Rezension von Julia
Agnes Grey ist ein klassischer Roman aus dem Jahre 1847. Er stammt von Anne Brontë, einer der berühmten Brontë-Schwestern. Der Roman ist autobiografisch geprägt, da auch Anne Brontë zu ihren Lebzeiten als Gouvernante gearbeitet hat.
Den Beruf der Gouvernante möchte auch die gleichnamige Heldin in dem Roman Agnes Grey ergreifen, als ihrer Familie die Armut droht. Die Pfarrerstochter verlässt ihr Zuhause, um die Kinder wohlhabender Familien zu unterrichten.
Der Roman beschreibt die Herausforderungen, mit denen es Agnes in den beiden Familien, für die sie arbeitet, zu tun hat. Die Kinder der ersten Familie sind noch recht jung, aber hinterhältig, sadistisch und respektlos. Ihre Arbeit wird von der Hausherrin kritisiert und die Kinder in Schutz genommen. Nach einigen Monaten wird Agnes entlassen, da die Mutter der Kinder der Auffassung ist, sie sei als Lehrerin nicht kompetent genug.
Nach einigen Monaten in der Heimat nimmt Agnes schließlich bei einer neuen Familie eine Stellung als Gouvernante an, wo sie diesmal ältere Kinder unterrichten soll. Zwar sind die beiden jungen Damen Rosalie und Matilda, die Agnes nun unterrichtet, ebenfalls nicht einfach im Umgang, da sie Agnes oft hinterhältige Streiche spielen, aber es scheint, als habe Agnes alles in Allem mit dieser Familie eine bessere Wahl getroffen.
Als Rosalie, die ältere der beiden, schließlich einen wohlhabenden Gentleman heiratet und zeitgleich Agnes‘ Vater stirbt, entschließt die junge Agnes sich, zusammen mit ihrer Mutter eine Schule zu eröffnen und verlässt schließlich auch diese Familie.
Zwischen kleinen Anekdoten zu den Unternehmungen, die Agnes mit ihren beiden Schülerinnen unternimmt und dem Unterricht, mischt sich zudem auch ein Mann, der mit der Zeit zu Agnes‘ Ruhepol wird und der neben den Menschen, die auf dem Land ihrer Arbeitgeber leben, zu einer wohltuenden Abwechslung zu ihrem Alltag im Klassenzimmer wird. Er ist der neue Hilfspfarrer der Gemeinde und im Gegensatz zu dem Pfarrer auffallend mitfühlend und wohltätig den Armen gegenüber. Mit ihrem Wegzug zurück in die Heimat scheint zunächst auch die zögerliche Liebe der beiden verloren.
Persönliche Meinung
Agnes Grey ist ein Roman, den ich sehr angenehm zu lesen fand. Die Figuren haben Charakter, was es einfach macht, sich einen jeden von ihnen vorzustellen. Agnes‘ Charakter kam mir persönlich stellenweise etwas zu vollkommen vor. Durch ihre christliche Nächstenliebe wirkt sie oft etwas gutgläubig, vor Allem, wenn es um die Streiche geht, die die beiden Mädchen ihr von Zeit zu Zeit spielen. Allerdings muss an dieser Stelle auch gesagt werden, dass der innere Konflikt, in dem sie sich befindet (die Gebote ihrer Arbeitgeber gegen ihre eigenen Überzeugungen), durch ihren gutmütigen Charakter noch stärker hervorgehoben wird.
Die Sprache des Romans ist leicht verständlich und es fiel mir leicht, mich in das Geschehen einzufinden. Obwohl keine packende Spannung aufgebaut wird, konnte ich das Buch nicht aus der Hand legen. Eine gute Wahl, um dem Alltag für ein paar Stunden entkommen zu können und sich in eine andere Zeit zu vertiefen.