Rezension von Ulrike

Das Bilderbuch im Format 23 x 25 cm umfasst 36 Bilderbuchseiten. Die Seiten sind mit flächenhaft gestalteten Bildern in blauen und orangen Farbabstimmungen bedruckt und jeweils als Doppelseiten gestaltet.

Nikola Huppertz erzählt die Geschichte einer Großmutter „Omi“ und ihres Enkels „Mio“. Beide ergänzen sich beim Entdecken und Sammeln von Wörtern. Anfangs als Mio noch ein Baby ist, bewahrt seine Oma alle Wörter auf und schenkt sie ihm nach und nach. So ist es klar, dass Mios erstes Wort auch „Omi“ ist. Alle Wörter, die entdeckt und gesammelt werden, sind in roter Schrift geschrieben.

Obwohl das Zimmer in dem die Oma lebt, sehr klein ist und es nicht allzu viele Sachen gibt, ist dort eine Vielzahl von Wörtern zu Hause. Mio entdeckte so die unterschiedlichsten Arten von Worten. Es gibt laute und wilde Worte wie zum Beispiel „Springteufel“ oder Wörter die eher leise und schüchtern sind, wie „Wetterleuchten“ oder „Augenstern“. Es gibt auch eklige, traurige und ängstliche Wörter. Besonders viel Spaß machen die eigensinnigen Wörter wie „Schabernack“ oder „Seifenschaum“. Mios Oma verschenkt immer mehr Worte, bis sie schließlich ohne Worte ist. Daraufhin bringt Mio ihr seine Worte, die er aufgelesen hat, wie „Chicken Nugget“ oder „Konsolenspiel“. Diese Wörter fühlen sich in Omas Zimmer nicht wohl und wollen nicht bleiben. Bevor Mios Oma stirbt, gibt sie ihm das letzte Wort, das sie noch aufbewahrt hatte, „Mio“.

Fazit

Ein tiefsinniges Bilderbuch, das auch Erwachsene anrührt. Omi, die Hüterin der Worte, bereichert ihr Enkelkind unendlich. Nicht etwa kostspielige Geschenke bestimmen die Beziehung der Beiden, sondern das gemeinsame Entdecken und Sammeln von Wörtern. Schenken und beschenkt werden wird völlig neu erlebbar und macht eine Menge Spaß. Omi sammelt Wörter, sie ist die Beschützerin der vielen sehr unterschiedlichen Worte. Nach und nach verschenkt sie ihre Worte. Mio seinerseits entdeckt eigene Worte aus seiner Welt. Die Welt der Oma wird immer kleiner und die von Mio immer größer.

Die Geschichte wird sehr sensibel und liebevoll erzählt. Im Vordergrund stehen nicht Tod und Traurigkeit, sondern der riesige und kreative Wörterschatz der Oma. Die farbliche Gestaltung der Bilder in blau und orange gibt die jeweiligen Stimmungen wieder.

Ein Buch in dem Kinder und Eltern gerne immer wieder nach ausgefallen Wörtern stöbern. Gespräche über das Alter und das Sterben bekommen so einen warmherzigen Rahmen. Bestimmt fallen Eltern und Kindern „Lieblingsworte“ von Menschen, die ihnen nahe stehen ein. Wörter sammeln könnte ein neues Hobby werden.

Ein sehr faszinierendes und empfehlenswertes Bilderbuch. Das Buch ist geeignet für Kinder ab 4 Jahren.