Rezension von Annemarie
Kirche gilt als out. Immer weniger Menschen gehören noch einer Kirche an. Doch Glaube und Kirche sind nicht unbedingt gleichzusetzen. Und gerade der Glaube hat enormes Potential, das eigene Leben zum Positiven zu verändern. Wie man visionär glauben kann, wie man sein eigenes Leben mithilfe eines sicheren Glaubens gestalten kann, der doch unkonventioneller ist als viele Menschen aus den recht traditionellen Gottesdiensten schlussfolgern, erläutert Christian Hennecke. Der promovierte Priester, langjähriger Ausbilder von Priestern und Leiter der Hauptabteilung Pastoral im Bistum Hildesheim möchte mit diesem Buch dazu beitragen, die Kirche zukunftsfähig zu machen und den Menschen helfen, den eigenen Glauben aktiv zu gestalten. Dabei verknüpft Hennecke seine eigene Biographie mit Ideen und Ratschlägen, wie man den Glauben für sich und allgemein reformieren, d.h. volksnäher und näher an einem selbst und dem eigenen Leben gestalten kann. Dazu nutzt er auch diverse Bibelzitate.
Der Band besteht aus drei Teilen. Das erste 28 Seiten lange Teil lautet „Glaubensursprünge“ und behandelt die geschichtlichen Grundlagen, auf denen der christliche Glaube aufbaut. Der zweite – mit Abstand umfassendste – Teil lautet „Sieben Impulse“ und hat in seinen sieben Kapiteln so auch sieben verschiedene Ratschläge zum besseren Glauben, die ausgeschmückt werden. So lautet das erste Kapitel „Den Ur-Sprung leben“, gefolgt von „360 Grad hören“, „Das neue Sehen“, „Leidenschaft“, „Liebe spürten“, „Den Tanz feiern“ und schließlich „Werden, Wandern und Verwandlung“. Nach Vergangenheit und Gegenwart in den ersten beiden Teil hat der dritte Teil schließlich die „Kirche der Zukunft“ zum Thema. Die Teile bestehen aus mehreren Unterkapiteln mit je maximal fünf Seiten Umfang. Der zweite Teil hat zusätzlich zu Unterkapitel noch die genannten sieben Kapitel. Insgesamt hat der Band 173 Seiten.
Rezension
Der Autor ist katholischer Priester, das sollte man auf jeden Fall wissen. So schreibt er auch als Katholik. Als evangelische Person und insbesondere auch als Angehöriger einer Freikirche kann man da teilweise schon Probleme bekommen. Auch wenn Hennecke über Bonhoeffer, der bekanntlich evangelisch war, promoviert hat und offen an alle Christen schreibt, sind sein Hintergrund und seine Sichtweise unverkennbar. Wichtig ist zudem, dass man als Voraussetzung bereits einen halbwegs gefestigten Glauben mitbringen sollte. Wer mit dem Christentum eigentlich nichts anfangen kann und mal einen Band á la Glauben light lesen möchte, sollte sich wohl eher nach einem anderen Band umsehen. So sind die Zielgruppe des Bandes eindeutig Menschen, die zwar Christen sind, aber vielleicht Schwierigkeiten haben, den Glauben auch in ihrem Alltag mit ganzer Seele und überzeugt zu leben.
Schön fand ich, dass Hennecke nicht dogmatisch schreibt. Er gibt Anregungen, Ideen und versucht auf Grundlage der Bibel neue Impulse zu geben und etwas zu verändern. Nett sind auch die kurzen Unterkapitel, die so kurz sind, dass man den Band sehr gut immer mal wieder zwischendurch in kleinen Stücken lesen kann, ohne sich wieder in die Lektüre reinfuchsen zu müssen. Dazu schreibt der Autor leicht verständlich und ganz unterhaltsam und plaudert durchaus auch. Daher braucht man keine große Konzentration. Der Band ist in leicht überdurchschnittlich großer Schrift geschrieben und lässt sich so überall gut lesen. Die Schriftgröße und der vergleichsweise geringe Umfang des Buches haben aber auch den Nachteil, dass der Band eher schnell ausgelesen ist.
Fazit
Eine nette Lektüre insbesondere für Katholiken, die ihren Glauben im Alltag besser umsetzen und auch wirklich leben wollen.