, wird mit diesem Buch eine interessante Inspirationsquelle finden, die einen so schnell nicht wieder loslässt. Es ist unheimlich packend und eindringlich!