Rezension von Mona
Oftmals beginne ich eine Rezension mit einem Zitat aus dem Buch, das die Geschichte prägnant zusammenfasst oder dass für mich eine tiefere Bedeutung hat. Bevor ich zu lesen begann, bewaffnete ich mich auch vor dieser Lektüre mit allerlei Klebezetteln, um die schönsten und/oder wichtigsten Sätze festhalten zu können. Dann klappte ich das Buch auf, las erst das eine Kapitel, dann das nächste und schloss es nach zwei Stunden wieder mit der Erkenntnis, das meine altbewährte Methode hier nichts bringen würde. Zum einen ließ mir das Buch gar keine Zeit, um es zu bekleben und auf der anderen Seite hätte ich das Buch komplett abschreiben müssen in dem Bestreben, etwas besonders wertvolles festhalten zu können. Für mich ist das hier eher ein Kandidat, den man wieder liest, statt sich einzelne Sätze herauszuschreiben. Kurzum: Ich war begeistert!
Franziska Seyboldt erzählt in ihrem Werk von ihrem Alltag mit der Angst, angefangen mit Anekdoten aus der Kindheit, bis hin zu ihrem aktuellen Wettrüsten und Akzeptieren ihres ständigen Begleiters.
Laut Frau Seyboldt ist jeder sechste Deutsche mal von einer Angststörung umgeben. Das lässt den Umkehrschluss zu, dass wahnsinnig viele Menschen sich in ihren Erzählungen wiederfinden werden. Sie erzählt von gescheiterten und erfolgreichen Therapie, von Stigmatisierungen, von permanenter Selbstreflektion und dem Mut, die Angst als das hinzunehmen, was sie ist. Eine Emotion. Ein Gefühl, das mit der Realität oft nur wenig zu tun hat und dem man nicht zwangsläufig ausgeliefert sein muss.
Das Buch konnte mich auf mehreren Ebenen begeistern: Zum einen die Fähigkeit der Autorin, Dinge beim Namen zu nennen. Ich habe selten so treffende Schilderungen von Emotionen gelesen, wie hier. Dazu nutzt sie mehrere Stilmittel. Zum einen nutzt sie sehr schöne, sehr präzise und auch sehr komische Metaphern, um ihr Innenleben zu beschrieben. Dann hat die Angst ihren eigenen, sehr skurrilen Auftritt, wenn sie Zwiegespräche mit der Autorin führt und sie manipuliert. So erdrückend diese ganze Thematik auch erscheinen mag; Frau Seyboldt weiß sie absolut aufzulockern! Sie hat die perfekte Balance getroffen zwischen Ernsthaftigkeit und hilfreichen, sowie ermutigenden Aussagen und Komik.
Außerdem konnte ich mich sehr gut in die Autorin hineinfühlen; in ihre Erfahrungen, aber auch in ihre Erkenntnisse und den Weg dorthin. Es gibt bestimmte Mantras, die man irgendwann erlernt und im Alltag leider viel zu schnell vergisst. Da ist es doch schön, von jemandem wieder wachgerüttelt zu werden, der wirklich versteht.
Ich lege dieses Buch allen Menschen ans Herz, die Erfahrungen mit Angststörungen gemacht haben, aber auch allen, die das Glück haben eher unbeschwert zu leben, denn es ist immer von Vorteil, die andere Seite zu verstehen. Oder zusammenfassend gesagt: Ich lege dieses Buch allen Menschen ans Herz, die offen für eigene und fremde Erfahrungen sind und den treffend komischen Stil dieses Buches wertschätzen wollen.
Eine große Empfehlung!