„Hotel du Barry oder das Findelkind in der Suppenschüssel“ ist ein Roman der englisch-australischen Autorin Lesley Truffle, die ihrerseits in einem Hotel gearbeitet hat und somit bestens vertraut mit den Gegebenheiten in einem solchen ist. Das Buch erschien 2017 im HarperCollins Verlag als gebundene Ausgabe.
Worum geht es?
England 1919. Als an der Wäscheleine des prunkvollen Hotel du Barry ein Baby gefunden wird, ist die Belegschaft in hellem Aufruhr. Alle wollen das Mädchen verwöhnen, es umgarnen und behalten. Kurzerhand wird beschlossen, das Kind gemeinschaftlich im Hotel großzuziehen, ohne die Obrigkeit davon in Kenntnis zu setzen. Doch als dies doch zu Tage kommt und das komplette Hotel vernarrt ist, muss auch der Hoteldirektor sich eingestehen, dass er dem kleinen Mädchen nicht widerstehen kann…
Zuerst möchte ich klarstellen, was ich mir von dieser Geschichte erhofft hatte. Als ich den Titel hörte und mir den Klappentext durchlas, durchfuhren mich direkt Assoziationen zu einem Wes Anderson Film; skurril, komisch, herzerwärmend und liebevoll umgesetzt. Das alles in einem mir sehr geschätzten Setting, London Anfang des 20. Jahrhunderts. Dass, bis auf den letzten Punkt, dies nicht der Fall ist (zumindest nicht in der Form, wie ich es mir wünschte), ernüchterte mich schnell.
Das Buch hat zweifelsfrei seine amüsanten Seiten, die beschränken sich dann aber auf Angestellte, die beim Sex erwischt werden, derbe Wortwahl und solcherlei. Das hat leider nicht meinen Geschmack getroffen. Das größte Problem mit dem Buch für mich persönlich war aber, dass es sich liest wie eine Soap.
Es ist nicht ganz so niveaulos und endet auch nicht nach jeder Seite mit einem Cliffhanger, das möchte ich dem Buch gerne zugute halten, aber im Grunde geht’s in dem Buch nur darum, wer mit wem verkehrt und wie sich der oder die entwickelt und wie skandalös sich jener verhält. Die Charaktere konnten mich leider auch gar nicht berühren.
Dafür erfährt man so einiges über die damalige Upper Class, wer sich dafür in solchem Stil interessiert, der habe gerne mehr Spaß mit dem Buch, als ich ihn hatte. Denn mit Worten umgehen kann die Autorin definitiv.