Im 11. Teil der Harry Hole Reihe vom norwegischen Bestsellerautor Jo Nesbø tappt die Osloer Polizei im Dunkeln. Ein Serienkiller, der seine Opfer über die Dating-App Tinder findet, treibt sein Unwesen. Als die erste Frau ermordet wird, finden die Ermittler keinerlei Einbruchsspuren, dafür aber ein Eisengebiss und der Ermordeten fehlt ein halber Liter Blut.
Was ist hier passiert? Die Polizei steht vor einem Rätsel. Um dem Mörder das Handwerk zu legen, sind die Ermittler auf Hilfe angewiesen. Eigentlich hatte Harry Hole mit seinen unorthodoxen Methoden dem Polizeidienst den Rücken zugewandt. Als Lehrender an der Polizeischule wollte er dem turbulenten Ermittlerleben den Rücken zukehren, um mehr Zeit mit seiner Frau Rakel und ihrem Sohn Oleg verbringen zu können. Doch als er von seinem ehemaligen Chef Mikael Bellmann erpresst wird, bleibt ihm nichts anderes übrig, als sich dem Fall anzunehmen.
Mit einem eigens zusammengestellten Team lässt Harry Hole die alten Zeiten als Ermittler aufleben und begibt sich auf die Jagd nach dem Mörder. Wie sich im Laufe der Geschichte herausstellt, ist dieser dabei kein Unbekannter, sondern ein seit Langem gesuchter Serientäter, der nun als Vampirist sein Unwesen treibt.
Rezension
Unperfekte Helden sind in der Literatur keine Neuheit und nach einer heilen Welt sucht man hier oftmals vergebens – gerade wenn es um Ermittler oder Detektive geht. Auch Harry Hole, der Protagonist in der gleichnamigen Reihe des norwegischen Krimiautors Jo Nesbø, kann sich in diese Kategorie einordnen. Denkt man zunächst, der ehemalige Alkoholiker habe sein Leben neu geordnet und würde nun mit seiner Ehefrau und ihrem Sohn Oleg ein ruhiges Leben genießen, wird der Leser schnell eines anderen belehrt.
Harry Hole wird von seinem früheren Chef Mikael Bellmann mit Wissen über Olegs Vergangenheit unter Druck gesetzt, sodass Hole nach seinem Ausstieg aus dem Ermittlungsdienst für einen letzten Fall zurückkehrt. Auch wenn der Protagonist diesen Fall nicht freiwillig annimmt, merkt man als Leser, dass er noch immer den Drang in sich spürt, Verbrechen aufzuklären. Es wird deutlich, dass er scheinbar nicht für ein „perfektes“ Leben gemacht ist. Erschwerend hinzu kommt, dass es sich bei dem Verdächtigen um einen für Hole nicht Unbekannten handelt. Hieraus lässt sich auch schließen, dass der ehemalige Ermittler seinen Ausstieg aus dem Polizeidienst dazu nutzt, um diese alte Rechnung zu begleichen.
In Nesbø’s Schilderungen bekommt man einen tiefen Einblick in die Psyche von Hole, der eigentlich sein entspanntes Leben genießen könnte, es aber dennoch nicht kann. Der Druck Mikaels, der Drang nach dem Retten von Menschen und das zu Ende führen seines vergangenen Falls ist zu groß. Ob der Verdächtige tatsächlich der gesuchte Mörder ist, wird im Verlaufe der Geschichte schnell klar, doch das Stellen von ebendiesem erweist sich bis zur letzten Minute als nahezu unmöglich. Der Leser wird auf eine nervenzerreissende Reise geschickt, bei der es Nesbø ausnahmslos gelingt, die Spannung aufrechtzuerhalten. Nicht zuletzt, weil der Roman zahlreiche nicht zu erwartende Wendungen und Verstrickungen enthält, die den Leser gerade zum Ende hin überraschen.
Fazit
Insgesamt ist Durst ein fesselnder Spiegel-Bestseller mit einem zerrissenen Protagonisten, der versucht, seiner Berufung nachzugehen und gleichzeitig das Familienwohl zu wahren. Außerdem überzeugt der 11. Band der Harry Hole Reihe mit einem durchdachten Täter, der als sogenannter Vampirist blutrünstiger nicht sein kann.