Shalom Weiss porträtiert in diesem Buch sein Leben. Er selbst unterteilt dies in drei Bereiche. Der erste Abschnitt befasst sich mit seiner Kindheit in Ungarn. Er lebte in relativ geschlossenen Verhältnissen der orthodoxen jüdischen Gemeinde. Er beschreibt gut die Verhältnisse dort, es ist ein beginnender Antisemitismus zu ahnen. Der zweite Abschnitt beginnt mit den Deportationen der ungarischen Juden, unter ihnen Shalom Weiss und seine Familie, wobei der Vater und sein älterer Bruder vorher schon zum Arbeitsdienst eingezogen wurden.
Shalom und ein Bruder entkamen der Selektion nur durch Glück, die Mutter und die jüngeren Geschwister nicht. Er beschreibt mit eigenen Worten sehr eindrucksvoll das Lagerleben, die Trost und Hoffnungslosigkeit, und die Zwangsarbeit. Er erwähnt aber auch, dass es hier und da auch Mitleid gab. Er überlebte die Todesmärsche , und gelangte so nach Bergen-Belsen. Nach der Befreiung stirbt sein Bruder an Typhus. Shalom gelangt über Umwege nach Israel.
Hier beginnt dann für Shalom der dritte Lebensabschnitt und zeigt seinen weiteren Weg. Er lernt seine Frau kennen, die ein ähnliches Schicksal erlitten hat. Die Erzählung über sein Leben ist ergreifend und wirklich gelungen dargestellt. Mir gefällt, dass er trotz dieses Schicksals einen objektiven Blick wiedergibt. Er beschreibt die Zeit des Holocaust für sich so, dass es währenddessen für ihn keine Gefühle gab. Auch im Nachhinein beschreibt er das Verhältnis zu den Tätern als Nichtexistent, keinerlei Gefühle. Dennoch war Shalom in der Lage sein weiteres Leben gut zu bestreiten, Kinder zu bekommen und sie zu kritischen Menschen zu erziehen, die jedwede Form der Unterdrückung und Vertreibung ablehnen. Dies wird in den Anmerkungen der Kinder und Enkelkinder deutlich, die dem Buch angehangen wurden.
Mir hat imponiert das Shalom Weiss in der Lage war, sein Leben hier für alle wiederzugeben, mit allen Schrecken und Nachwirkungen des Erlebten. Wünschenswert für mich wäre, dass dieses Buch durch viele Hände geht und ebenso viele Menschen zum Nachdenken anregen wird, denn Shalom lehnt jedwede Form von Unterdrückung und Vertreibung ab. Ich denke, dass es ihm wichtig ist, dass andere Menschen dies erkennen. Da wir in unserer jetzigen Welt aber immer noch nicht frei von diesem sind, sollten die Leser von seiner Geschichte lernen.
Dieses Buch war nicht leicht zu lesen, da es kaum vorstellbar ist, wie es sein muss so etwas durchzumachen wie Shalom Weiss. Teilweise musste ich das Buch zur Seite legen und mich mit anderen Dingen beschäftigen, da es mich emotional so mitgenommen hat. Trotzdem würde ich sagen, dass mir dieses Buch auch sehr viel gegeben hat, denn es führte mir vor Augen das Menschen zu jeder Zeit schlimme Dinge tun, es lässt mich Vieles nun kritischer überdenken. Mich freut, dass Shalom noch ein normales Leben führen konnte, wobei der Schrecken natürlich nie ganz abfallen wird von einer Seele die so viel Leid erfahren musste. Leid, welches ihm bewusst von anderen Menschen angetan wurde.
Ich werde hier bewusst keine Sterne vergeben, da ich denke sie werden so einem Werk einfach nicht gerecht. Ich möchte es aber jedem empfehlen, der Bücher gegen das Vergessen mag, und seine Augen nicht verschließen möchte vor den schlimmen Dingen die wir Menschen uns gegenseitig antun.