Das Labyrinth der Lichter schließt den Epos um den Friedhof der vergessenen Bücher ab. Schade, denn wenn es nach mir gehen würde, dürften gerne noch einige Bände folgen. Carlos Ruis Zafón hat ein so komplexes Werk geschaffen, dass auf der ganzen Welt seine Anhänger findet, und dies zu Recht. Mir war vor diesem Band nur der erste Teil dieser Reihe bekannt, aber man sagte mir, man könne diesen unabhängig lesen – und es stimmt. Meine Zweifel wurden direkt weggefegt.
Direkt nach den ersten Seiten bin ich wieder mittendrin in diesem Bestseller, man kann sich dem Zauber einfach nicht entziehen. Auf den ersten gelesenen Seiten gab es direkt ein Wiedersehen mit Daniel Sempere, und er ist nicht der einzige, man trifft noch einige andere Bekannte aus den vorherigen Teilen.
Daniel wird von einem Alptraum geplagt, doch seine Frau Bea kann ihn mit ihrer sanften Art beruhigen. Als dann der kleine Sohn Julian auch nicht schlafen kann, findet Daniel heraus, dass es an der Lektüre eines bestimmten Buches liegt. Er versteckt es in dem Bewusstsein, dass Julian es trotzdem finden wird. Und da haben wir ihn wieder, den wunderbaren Bezug zu besonderen Büchern, um die sich immer alles dreht.
Die eigentliche Handlung webt sich aber um Alicia Gris. Der Autor bildet mit seinen Geschichten eine Basis, die sich dem Leser erst so nach und nach erschließt. Die junge Alicia wurde in einer der ersten Geschichten von Fermin, ein Freund Daniels, gerettet, doch dies erfährt dieser erst viel später. Alicia arbeitet nun als Erwachsene für Leandro, der sie in diesem Fall der Polizei für Ermittlungszwecke vermittelt hat. Leandro fungiert als Alicias Mentor, er hat es nicht leicht mit ihr, er ist einer der wenigen der sie zu nehmen weiß. Alicia ist als Kind im Krieg, als Fermin sie unwissend rettete, schwer verletzt worden. Ihre Hüfte ist so schwer verletzt, dass sie oft unter starken Schmerzen leidet. Sie weiß was sie will, setzt dies durch und ist mit einer scharfen Beobachtung und – Kombinationsgabe gesegnet. Sie ist sehr erfolgreich in dem was sie tut, aber ihre Liebe zu Büchern wird dem Leser schnell bewusst, der zentrale Angelpunkt des Buches. Auch ihr jetziger Fall hat mit Büchern zu tun.
Der Minister Mauricio Valls ist verschwunden. Alicia versucht mehr herauszufinden, und es scheint um eine bedeutende Ausgabe des Labyrinth der Lichter zu gehen.
Der weitere Verlauf baut auf diesem Grundgerüst auf. Nicht nur die Ermittlung wird beschrieben, nein, er beschreibt auch Alicias Verbindung zum Vergessenen Friedhof, der ihr im Grunde zweimal das Leben geschenkt hat. Aber das sollte man selbst mitverfolgen, den meine Worte reichen nicht aus, um den Zauber in Worte zu kleiden, da braucht man einen Meister wie Zafón. Und das ist er in meinen Augen wirklich. Er beschreibt Dinge die manchmal nebensächlich erscheinen, aber im weiteren Verlauf ergeben sie ein großes Ganzes. Vieles deutet auf die Vorgänger hin. Dem Kenner verschafft dies entzücken, für den Unwissenden erschließt sich trotzdem die Geschichte dahinter. Einfach traumhaft!
Dieser Roman ist episch, er ist stimmgewaltig und wortgewandt. Absolute Leseempfehlung, volle Punktzahl