Rezension von Annemarie

Das Leben. Immer wieder bunt, unerwartet, teilweise auch traurig. Und gerade die unterschiedlichen Menschen sind es, die das Leben so spannend und unberechenbar machen. Mit diesem Band hat Tom Hanks (ja, DER Tom Hanks) elf Kurzgeschichten veröffentlicht, die unterschiedliche Menschen in verschiedenen Situationen ihres Lebens zum Thema haben. Dabei beginnen die Geschichten oft ganz alltäglich und mitten im Alltag unterschiedlicher zu unterschiedlichen Zeiten und entwickeln sich teilweise außergewöhnlich. Sie haben zwischen zwölf und 40 Seiten Umfang. Zwischendurch sind vier anekdotische Kolumnen im Umfang von vier bis acht Seiten von Hank Fiset (wer auch immer das ist) über Einzel-, bzw. Verrücktheiten des Stadtlebens eingeschoben. Vereinzelt findet man einige eher kleine Schwarz-Weiß-Fotos von Schreibmaschinen, die auf jeweils einer ganzen Seite abgedruckt sind.

Rezension

Viele bekannte oder berühmte Personen kommen irgendwann einmal auf die Idee, etwas anderes auszuprobieren, und versuchen sich etwa als Sänger, als Schauspieler oder als Restaurantbesitzer. Die Ergebnisse sind teilweise durchaus diskutabel. Nun also versucht sich ein überragend guter Schauspieler als Autor. Ich finde Tom Hanks als Schauspieler wirklich gut und habe mich daher auf diese Lektüre gefreut.

Nun, um das Ergebnis vorwegzunehmen: Der Spruch „Schuster, bleib bei deinen Leisten“ hat von seiner Aktualität nichts eingebüßt. So sehr wie ich Tom Hanks als Schauspieler schätze, als Autor finde ich ihn leider unterdurchschnittlich. Warum? Zum einen hat mir sein Schreibstil nicht zugesagt. Er schreibt teilweise ausgesprochen grob und wunderbar detailreich, sodass mir – etwa bei fiktiven Schilderungen des Zweiten Weltkriegs oder/und bei Schilderungen von Verletzungen – öfters wirklich übel wurde. Irgendwie scheint Hanks es auch zu lieben, vulgäre Schimpfwörter im Text unterzubringen. Das mag ja den Zweck haben, dass der Inhalt realitätsnaher wirkt, ich finde aber, das kann man auch anders machen ohne den Leser gleich abzuschrecken. Aus diesem Grund und wegen seiner doch eher groben Schreibweise eignet sich dieser Band auch eindeutig nur für Erwachsene und ist für Kinder meiner Meinung nach ungeeignet.

Blöd fand ich auch, dass Hanks diverse Markennamen und Abkürzungen für Begriffe verwendet, mit denen ich nichts anfangen kann. Was ist beispielsweise eine LP? Was ein WhisperJet ViewLiner, ein Shuffle-Access Digital Valve-Relay, eine Max-Q-App, ein Turkeeto-Abend, ein Decaf-Soy-Latte, Circle W, eine Leash? Diese Liste ließe sich noch ewig fortführen, da ich auf mindestens jeder zweiten Seite einen Begriff fand, mit dem ich nichts anfangen konnte. Es erschwerte mir den Lesefluss doch deutlich, ständig irgendwelche Begriffe googeln zu müssen, um überhaupt zu verstehen, worum es geht. Schlussendlich fand ich den Schreibstil überhaupt nicht packend, die Inhalte langweilten mich oft ziemlich (wenn ich mich nicht gerade ekelte) und ich musste mich wirklich zwingen, den Band zuende zu lesen.

Mir ist zudem offen gesagt nicht klar, was Tom Hanks damit beabsichtigte, komplett unterschiedliche Kurzgeschichten zu schreiben, die aus meiner Sicht kaum Themenparallelen aufweisen, dazwischen wahre Kolumnen über das Stadtleben von einem anderen Autor unterzubringen und dann auch noch Schwarz-Weiß-Fotos von Schreibmaschinen einzufügen, die selbstverständlich keine Beschriftung haben. So wurde ich ziemlich ratlos von diesem doch ziemlich unüberschaubaren Wust an Geschichten zurückgelassen. Da hätte eine kurze Einleitung Wunder gewirkt.

Fazit

Tom Hanks ist ein Weltklasse-Schauspieler, und sollte, wie mir dieser Band zeigt, aufgrund seiner doch etwas – eigenen – Schreibweise auch bitte beim Schauspielern bleiben. Wer aber gerne typisch amerikanische Romane liest, die mit einer gehörigen Portion Grobheit gewürzt sind, könnte an diesem Band vielleicht doch Gefallen finden. Mein Tipp daher: Bitte immer vorher reinlesen!