Rezension von Annemarie

Dreißig Jahre Krieg. Aus heutiger Sicht unvorstellbar. Unvorstellbar schrecklich, wenn man bedenkt, dass der II. Weltkrieg schon in sechs Jahren Krieg, also gerade einmal in einem Fünftel der Zeit, entsetzliches Leid und entsetzliche Zerstörungen anrichtete. Doch wie kam es dazu? Was genau geschah während des Dreißigjährigen Krieges. Und – ganz wichtig – wie ging es der Bevölkerung während dieser Zeit?

Christian Pantle, Bestsellerautor („Die Varusschlacht. Der germanische Freiheitskrieg“) und Chefredakteur des Monatsmagazins G/Geschichte beschäftigt sich mit diesem Thema. Umfassend erläutert er die Umstände, Auswirkungen und Folgen des Krieges – oder besser der Kriege, denn der Dreißigjährige Krieg bestand aus vielen Kriegen, die zeitlich aufeinander folgten.

Die Situation der einfachen Bevölkerung wird exemplarisch auf Grundlage der Tagebuchaufzeichnungen zweier Männer, dem Söldner Peter Hagendorf und dem Mönch Maurus Friesenegger, erläutert. Hierbei handelt es sich um Personen, die wirklich lebten und die anhand ihrer umfassenden Aufzeichnungen einen tiefen Einblick in die Situation der damaligen einfachen Bevölkerung geben. Dies sind jedoch nicht die einzigen Tagebuchquellen für das Werk. Insgesamt sieben zeitgenössische Tagebücher bilden die wichtigsten Quellen des Werkes. 57 weitere Quellen vervollständigen die Literatur, die für den Band zurate gezogen wurde. Im Anhang sind eine tabellarische Zeittafel, ein Literaturverzeichnis, ein Personenregister sowie ein Ortsregister vorzufinden. Etwa in der Mitte des Buches sind einige Seiten mit hochwertigen Farbbildern vorzufinden.

Rezension

Dreißig Jahre Krieg in ein Buch zu bringen, ohne dieses langweilig werden zu lassen – das ist bei einem Werk wie diesem die Herausforderung. Und ich muss sagen, Christian Pantle hat sie hervorragend gelöst. Trotz der 340 relativ klein beschriebenen Zeiten hatte ich nicht das Gefühl, mich zu langweilen. Warum? Nun, den besonderen Reiz machen die Geschichten der beiden Männer aus, die sich wie ein Roter Faden durch die Irrungen und Wirrungen im Buch ziehen. Was sie erleben – und erleiden – ist einfach spannend. Zudem schreibt Pantle sehr plastisch. Er schmückt wenig aus und schreibt nur das, was auch wirklich passierte – und dennoch hat man oft beinahe das Gefühl, bei den Situationen live dabei zu sein und den beteiligten Akteuren sehr nahe zu kommen. Zugleich schafft der Autor auch Strukturen und ordnet kleinere Ereignisse in einen größeren Zusammenhang ein.

Im Laufe des Dreißigjährigen Krieges wiederholen sich leider die Ereignisse, sodass das Buch über die letzten 10 bis 15 Jahre doch nicht mehr ganz so spannend ist; der Grund dafür liegt aber meiner Meinung nach vor allem darin, dass sich die geschichtlichen Ereignisse wiederholen und nicht darin, dass der Autor langweilig schreibt.

Der Übergang vom Großpolitischen zum Leben der einfachen Bevölkerung kam mir bisweilen etwas holprig vor. Allerdings ist ein geschmeidiger Übergang bei einem dermaßen umfassenden Thema mit dermaßen vielen Facetten auch alles andere als einfach.

Ansonsten aber hat mir das Buch gut gefallen. Besonders nachhaltig hat mich beeindruckt, dass es bei einem Krieg nicht unbedingt Gut und Böse gibt, sondern dass viele Einstellungen ihre Legitimation haben und, dass zwischen den Personen, die sich auf den Tod bekämpften, nicht unbedingt Feindschaft herrschte, sondern vielmehr die Pflicht zu kämpfen deren Antrieb war. Meiner Ansicht nach hat auch dieses Werk das Potential, wieder ein Bestseller zu werden.

Fazit

Ein hochinteressantes Werk über den Dreißigjährigen Krieg, das einem die Situation der einfachen Bevölkerung während der Zeit enorm plastisch herüberbringt, zugleich aber auch die großpolitischen Ereignisse gut, strukturiert und verständlich nahebringt.